Hallo miteinander,
(==>)Kurt: Nach welcher Vorschrift justierst Du den Yolo?
Es gibt eine Anleitung von Arthur Leonard himself. Die ist in seiner Yolo-Broschüre von 1965 enthalten. Sie ist im Netz auf einer Website von Mark Holm zu finden. Ich habe die URL nicht zur Hand, könnte Dir aber bei Interesse das Büchlein als Word-Dokument schicken.
(==>)maxosaurus: Gibt es eine Justieranleitung von der Schweizer Yolo-Gruppe?
Ich muss hier einmal kurz von Kollimationserfahrungen mit meinen Schiefspieglern erzählen.
Als ich 1998 meinen ersten Tetra-Schiefspiegler (f/ 15,7) fertig hatte, brachte ich die Justierung immer nur bis zu einem bestimmten Punkt zuwege. Ich hatte immer einen leichten restlichen Astigmatismus, einmal mehr, einmal weniger. Und der machte sich im Bild bemerkbar. Ich durchschaute einfach die theoretischen Zusammenhänge nicht.
Die Rettung war eine Justieranleitung für Schiefspiegler, verfasst von Michael Brunn.
Jetzt bin ich in der Lage, meinen neuen 150mm f/12 Tetra-Schiefspiegler nach Einbau aller Spiegel in etwa 20- 30 min vollständig zu zentrieren. Die Grobeinstellung in der Werkstatt, Feineinstellung an Lichtreflexen bzw Lampen eines Bergrestaurants als künstliche Sterne.
Das geht ohne Laser. Einzige Hilfsmittel sind die berühmte Kleinbilddose mit Loch, und manchmal eine Maske zur besseren Zentrierung des Hauptspiegels.
Das paradoxe ist, dass sich ein System mit drei oder vier Spiegeln LEICHTER justieren lässt als z.B. der anastigmatische Schiefspiegler. Das liegt daran, dass ein anastigmatischer Schiefspiegler keine freien Freiheitsgrade mehr zur Verfügung hat. Auch ein Yolo mit einpolierter toroidaler Deformation ist in allen Parametern fixiert.
Der TOKU, und auch der katadioptrische, der Tri- und alle Tetra-schiefspiegler, halten zusätzliche Freiheitsgrade bereit. Damit lassen sich Ausführungsfehler größeren Ausmaßes (abweichende Radien, Abstände oder Winkel) VÖLLIG ausjustieren.
Wie auch immer, mein eigener anastigmatischer 110er ist in minutenschnelle zentriert. Die Beobachtung mit diesem Gerät ist so angenehm, dass es mein Standardteleskop für die schnelle Beobachtung zwischendurch geworden ist. Dies trotz einer schlechten Kante.
Kurt hat völlig recht, wenn er sagt, dass die schiefen exakt zentriert werden müssen.
Meiner Meinung nach rührt der schlechte Ruf der schiefen daher, dass nur wenige Anwender wissen, wie man vorgehen muss. Wenn man nämlich keine Ahnung hat, was man tut, stellt sich bei einem Schiefspiegler oder Yolo schnell Verzweiflung ein.
Die Justierung von Newtons, Refraktoren und allen Cassegrain- Varianten ist in unzähligen Anleitungen beschrieben. Anleitungen für TCTs sind Mangelware.
(==>) Verspannung von Haupt- oder Fangspiegel: Yolos können laut Harold Suiter mit toroidisiertem Haupt-ODER Sekundärspiegel gebaut werden. Auch eine toroidisierung beider Spiegel ist möglich.
Aus prinzipiellen Überlegungen würde ich den Hauptspiegel toroidisieren. Aber das haben sich die Yoloaner sicher auch schon überlegt.
Leonard führte, wenn ich mich richtig erinnere, aus praktischen Überlegungen die Verspannung/Deformation des FS ein. Er übertrug die leichte asphärische Deformation dem HS.
Warum Kutter den FS verspannte, ist mir nicht klar. Vermutlich wurde er dazu angeregt, weil auch, wie er in seinem Buch schreibt, namhafte optische Firmen den restlichen Asti ihrer großen Cassegrains durch dezenten Druck auf den FS aus der Welt schafften (in: Der Schiefspiegler, S. 34 oben).
Vielleicht hatt er auch Bedenken, den HS, der ja ohnehin etwas schwieriger spannungsfrei zu lagern ist, dafür zu verwenden.
Jedenfalls hat er diese Methode in einem Übersichtsartikel in Sterne und Weltraum nicht mehr empfohlen.
Gruß,
Guntram