Hallo allerseits,
wo wir bei den "langen" sind, hier mein Grosser:
Luton Instruments, hergestellt in den 1960er Jahren als Leitrohr zu einem 310mm Newton/Cassegrain in schwerer Gabel. Das Geraet war auf dem Dach unseres Instituts und sollte verschrottet werden !
Zusammen mit einem lokalen Astroverein retteten wir das Geraet. Das Leitrohr wollte keiner haben: Schaebiger silberner Hammerschlaglack, Spinnweben im Tubus, Linse blind vor Staub und offenbar gebrochen.
Es hat 117mm Oeffnung bei ca. 1650 mm Brennweite (65 Zoll).
Ich habe den Tubus etwas eingekuerzt, um 2"-Zubehoer am Zenitspiegel zu verwenden. Dann wurde das Rohr von den Spinnweben und dem Staub befreit, gereinigt und lackiert. Letzteres nicht ohne Probleme, da ein Windstoss nach dem Lackieren den Tubus umfallen liess und er ueber den Hof rollte - Resultat weisser Hof und panierter Tubus. [}:)]
Letztendlich bekam ich dann doch alles wieder hin. Die Linse hatte seitlich einen kleinen Abplatzer, der sich optisch nicht bemerkbar macht, da er durch die Fassung verdeckt wird. Das Objektiv ist eine damals sehr kostenguenstige Variante nach Littrow: Die Innenradien sind gleich, und eine Linse liegt auf der anderen. Wenn man die Newtonringe beobachtet, lassen sich die Linsen sehr gut aufeinander zentrieren und einmal gefasst, halten sie ihren Justierzustand recht gut. Andererseits eine Kombination von Nachteilen - keine Freiheitsgrade unterschiedlicher Radien und Luftspaltgroesse wie beim Fraunhofer, und keine Reflexminderung wie beim verkitteten Achromaten. Die Linse ist unverguetet, also ca. 16% Fresnelverluste. Wohl deswegen hat sich das Littrow-Objektiv nicht durchgesetzt.
Das Objektiv als Ganzes ist justierbar. Die Originalschrauben habe ich durch neue ersetzt, inklusive Federunterlegscheiben. Das haelt die Justage sehr gut - vorher verstellten sich die Schrauben bei jedem Transport. Einmal richtig justiert, sind die Bilder knackscharf, wenngleich etwas Farbe zu sehen ist - aus dem Bauch raus zeigt das f/15-Geraet etwa so viel Farbe wie ein f/6 ED-Apo - nagelt mich aber nicht drauf fest.
Das Geraet war zunaechst auf einer EQ5 montiert - sehr wacklig. Auch eine eilends beschaffte GPDX war nicht besser. Schliesslich kam eine EQ6 drunter - den wahren Durchbruch machte jedoch der Hargreave-Strut, eine aus einem Badezimmer-Handtuchhalter geformte Stange, die das Frontende des Rohrs mit der Spitze der Gegengewichtsstange verbindet. Gerade die Blattfederwirkung des Schwalbenschwanzes sowie der Fernrohrwiege (recht duenne Metallplatte) wird hierdurch abgestellt.
Der Sucher ist ein 6x30 Skywatcher, die Halterung ist Original. Nach einer passenden Taukappe habe ich lange suchen muessen - schliesslich fand ich ein passendes Abflussrohr, das ich hammerschlag-dunkelgrau lackierte wie auch die Rohrschellen, die Fockelpinne und den Sucherhalter. Vorbild war ein bisschen ein Butenschoen-Refraktor mit seiner wuchtigen Taukappe, wie ich ihn aus einer Werbeanzeige in einer Uralt-SuW kannte.
Schliesslich kam noch das DobsMounts-Stativ darunter - fertig ist der "geklonte" Klassiker. [:p]