Beiträge von Kerste im Thema „Filterfolie zusammenkleben?“

    Hi!


    Meine Filtereigenbauten gehen bis ca. 10 cm Öffnung (Refraktor und Fernglas), wobei ich den inneren Ring immer zuerst zusammengeklebt habe, nachdem ich ihn um den Tubus gewickelt habe - und zwar so, dass er noch ohne Rütteln, aber mit viel schieben abgeht. Je nach Tubus-Öffnung ist der Pappring 2-4 Fingerbreit, sodass da ansich schonmal nichts rutschen kann. Bei der Anleitung der Folie steht ja bereits drin, dass sie nicht gespannt werden soll, dementsprechend hat sie genug Luft, um Wellen zu schlagen, wenn der Ring eingedrückt wird - und auch fertige Folienfilter haben keine glatte Oberfläche, sondern sind locker. Wenn ich jetzt ein quadratisches Stück Folie zwischen zwei Papphülsen stecke, kann durchaus ein Stück herausragen und "flattern" - ob ich das jetzt festklebe oder nicht, ist reine Optik, bzw. ich kann nicht nur den Pappring, sondern auch die überstehende Folie mit Klebeband festkleben. Außerdem zeigt die überstehende Folie, ob die Folie beim Einpassen verrutscht ist oder noch gut sitzt. Darüber hinaus sitzt die Pappfassung - wie auch die kommerziellen Kunststoffvarianten - locker genug, dass Tubusausdehnung durch Erwärmung völlig schnurz ist - für den sicheren Halt sorgt der Klebestreifen.


    Umgekehrt: Wenn ich beim Abbau nach einer öffentlichen Veranstaltung zwei Minuten lang damit beschäftigt bin, Sicherungs-Klebeband zu entfernen, bevor ich den Filter abnehmen kann, dann macht das auch kein neugieriger Gast, bevor ich eingreifen kann. Daher habe ich auch keine Warnhinweise drauf: Ein Teleskop wird bei der Sonnenbeobachtung nämlich NIEMALS alleine gelassen! Eher nehme ich es von der Montierung, als dass ich es unbeaufsichtigt stehen lasse. Wenn ich alleine mit Folie beobachte, begnüge ich mich auch mit zwei Streifen Tesa, aber wenn andere Leute auch durchschauen, gelten ganz andere Maßstäbe. Gestern hatten wir Tag der offenen Tür im Verein - bei acht Stunden Dauerbeobachtung gehe ich kein Risiko ein. Ich will auch nicht ausprobieren, ob irgendwem beim Blick in die Lichtfalle eines Herschelkeils was passieren kann (im Kleingedruckten steht, man sollte nicht Richtung Prisma reinblicken), und nachdem wir bei der Sonnenprojektion schon erlebt haben, dass jemand trotz unserer Warnung sein Kind aufgefordert hat, durch das Okular zu schauen, und wir das nur noch verhindern konnten, indem wir das Teleskop verstellten (der Vater hatte sein Kind schon Richtung Okular geschoben, sinngemäß mit den Worten "Der Onkel von der Sternwarte hat doch keine Ahnung, da kannst Du gefahrlos reinschauen"), bin ich von der Projektion bei öffentlichen Beobachtungen auch abgekommen (Außer mit Sonnenprojektionsapparaten wie dem Solarscope - das ist wirklich sicher). Und da benutz ich lieber ein paar Lagen mehr Klebeband als nötig, das zeigt dem Betrachter auch, dass wir es ernst meinen.


    Gelagert werden die Fassungen, mit denen ich arbeite, übrigens entweder in Papp- oder Holzkartons, meist in weiches Papier (zur Not Zewa o.ä.) eingeschlagen. Der älteste Sonnenfilter aus Folie, den ich kenne (Folie in eine Kunststoffhalterung eingebaut) ist seit Mitte der 1990er in Betrieb. Man muss den Filter halt genau wie einen Glasfilter und sonstige Zubehörteile behandeln und immer auf Beschädigungen überprüfen.


    Das Risiko, dass das Lösungsmittel die Folie angreift, ist mir viel zu hoch, um Klebstoff in der Nähe des Lichtwegs einzusetzen. Und falls sich bei deinem Vorschlag irgendetwas löst und der Filter doch nicht perfekt über den Streben sitzt, entsteht ein Loch, das das Licht ungehindert passieren lässt.


    Vielleicht kann ja ein Vergleich mit dem Auto helfen: Wenn beim Auto der Auspuff abfällt, habe ich kein Problem damit, ihn mit Draht festzubinden und weiterzufahren. Aber wenn was an den Bremsen ist, flicke ich die Bremsschläuche nicht mit Sekundenkleber und Tesa, sondern lasse wen kommen, um die Teile auszutauschen.


    Bevor ich jedenfalls Filterfolie im Strahlengang zusammenklebe, würde ich mich erst mal erkundigen, ob meine Krankenkasse und meine Berufsunfähigkeitsversicherung zahlen, wenn da was passiert, oder ob die da nicht - zu Recht, wie ich denke - die Zahlung ablehnen würden (und die Beiträge zur Sicherheit trotzdem schon mal erhöhen würden).


    Bei selbstgebauten Folienfiltern gibt es genug Erfahrungswerte, die zeigen, dass das sicher ist, wenn man es richtig macht.
    Jemandem zu empfehlen, Filterreste zusammenzukleben und darauf zu vertrauen, dass die Fangspiegelstreben im Zweifelsfall schon als Rettungsnetz helfen, ohne das jemals selbst langfristig ausprobiert zu haben, ist nichts, was ich gutheißen könnte.


    Gruß,
    Alex

    Hallo Kalle,


    Der Unterschied ist, dass bei sachgerechtem Arbeiten alle Arbeiten an der Folie in den Bereichen stattfinden, die entweder im Inneren der Filterfassung verschwinden oder gar außen am Teleskop rumflattern, auf jeden Fall aber einen guten Sicherheitsabstand zum Strahlengang haben. Die Teile, die vor der Optik liegen und Licht abkriegen, sind unberührt und so, wie sie der Hersteller geliefert hat. Wenn beim Filterbasteln was kaputt geht, dann in einem Bereich, der ohnehin im Dunkeln liegt. Ob sich die Folie aus der Fassung löst, kann man ja beim Aufbau überprüfen - da sollte man sowieso die Folie gegen die Sonne halten. Wenn dann was flattert, sind Maßnahmen einzuleiten.


    Beim "Zusammentackern" von Folienresten würde mit Lösungsmitteln o.ä. aus dem Klebstoff dagegen genau in den Bereichen gearbeitet, die das Sonnenlicht passiert. Ob die Folie in der Fassung noch Licht blockiert, ist mir egal, solange sie sich nicht völlig in Wohlgefallen auflöst. Bei der Folie, die in der Nähe des Strahlengangs ist, gehe ich dagegen kein Risiko ein.


    Zur Sicherung des Filters während der Beobachtung habe ich gestern auch eine halbe Rolle Isolierband verbraten, da geh ich kein Risiko ein. Auch stramm sitzende Pappröhren kriegen von mir immer noch einen Klebestreifen verpasst, damit sie nicht abfallen können.


    Auch einen Glasfilter kann irgendein Idiot abnehmen oder nicht richtig fest schrauben, und beim Herschelkeil hab ich auch schon mal den letzten Graufilter vergessen - gut, dass ich immer erst mal die Hand hinter das Okular halte. 100%ige Sicherheit hast Du nie, aber würdest Du auf die Idee kommen, einen zersprungenen Glasobjektivfilter mit Sekundenkleber zusammenzukleben und wieder einzusetzen, nur weil irgendwer schließlich auch den ursprünglichen Glasfilter in die Fassung gesetzt hat? Hoffentlich nicht.


    Gruß,
    Alex

    Hallo Kalle,


    Der Unterschied ist, dass alle Klebearbeiten und Schnitte da stattfinden, wo ohnehin kein Licht hinkommt. In den Bereichen, auf die Licht fällt, ist die Folie am Stück und unbeschädigt.
    Ein Herschelkeil oder Glassonnenfilter ist ja auch nicht gefährlich, weil rechts und links von der Objektivfassung bzw. dem Okularauszug kein Filter ist - wobei Glas einen wesentlich höheren "Klirrfaktor" hat, wenn es runterfällt, als ein Folienfilter (von denen mir schon einige runtergefallen sind, ohne beschädigt zu werden). Glas benötigt eine wesentlich vorsichtigere Handhabung, da es spröder ist und man gleich viel mehr Geld kaputt macht.


    Gruß,
    Alex

    Hallo Kalle,


    Damit nichts passiert, halte ich den Folienfilter vor jeder Beobachtung erst einmal gegen die Sonne und fahre ihn ab, ob es Löcher gibt. Bei der Beobachtung wird der Filter dann am Teleskop gesichert, indem die *Halterung* mit Tesa oder Isolierband am Tubus festgeklebt wird - lieber eine Lage mehr als eine weniger. In der Nähe von meinem Objektiv haben dann eh keine scharfen Gegenstände was verloren, und wenn jemand meine Linse mit seinem Ellenbogen bedroht, kann ich ganz schnell ganz rabiat werden...


    Mit den Pappstreifen-Halterungen hab ich bislang keine schlechten Erfahrungen, nutze die aber auch nur am Fernglas; für die kleineren Refraktoren sind fertige Plastikfassungen im Einsatz - da ist die Klebestelle unter einer Plastikabdeckung, ob sich da die Beschichtung ablöst, ist grad egal - liegt ja im Schatten.


    Im übrigen finde ich deine Postings gewagt: Erst riskante Klebetipps geben und dann schreiben, dass Du keine Folie verwendest, weil sie dir ohnehin zu riskant ist... Bei der Argumentation könnte man auch sagen: Entweder fahr ich gar kein Auto, oder ich verzichte bei Nachtfahrten prinzipiell auf Tempolimits, Sicherheitsgurte und Beleuchtung - ein Risiko besteht ja so der so. Es macht schon einen Unterschied, ob grundlegende Sicherheitsrichtlinien eingehalten werden oder nicht, und dazu gehört:
    *** Benutze nichts sicherheitsrelevantes, was defekt ist. ***


    =>Michael: Bau dir aus den Filterresten eventuell kleinere Filter für Fernglas oder Sucher, aber mach um Himmels Willen keine Bastelversuche mit kaputter Folie. Das ist das Risiko wirklich nicht wert. Falls doch, klär erst mal ab, ob Du eine Berufsunfähigkeitsversicherung o.ä. hast, die bei sowas auch genug zahlt, damit sich die 20 Euro Ersparnis wirklich lohnen :) Ich bezweifle aber, dass die da mitmachen...


    Gruß,
    Alex