Beiträge von DK279 im Thema „Theorie über d. Geburt/Gestalt des Weltalls (lang)“

    Hallo Dirk,
    ein Schwarzes Loch "für sich" erstmal könnte im Prinzip beliebig wachsen. Nur, dafür braucht man natürlich Materie die man ihm "zuführt", und zwar auf Zeitskalen die schneller sind als der Masseverlust durch Hawkingstrahlung (das ist für Supermassive SL aber leicht zu bewerkstelligen, selbst SL mit viel viel kleineren Massen als die bisher bekannten könnten ihr Budget heute allein durch Akkretion der allgegenwärtigen 3K Photonen decken...).
    Es gibt aber eine weitere Grenze, da wir ja in einem beschleunigt expandierenden Universum leben: Jede Masse die das SL in ferner Zukunft akkretieren soll muss sich eigentlich in einer jetzt schon mit ihm gravitativ gebundenen Struktur befinden, denn sonst kann es vorkommen dass die Expansion die Masse schneller "entfernt" als das Schwarze Loch sie akkretieren kann. Daher ist es eine nicht unvernünftige Annahme dass die SL nicht massereicher werden können als ~~10^15 Sonnenmassen -- das ist ein grosser Galaxienhaufen. Und selbst das ist eine grosszügige obere Grenze, denn alleine die Zeit bis z.B. ein Stern aus der Sonnenumgebung genug Drehimpuls und Bahnenergie verloren hätte um ins galaktische Supermassive SL zu stürzen ist fast sicher grösser als die dynamische Zerfallszeit einer Galaxie, sprich es könnte z.B. dann genausogut sein dass durch gravitative Wechselwirkung dieser Stern schon viel früher aus dem System gänzlich hinauskatapultiert würde.
    Das alles dann noch unter Vernachlässigung solcher Kleinigkeiten wie begrenzter Sternlebensdauer, Unsicherheiten im kosmologischen Konkordanzmodell, vielleicht sogar endliche Protonlebensdauer etcetc ;)


    Also kurze Antwort: sicher nicht unendlich massereich, aber sehr massereich. Allerdings dauert das lange, was aber zumindest dem SL nichts macht denn es "lebt" ebenfalls sehr lange.


    Viele grüsse,
    DK


    P.S.: In den Astronews hier wurde ja diese Tage auch ein Science - Artikel verlinkt an dem mit vielen anderen Kollegen aus der Gamma- und Radioastronomie auch wir beteiligt waren:
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=88407
    Das sage ich nicht zur Werbung, sondern weil es hier dazupasst: Man beobachtet dort Strahlung aus der Umgebung eines der massereichsten überhaupt bekannten Schwarzen Löcher -- etwa 3 Milliarden Sonnenmassen immerhin.

    Hi Arkturus,
    das ist alles garnicht so kompliziert: Man muss lediglich bedenken dass ein Schwarzes Loch genau drei "Kenngrössen" besitzt: Drehimpuls, Ladung und eben Masse. Nicht mehr, dies aber schon (und im realistischen Fall wohl von null verschieden).


    Der Schwarzschildradius ist dann (Ladung mal der Einfachheit halber ausser Acht gelassen) R_S = (2)GM/c^2, woraus man sofort sieht dass bei Einsturz zusätzlicher Masse (der des anderen SL) eines mit entsprechend grösserem R_S entsteht.


    Bezüglich Deiner obigen Aussagen muss man unterscheiden: der Sturz einer Masse in ein SL dauert für einen *aussenstehenden" Beobachter unendlich lange. Für den hineinfallen Beobachter aber vergeht die Zeit ganz "normal" weiter, der würde bei den geringen Gezeitenkräften bei Supermassiven SL das passieren des R_S möglicherweise garnicht mitbekommen (im Gegensatz zur Singularität im Zentrum ist dieser ja "nur" eine Koordinatensingularität).


    Ich mache übrigens Hochenergie-Astrophysik. Das ist aber vermutlich in diesem Thread OT und für die meisten nicht sooo interessant. Wegen Studienablauf etc. allgemein kannst Du mir aber gerne eine PN schreiben.


    Viele grüsse,
    DK

    Hallo,


    selbstverständlich steht eine vielleicht auch vom Gefühl geprägte Meinung jedem zu. Ich kann aber versichern, dass die Astrophysiker sich nicht leichtfertig auf Dunkle Materie und Dunkle Energie gestürzt haben, um irgendetwas "zu retten" -- im Gegenteil, man hat lange, lange und sehr gründlich geprüft, gesucht und gezweifelt.


    Nur ist es so dass die experimentelle und beobachterische Beweislage für dieses "Konkordanzmodell" mittlerweile objektiv sehr überzeugend geworden ist (primordiale Nukleosynthese, 3K Hintergrund, Rotationskurven, Gravitationslinsen, Strukturbildung um nur einiges zu nennen).


    Um mal einen der grossen des Fachs zu paraphrasieren, ein Gramm Daten wiegt eine Sonnenmasse Bauchgefühl auf...


    Nur, das macht eben Wissenschaft aus: Das Modell muss sich jeden Tag aufs neue bewähren, sollte man einen klaren Widerspruch finden würde sich die Sichtweise ändern. Dass so ein Widerspruch trotz massiver Anstrengungen sehr kompetenter Leute bisher nicht herbeigeführt werden konnte, muss man dann aber irgendwo auch als Argument für dieses Modell werten.


    Natürlich würde man Dunkle Energie und Dunkle Materie aber gerne auch mal in die Finger bekommen oder zumindest "sehen". Und auch dafür investieren relativ viele Leute einen relativ grossen Anteil ihrer produktiven Zeit (ganz unter anderem ich selbst).


    Zu den Schwarzen Löchern: Diese können tatsächlich miteinander verschmelzen. Dabei entsteht ein neues Schwarzes Loch, natürlich entsprechend grösser als die Vorgänger. Der Prozess sollte für Gravitationswellendetektoren ein spektakuläres Ereignis sein, nach welchem man z.B. mit dem Weltrauminterferometer LISA forschen möchte.


    Viele Grüsse,
    DK

    Hallo Robert,


    zuerst einmal lass mich sagen dass ich es sehr schätze wenn sich möglichst viele Menschen für Astrophysik und Kosmologie interessieren und auch eigene Ideen haben.


    Um aber über das Stadium des Staunens und der Faszination (welches ich nicht kleinreden will, das ist vielleicht der grösste Wert von allen!) hinauszukommen, und das zu tun was man landläufig als "Wissenschaft" oder das "Erstellen von Theorien" bezeichnet, ist etwas anderes auch noch nötig:
    Die rigorose, auch mathematische, quantifizierbare Formulierung, sowie die Identifikation von experimentell überprüfbaren Vorhersagen und schliesslich deren beobachterische Falsifikation.


    Das alles fehlt in Deinen Überlegungen leider vollständig. Das finde ich umso mehr schade, als dass Du sicher ehrliches Interesse hast und Dir viel Mühe gabst. Auch wenn es viel Zeit und Anstrengung kostet, ist es nur dennoch unumgänglich, bevor man viel Arbeit in eigene Ideen steckt, sich umfassend über den momentanen Erkenntnisstand und vor allem die Datenlage zu informieren.


    Und auch wenn es noch so schmerzt, Aussagen wie "erscheint *mir* ... unlogisch" oder "meine allumfassende Theorie" sind eher emotionaler Natur und können in der Wissenschaft keine tragende Rolle spielen.


    Um einige Beispiele aufzugreifen die sich bei Deinen Ideen selbst bei mathematischer Ausarbeitung als entweder selbstwidersprüchlich oder aber im irreparablen Konflikt mit Daten erweisen würden, und damit klar belegen dass Dein Modell falsch ist:


    - Jede Masse hat einen Schwarzschildradius, nämlich 2GM/c^2. Für die Erde ist das kleiner als ein Tennisball. Lediglich entsteht das "Objekt" Schwarzes Loch erst wenn diese Masse auch innerhalb ihres Schwarzschildradius konzetriert ist. Üblicherweise geschieht das durch den Kollaps unter Graviation.


    - "Andere" Universen, sollte es sie geben, können in einem beschleunigend expandierenden Universum wie unserem (das ist *keine* theoretische Überlegung, sondern eine Beobachtungstatsache) jetzt und in der Zukunft keinen kausalen Kontakt mehr zu uns haben, also auch keine Objekte wie Schwarze Löcher "austauschen".


    - Quanteneffekte sind für kleine Abstände wichtiger als für grosse. Supermassive Schwarze Löcher haben aber Schwarzschildradien von mindestens Millionen Kilometern, sind also ganz und garnicht klein.


    - Folglich ist auch die Hawkingstrahlung als einzig gangbarer "Verlustprozess" für ein Schwarzes Loch für Supermassive Schwarze Löcher super-ineffizient.


    Die Liste könnte man noch lange fortführen, aber ehrlich gesagt würde das erst bei vollständig mathematisch und intern schlüssig ausgearbeiteten Theorien sinnvoll sein.


    Daher abschliessend ein ehrlich gemeinter Ratschlag: Für jeden von uns kommt irgendwann der Zeitpunkt an dem man feststellt dass man selbst nicht der neue Kopernikus, Kepler, Darwin oder Einstein ist, der die Welt der Wissenschaft auf einen Schlag neu ordnet. Das kann schmerzen, aber man kann daran auch wachsen!
    Möglicherweise nimmst Du Dir einige gute Fachbücher, wie z.B. diejenigen von Peebles, Caroll&Ostlie oder Longair zur Hand, arbeitest die entspannt durch, liest aktuelle Veröffentlichungen über experimentelle Daten, sprichst ein wenig mit anderen interessierten hier oder im Chat oder noch ganz wo anders, und wer weiss, wenn das Interesse wirklich bleibt, kann ja dann doch was schönes draus erwachsen!


    Viele Grüsse,
    Dominik