Beiträge von MartinB im Thema „Beobachtungsabend mit Grundschülern“

    In der 4. Grundschulklasse meines Sohnes Jan war vor einigen Wochen das Weltall und unser Sonnensystem Thema des Sachkundeunterrichts.


    Mitte letzter Woche kündigte sich endlich mal stabileres Wetter mit Chance auf klaren Himmel an, deshalb lud ich die Schüler und Eltern für Freitag abend um 19 Uhr zu mir zum "Sternegucken" ein. Ich wohne in einem kleinen Weiler mit ca. 10 Häusern, bis zum nächsten Dorf sind es 4 km.


    Insgesamt kamen dann 8 Kinder, und drei Väter blieben zum Beobachten, ein Elternpaar mit weiteren Kindern kam per Nachtwanderung vorbei.
    Leider war ich die ganze Zeit so beschäftigt, dass ich keine "Beweisfotos" von userem Beobachtungsabend machen konnte.


    Die Bedingungen waren praktisch ideal: Milde Temperatur, annähernd klarer Himmel, gutes Seeing, günstige Mondphase (zum Mondbeobachten genug und für Deep Sky nicht absolut störend), und Wochenende - fast schon unglaublich nach DEM miesen Astrowinter.


    An Gerätschaften hatte ich meinen 18" f/4,3 Dobson auf EQ-Plattform aufgebaut, den kleinen 6" f/5 Dobson (leider nur mit 6x30 optischem Sucher), und mein Lidl-Scope (Skylux 70/700) mit Nachführmotor.


    Zunächst war es noch dämmrig, aber die Mondsichel stand hell und hoch genug am Westhimmel. Alle verfügbaren Teleskope wurden also erst mal auf den Mond gerichtet. Die Vergrößerungen wurden so gewählt, dass der gesamte Mond sichtbar war.
    Die meisten Kinder und auch Eltern hatten den Mond zuvor noch nicht so detailliert beobachten können, und wir bewunderten die Gebirge und Krater auf seiner Oberfläche.


    Knapp über dem Westhorizont konnten wir die Venus sehen. Schnell schauten wir mit dem 6" Dobson bei 150x dorthin. Derzeit ist leider nur unspektakulär ein kleines Scheibchen zu erkennen, dennoch war sie klar von einem Stern unterscheidbar.


    Nun wurde es langsam richtig dunkel. Mehr und mehr Sternbilder wurden sichtbar. Die Kinder hatten in der Schule drehbare Sternkarten selbst gebastelt, und so wurden schnell einige Sternbilder entdeckt.


    Als nächstes wurde der Mars angepeilt, wegen der geringen Größe diesmal nur mit dem großen Teleskop. Mit 5mm Radian hatten wir knapp 400x Vergrößerung. Die recht ruhige Luft erlaubte es uns, deutlich die Polkappen und andere Strukturen auf seiner Oberfläche zu sehen.


    Danach war M42 an der Reihe. Die Kinder waren erstaunt, dass es solch neblige Strukturen in unserem Weltall gibt. Mit dem kleinen Dobson versuchten sie, das Objekt auch mal selbst nach meiner Anleitung zu finden.


    Zwischendrin wurden selbständig einige Sterne mit dem kleinen Doson angepeilt, und die Kinder entdeckten, dass im Teleskop die hellen Sterne meist eine deutliche Färbung zeigen.


    Nun stand der Saturn hoch genug am Himmel, um zum lohnenden Beobachtungsobjekt zu werden. Diesmal vergrößerte ich nicht ganz so hoch, nur ungefähr 230x mit dem 18" und 150x mit dem 6".
    Der Saturn war ganz klar das Highlight des Abends. Ich wies die Kinder auf den Mond Titan hin, und sie entdeckten in einer Reihe mit ihm und dem Saturn noch weitere kleine Lichtpünktchen, die auch Monde waren, wie ich ihnen bestätigen konnte.
    Selbst im kleinen Dobson sahen einige Kinder schon Wolkenstreifen in Saturns Atmosphäre.


    Zwei Kinder hatten Ferngläser mitgebracht, die sie zwischendrin eifrig am Himmel ausprobierten. Sie staunten über die vielen Sterne, die man damit zusätzlich sehen kann.


    Ein besonderes Fernglasobjekt sind die Plejaden. Einige Kinder dachten, dies sei der kleine Wagen - diesen lustigen Irrtum konnte ich leicht aufklären und den "richtigen" kleinen Wagen zeigen.


    Nun war ein Sternhaufen dran, ich entschied mich für M44/Praesepe im Krebs. Bei niedrigstmöglicher Vergrößerung bot er vor allem in den kleinen Optiken einen tollen Anblick.


    Zum Schluß peilte ich noch M81/M82 an. Leider war es für spektakuläres Galaxienspechteln nicht dunkel genug und viel zu dunstig. Trotzdem konnten wir die beiden Galaxien deutlich sehen, und meine Erläuterung, das Licht, das jetzt gerade bei uns ankommt, sei schon auf Reisen gegangen, bevor es Menschen auf der Erde gab, machte einen starken Eindruck auf meine Mitbeobachter.


    Ein Junge und ein Mädchen waren besonders eifrig bei der Sache, die werden sich bestimmt noch weiter mit dem Thema beschäftigen. Gerade das Mädchen stellte viele Fragen, z.B. wie man die Entfernungen zu den Sternen genau messen kann. Dem anwesenden Vater war die kindliche Begeisterung schon etwas peinlich, und ich musste ihm versichern, dass ich das im Gegenteil ganz toll fand. Spontan dachte ich daran, ob Caro wohl auch mal so angefangen hat[:)].


    Nach und nach verabschiedeten sich die Kinder und Eltern.
    Ich gönnte mir eine Pause und wollte anschließend noch gemütlich weiterspechteln. Daraus wurde aber nichts, weil es nun für Deepsky viel zu diesig wurde und das Seeing dermaßen einbrach, dass selbst 100x Vergrößerung schon nicht mehr sinnvoll waren.


    Es war ein schöner Abend, der sicher einigen meiner Gäste noch lange in Erinnerung bleiben wird.


    Ich hoffe, ich konnte euch mit meinem Bericht dazu anregen, auch selbst mal die Faszination am Weltall an eure Mitmenschen weiter zu geben.


    Gruß,
    Martin