Hallo liebe Leute,
nach fast einer Ewigkeit melde ich mich hier zurück. Es war, seit dem letzten Beitrag von mir, noch ein ganzes Stück harte Arbeit, um den Spiegel in die Sphäre zu bekommen. Und ohne die wirklich sehr enge Zusammenarbeit mit Alois, hier aus dem Forum, wäre die Arbeit eh nicht realisierbar gewesen. Hätten wir jeden Schritt, den Alois und ich besprochen haben, gepostet, wäre der Thread nun um 439 Bilder und geschätzte 80 Seiten länger ;-).
Was haben wir in den 3 Monaten alles gemacht ?
Nun das kann man in ein paar Stichpunkte fassen, die ich folgend weiter Erläutern werde.
Die Punkte waren wie folgt:
Punkt 1 : Einen Künstlichen Stern mit Hilfe eines Lasers bauen
Punkt 2 : Überprüfung des Spiegels auf vorhanden Astigmatismus
Punkt 3 : Gezieltes beheben des Astigmatismus mit Hilfe von Kreuz-Strichen
Punkt 4 : Den Spiegel glätten und mit Mini-Tools weiter in Form bringen
Nachdem wir den Spiegel recht glatt gemacht hatten, machten wir mit einem Künstlichen Stern einen Test. Zuvor mussten wir aber noch 2 Dinge klären. Zum einen sei da der Teststand erwähnt, wo der Spiegel drin ruht. Als zweites musste noch ein Künstlicher Stern gebaut werden. Diesen habe ich bei Conrad bestellt. Wichtig ist, das die Optik entfernbar ist und der Laser so keinen Punkt mehr erzeugt.
Das Bild zeigt den Testaufbau, aufgesattelt auf den Foucaultester. Um den Bündelabstand konstant zu halten, wurde ein M8 Gewinde zwischen Laser und Okular geschoben. Trotz des Panzertapes war alles enorm stabil !
Das Laser licht bildet nun eine Art Kegelform, die auf den Spiegel trifft. Das reflektierte Laser licht wird nun sehr nahe neben dem Laser in ein Okular geleitet. In meinem Fall war es ein 10mm Plössl Okular. Nun wurde die Entfernung zwischen Okularmitte und Lasermitte auf 30mm eingestellt. Das ist der so genannte Bündelabstand. Zuerst hatte ich das Lichtbündel, welches aus dem Okular kam, ca. 20 cm hinter dem Okular auf ein weißes Stück Pappe projiziert. Dort konnte man schon einen Astigmatismus erkennen.
Hier sieht man den Astigmatismus schon recht gut. Die Aufnahme wurde gemacht, als wir Intrafokal des Krümmungsmittelpunktes waren. Dieser Strich muss zum Kreis werden.
Dieses Bild zeigt den Laserstrich Extrafokal. Das ist auch die Achse, die korrigiert werden muss.
Da ich aber ja ganz neu in der Materie war, fragte ich Alois, ob er mit mir einen Onlinetest am KS durchführen wollte. Dieses ging schon recht gut via Skype. Und ich fühlte mich ein Stück sicherer. Trotzdem war es noch nicht ganz optimiert. Und so überlegten wir beide nach einer Möglichkeit, die Bildqualität noch zu verbessern. Da hatte Alois die zündende Idee, einfach den Projektionsabstand zu erhöhen. Das war ohne weiteres machbar und so versuchten wir unser Glück bei dem nächsten Lasertest. Nun hatten wir einen Abstand von 1,12m. Als Alois sich anschließend das Bild in Skype auf Vollbild stellte, konnte er das Bild viel besser beurteilen. Im Durchschnitt brauchten wir pro Lasertest knapp 2 Stunden an Zeit. Da meine Testeinrichtung auf dem Boden steht, sind natürlich immer mal wieder Luftturbulenzen zu erwarten. So mussten wir immer einen Moment warten, bis das Bild sich beruhigt hatte.
Die genauen Auflagepunkte, hier durch schmale Panzertapestreifen realisiert.
Und so haben wir in der ganzen Zeit schätzungsweise 6 oder 7 Tests gemacht. Aber es war notwendig um den weiteren Weg bestimmen zu können. Bei den ersten Tests bekamen wir Differenzwerte von 0,75 mm im Durschnitt heraus. Also war doch recht heftiger Asti im Spiegel vorhanden. So gab mir Alois den Rat, mit einem 170er Tool ( dessen Pech nach der neuen Methode durch den "Weichmacher" Mazola-Öl gemacht wurde ) auf der Astiachse mit sog. genannten Kreuzstrichen zu arbeiten. Wenn man sich den Spiegel wie eine Uhr vorstellt, so wurde die Achse mit dem Astigmatismus auf 12 Uhr gedreht und 5 Minuten lang mit leicht schrägen Strichen in dem Bereich von 10 - 14 Uhr bearbeitet. Der Winkel, in dem die Striche zu einander stehen sollten, war bei mir so ca. 30°. Ebenfalls sollte ein leichter Druck beim herausfahren aufgebaut werden. Als wolle man das Glas nach außen schieben. Wenn man bei dieser Methode mit der Hand, die auf das Tool Druck ausübt, auf Höhe des Spiegelrandes ist, wird der Druck abrupt weggenommen. Sonst greift es den Rand wieder an. Ich machte dabei 1/3 bis fast 1/2 Tooldurchmesser Überhang über den Rand. Als ich herausgefahren war, drehte ich das Tool schwimmend wieder in einer 180° Bewegung auf die Spiegeloberfläche. Auch das ließ den Rand in Ordnung. Diese Prozedur wiederholte ich auf der 6 Uhr Position des Spiegels ebenfalls. Das ganze habe ich anschließend mit meinem 320er Tool etwas geglättet. Danach folge wiederum ein Sterntest.
Hier ein Foucaultbild nach der ersten Astigmatismusbekämpfung. Müssen wohl 2 Leute auf dem Spiegel gesessen haben ;-).
Dazu gab es dann auch noch das dazugehörige Bild vom Künstlichen Stern !
Hier noch einmal ein Zwischenstand während der Glättungsphase. Schön sind die Täler auf der Oberfläche zu sehen, die vom Astibekämpfen herrühren.
Während des Glättens kam unter anderem auch diese schöne Sanduhr zum Vorschein. Der Lasertest ist doch recht hart und zeigt einem jeden Fehler auf.
Diese Prozedur musste man solange wiederholen, bis der Differenzwert der beiden Brennpunkte sich auf 0,10 mm näherten. Dann läge die Differenz im Brennpunkt bei 0,05mm, und damit sicherlich unter der Wahrnehmbarkeit bei dem örtlichen seeingbedingten Klimabedingungen. Diese Pendelbewegung zwischen Messen und korrigieren zog sich über 10 Wochen hin. Und ich muss dazu sagen, ich habe in der Zeit vielleicht 3 Tage den Spiegel nicht angerührt. Zwischenzeitlich waren wir kurz über das Ziel hinausgeschossen, sodass sich die Astiachse verlagerte. Und so musste ich nochmals korrigieren.
Als wir den Spiegel nun viele Male mit dem großen 320er Tool mit W-Strichen mit 1/4 Überhang geglättet hatten und zwischendurch auch mit dem 230er Tool Kreise gefahren hatten fiel uns auf, das er am Rand noch etwas Unregelmäßigkeiten hatte. Der Rand war rundherum mehr oder weniger abgesunken. Der Durchmesser des Wulstes lag um die 25mm vom Spiegelrand zur Spiegelmitte. Für solche Zwecke hatte ich mir durch Alois seinem Tipp noch 3 Tools mit weichem Pech und einer Unterlegscheibe als Träger in 30, 36 und 50mm gemacht. Alle größeren Tools waren aus Gips.
Das Bild zeigt sehr schön was passiert, wenn man etwas zu übereifrig zu Werke geht. Zwischen 8 und 9 Uhr sollte nur ein Wulst lokal poliert werden. Das wurde er auch..nur leider etwas zu lange :-/.
Und nun kam der Tanz auf dem Rand. Mit kreisenden Bewegungen wurde mit dem 50er Tool auf dem Wulstgiebel poliert. mit ca. 2,5 cm großen Kreisen und bis 1/4 Überhang wurde dort poliert. Man musste dabei auch in kleinen Etappen arbeiten, da man sich sonst schnell einen persönlichen Schützengraben bastelt ;-). So machte ich immer nur 2 Runden um anschließend wieder unter dem Foucaulttester zu testen. Damit ich mir nicht so schnell eine Furche in das Glas polierte, wurde zwischendurch immer wieder mit einem 80er Tool die Strecke nachgearbeitet. Dies war ebenfalls der Fall, als der Wulstgiebel etwas weiter Richtung Spiegelzentrum lag. Man konnte ohne weiteres diverse Zonen mit dieser Methode bearbeiten ! Egal ob sie in der Mitte oder am Rand lagen. Der Rand blieb selbst bei dem Überhang mit den Minitools sehr schön und kippte nicht noch weiter ab !
Diese Methode ist wirklich empfehlenswert. Da hatte Alois auch nicht mit gerechnet, das der Rand so schön wurde und auch blieb.
Das ist das aktuellste Schattenprobenbild. Die kleinen Unebenheiten werden beim Parabolisieren noch weiter verschwinden.
Alois errechnete dann aus den Bildern und weiteren Daten folgende Werte, die in den Bildern oben aufgeführt sind:
Das war nun ein kurzer Abriss, was die letzten Wochen und Monate passiert ist. Nun kommt das Finale und das eigentliche Thema des Threads hier: das Parabolisieren.
Viele Grüße und klare Himmel wünscht,
André