So. Nachdem ich den heutigen Tag fast komplett verschlafen habe, kann es nun weitergehen. Pünktlich um 18 Uhr wurde ich wach, genau rechtzeitig um sich nach Duschen und Essen wieder auf den Berg zu begeben. Vorgestern noch den richtigen Zeitpunkt zum Besichtigen der Teleskope verpaßt, waren wir heute mehr als pünktlich oben, um mitanzusehen, wie kurz vor Sonnenuntergang die Teleskope zur Beobachtung bereitgemacht werden und die Kuppeln geöffnet werden.
Hier haben wir UT2 = Kueyen, das natürlich mangels Fisheye immernoch nicht komplett ins Bild paßt, wenn man mit einem einfachen Weitwinkel in der Kuppel steht. Dieses Problem hat wohl jeder schonmal gehabt, der in einer Teleskopkuppel das Fernrohr komplett ins Bild kriegen möchte[8D]
Von einer erhöhten Galerie aus kann man die Show genießen, wenn sich das Teleskop völlig lautlos dreht und zu einem herunterneigt, kurz bevor die Kuppel geöffnet wird. Dadurch soll Staub, der eventuell beim Öffnen der Kuppel auf den Speigel fällt, gleich herunterrutschen. Wie sollte es anders sein, ist der große 8.2m-Spiegel aber trotzdem nicht sauber. Gelegentlich geraten immernoch Vögel in die Kuppeln und hinterlassen ihre Sch***e auf den Spiegeln. Es muß noch viel beeindruckender sein, sich anzusehen, wenn die Spiegel ausgebaut, gereinigt und neu verspiegelt werden.
Draußen beginnt die Jagd auf dn Green Flash erneut. Bevor ich selber die Kamera am Mak schußfertig mache, dürfen der aufgehende Vollmond und die "kleinen" Hilfsteleskope des Interferometers nochmal als Fotomotiv herhalten. Auch Yuri ist mit einer lichtstarken Canon-Optik da, um die Stimmung einzufangen. Der grüne Blitz läßt mal wieder vergeblich auf sich warten, und so ziehen sich die Astronomen und Techniker wieder ins Kontrollzentrum zurück. Heute sollen drei der großen Teleskope mit dem Interferometer zusammengeschaltet werden, es tummeln sich daher ein halbes Dutzend Leute in der Steuerzentrale des VLTI. Bei Kontrollbereichen der Teleskopen selber verbleiben nur zwei weitere Personen, der Nachtastronom und der Telescope Operator. Wenn keine visiting Astronomers vor Ort sind, sind sie auch im Normalbetrieb im Service Mode alleine für die Durchführung der Beobachtungen zuständig.
Ich lasse mir von meinem Nachtastronomen Jonathan noch ein paar Zusatzdaten der gestrigen Nacht mitgeben, die ich mir heute während der Nacht näher anschauen möchte. Wachbleiben ist gefragt um tasüber wieder zu schlafen, damit man den Rhythmus nicht verliert. Mein Support Astronomer Marc nimmt mich und zwei andere wieder mit runter zur Residencia, wo ich die Venus zusammen mit dem Berg in den letzten Zügen der Dämmerung erwische
In der Residencia selber sitzen die Leute der Tagschicht unter der Verdunklung beim Abendessen, die große Kuppel mit dem Eingangsbereich bekommt dank der dezenten aber farblich ungewöhnlichen Beleuchtung nochmal mehr ein Gewächshaus-Flair
Im Wohnbereich ist es fast völlig dunkel, die Lounge mit den Palmen kaum zu erkennen.
Man ist dazu verpflichtet, abends vor Sonnenuntergang in seinem Raum die Vedunklung zu schließen. Jede zusätzliche Beleuchtung soll vermieden werden. Autos müssen den Berg während der Nacht mit Parkleuchten befahren.