Beiträge von Kalle66 im Thema „maximale Vergrößerung“

    Hi,
    ich hab mal nachgeschaut, was Texerau geschrieben hat:


    Im Zusammenhang mit der Zusammenstellung eines Okularsets, erklärt er, dass es nicht sinnvoll erscheint, die Okularbrennweiten gleichverteilt zu wählen (das wäre Verschwendung), sondern mal sollte sich zunächst auf ein Okular mit AP 3mm bis 6mm konzentrieren, dann eines mit mittlerer Vergrößerung mit 0,8mm AP. Ergänzend kann man sein Set dann mit einem höchstvergrößerndes Okular (AP <0,5mm) und bei Vorliebe für Planeten mit weiteren Okularen mit AP 0,65mm bis 1mm, bei Veränderlichen mit AP um 1 bis 2mm.


    Als optimale Vergrößerung nennt er APs um 0,8mm bis 0,9mm. Seine Vorschlagsliste sieht folgender Maßen aus:

    Code
    Vergrößerung...AP...Okular für 200-f/6-Newton
    48x............4,2...25mm
    100x...........2,0...12mm
    150x...........1,3....8mm
    200x...........1,0....6mm
    240x...........0,83...5mm
    267x...........0,75...4,5mm
    300x...........0,67...4mm
    400x...........0,5....3mm

    (siehe Tabelle VII - "How to make a telescope", 3.Auflage, 1962)
    Damals waren Weitwinkel-Okulare noch suspekt und Kellner, Plössl, Orthos und Ramsden wurden von ihm bevorzugt.


    Guenther, Du würdest das Feld um die opt. AP mit einem Zoom erschlagen, oder?[;)]
    Alles in allem sieht die Liste so altmodisch gar nicht aus? Was denkt Ihr?


    Gruß

    Hi allseits,
    zum astronomischen Sehen gabs mal einen schönen Artikel in der "interstellarum":
    "Das Astronomische Sehen - Teil 2: Grenzgröße und Adaption" von Klaus Stepputat


    Darin wird beschrieben wie die Sehzellen zwischen Tag- und Nachsehen sich umschalten und zusammenschalten, um auf lichtschwache Einflüsse noch zu reagieren. Uew Pilz hat im ersten Teil seine Erfahrungen zusammengetragen ob man mit Heidelbeerkompott die nächtliche Sehkraft erhöhen kann.


    Das hilft allerdings hier nur bedingt weiter, denn hier geht's ja nicht um die Wahrnehmungsschwelle, sondern um die Auflösungsfrage. Dazu folgende (meine) Überlegungen: Die Austrittspupille des Okulars (die berühmten 0,5 bis 0,8mm) bei max. Vergrößerung treffen auf ein nachtadaptiertes Auge mit Eingangspupille von - sagen wir - 7mm. Faktisch, da der Kopf nicht am Okular angeklebt ist, heißt das, dass ständig ein kleiner Teil der Augenlinse durchleuchtet wird und dieser lichtdurchflutete Teil sich ständig ändert (mit dem Kopfwackeln). In der Annahme, dass genügend Licht zur Reizauslösung vorhanden ist, kommt es - verzeiht es, ich kann es als Nichtmedizinier nur vermuten - einerseits zu ständig neu gereizten Sehzellen und zu einer ständigen Akomodationskorrektur. Dieses wandernde Netzhautabbild wird dabei im Gehirn zu einem Gesamtbild integriert (die Fotografen 'stacken' ja auch), welches vermutlich besser ist, als das Auflösungsvermögen des Auges im Einzelbild selbst. So hat man z.B. festgestellt, dass Autisten eine Sehschärfe haben, die 2,5-mal so gut ist, wie bei uns Otto-Normal-Bürgern (somit Greifvogelniveau). Unsereiner schafft in jungen Jahren bis 0,75' Auflösung (150% Sehschärfe), mit 60 Lenzen eher 1'. Schwankungen um die +/- 50% sind nicht ungewöhnlich. (Nachzulesen alles im Wiki)


    Die Oberflächengüte der Hornhaut liegt nach Wiki-Angaben bei Lambda/2, hat also die für Linsen notwendige opt. Qualität. Die Glaskörpertrübungen ("fliegende Mücken") haben auf die Sehschärfe selbst keine Auswirkungen. (Kurt, Du brauchst da keine Angst haben.[;)]


    Soweit mein Verständnis reicht, ist damit AUGENSEITIG mehr die Sehgewohnheit und die gehirnmäßige Sehverarbeitung von Bedeutung als irgendwelche physikalisch optischen Gesetzmäßigkeiten. Es scheint mir, dass Texerau mit seinen 0,8mm mehr einen Mittelwert (ich gehe davon aus, dass er einfach die Gewohnheiten verschiedener Personen gemittelt hat) meinte, als dass er einen medizinischen Grenzwert meinte. Es fehlt dann, wenn meine Vermutung stimmt, halt die Angabe zur Streuung.


    Dass es andererseits keinen Sinn macht so stark zu vergrößern, dass man nur noch Beugungsscheibchen sieht, darüber brauchen wir hier wohl nicht mehr streiten.


    Um mit großen Teleskopen die Schärfe voll auszureizen, lohnt es sich, soweit ich informiert bin, auch mal die Öffnung mit einer Maske gezielt zu verkleinern (und damit das Öffnungsverhältnis zu ändern), sei es um am Spiegel Randfehler auszublenden oder um Seeingbeeinträchtigungen zu vermindern.


    Kritisch halte ich übrigens: Höchste Vergrößerung bei lichtschwachen Objekten und nicht irgendwelche helle Mondkrater. Auch hier sollte man vorab klarstellen: Geht es um die Wahrnehmungsgrenze/Reizschwelle oder nur um Auflösung/Separation. M27-Zentralstern ist nicht gleich Kraterwand im Mond.


    Gruß