Hallo allerseits,
ich versuche erst die Grundidee der Methode die wir anwenden werden zu beschreiben.
Alle sehr genau wirkende Zahlen sind von einer Fülle an schwer zu kontrollierenden Parameter mehr oder weniger beeinflusst. Z.B. Pechhärte, Temperatur, ph-Wert des Wassers, Luftfeuchtigkeit, Strichgeschwindigkeit, Poliermitteltyp und -Konzentration, usw. Aus dem Grund wird das Parabolisieren in relativ kleine Schritte angegangen, damit wir rechtszeitig korrigieren können.
1. Das Parabolisieren wird über den relativen Parabolisierungsgrad (Korrekturgrad) der Zonen gesteuert und nicht über die Form der Oberfläche. Wenn jeder Zone 100% erreicht hat, hat die Gesamtparabel auch 100% erreicht. Es wird zuerst mehr Korrektur in den äußeren Zonen einpoliert und dann werden, nach und nach, die inneren Zonen korrigiert. Das heißt auch, eine innere Zone soll - im Laufe der Bearbeitung - nie mehr Korrektur bekommen als die nachfolgenden äußeren Zonen. (In der Praxis wird das mit Sicherheit und trotz aller Sorgfalt passieren!).
Für diese Art von Steuerung brauchen wir konstant bleibende Messzonen, was die Fotografische Auswertung ausschließt. Der Korrekturgrad wird in FigureXP unter der Option "M-L Plot" oder in der letzten Spalte der exportierten Auswertung ("% Zonal Correction") ausgegeben.
2. Das Parabolisieren erfolgt ausschließlich ToT, mit Subdiameter Tools.
Der Durchmesser des idealen Tools liegt bei 60% des spiegel Durchmessers oder des Teils des Spiegels was noch parabolisiert werden muss. D. h. wenn die äußeren Zonen schon bei 100% liegen, brauchen wir für den Rest des Spiegels ein kleineres Tool. Kleine Abweichungen des Tooldurchmessers - nur vom Optimum nach unten - können durch Offset kompensieret werden. (Offset und Überhang habe ich einige Seite früher schon mal beschrieben). Harter Pech macht das Tool grösser wirken, weicher Pech kleiner.
Bei einem zentralen Strich (Offset = 0) bringt das Tool die maximale Wirkung (größte Parabolisierungseffekt) auf der 80% Radius des Tools. Das ist die "Scharfe Zone". Weiter nach außen, bis zum Tool Rand, wird die Wirkung immer kleiner. Über den Rand ist die Wirkung null. Weiter nach innen wirkt das Tool immer weniger (bis ca. 60% des Radius). Noch weiter nach innen wirkt das Tool in Richtung Sphäre.
Das war die Theorie.
(==>)André
Wir werden, nachdem Du mit dem Berg in der Mitte durch bist, mit der Toolvorbereitung anfangen. Als erstes kommt einen 0,6 * 530 = 318mm Durchmesser Tool. Praktisch: 300 bis 320mm. Was hast Du in dem Bereich schon gegossen?
Das Tool MUSS vorerst für den Einsatz mit Stiel vorbereitet sein.
Dann bitte die Pechhaut gießen und die Kanäle schneiden/pressen. Kanalbreite 5 bis 6mm, Kanal Tiefe 6 bis 8 mm.
Wenn Du die Pechhaut direkt auf dem Spiegel gegossen hast (so wie in den Film den ich verlinkt habe gezeigt wird) hat sie schon die richtige Form und braucht nur noch die Feinanpassung. Sonst bitte warmpressen bis die Form stimmt.
Für die Feinanpassung brauchst Du ein Fliegennetz und die vorbereitete Poliermischung (2 Teelöffel (gestrichen) Ceri / 1 Liter destilliertes Wasser. Bereite bitte 3 x 1,5 Liter Flachen vor). Noch dazu eine Sprühflache für die Poliermischung. Für die Feinanpassung Netz auf dem Spiegel ausbreiten, reichlich mit Poliermischung besprühen und die Polierschale draufsetzen. Polierschale bis auf ca. 10kg (Gesamt Eigen- plus Zusatzgewicht) beschweren. Nach ca. 30 min kontrollieren, ob das Netz sich gleichmäßig und überall sich ins Pech eingedrückt hat. Wenn nicht, besprühen, wieder aufsetzen und weitere 60 min arbeiten lassen. Wieder kontrollieren. Bei Bedarf, Kanäle wieder öffnen. So lange wiederholen bis es stimmt.
Nur wenn das Netz komplett, ganz und 100% sich eingedrückt hat und wenn die Kanäle schön offen sind ist die Pechhaut fertig für den Probeeinsatz. Es ist sehr wichtig, die Feinanpassung komplett zu machen.
Die angepasste Pechhaut bleibt zwischen den Poliersessions im Regal oder auf einem Tisch, mit einem Runden Deckel gegen Staub geschützt. Soll die Raumtemperatur über 25° nach Oben gehen, muss die Schale im Keller.
Kurze Zusammenfassung:
- Stiel und Stielansatz vorbereiten
- Poliermittel vorbereiten
- Pech gießen
- Wenn notwendig warmpressen (Grobanpassung)
- Feinanpassung
Am Ende bitte Bescheid geben:
- Durchmesser der Polierschale?
- Die Gesamtpresszeit für die Feinanpassung.
Und André, bitte nicht sofort anfangen mit der Parabolisierung. Ich muss noch den Probeeinsatz beschreiben. Warnung: ab jetzt wird jeder Fehler extrem schwer zu korrigieren sein!
Viele Grüße,
Horia