Beiträge von Astrohardy im Thema „Komet 17P/Holmes: Helligkeitsausbruch!“

    Konnte eben auch den Kometen festhalten. C8 mit Feldstecherobjektiv als Reducer, DMK-Kamera


    300 Bilder mit 1s, gestackt mit Registax



    Und hier ein L-RGB (bin mir aber diesbezüglich der Farbe nicht sicher=)



    Zum Herausarbeiten kernnaher Strukturen habe ich dann noch mal einen Sekanina-Larsen-Filter laufen lassen



    Hartwig

    Kein Grund zur Depression - Egal was passiert, das Ding bleibt interessant. Letztes Mal dauerte der Ausbruch viele Wochen, und wieso sollte das diesmal anders sein? Letzte Meldungen: Helligkeit 2.0, und ein Fan oder Jet ist in der Koma sichtbar.


    Hartwig

    Nein, ich glaube, wir werden ihn alle sehen.


    Hier noch ein kleines Zitat von einer Mail von Bernd Brinkmann, die gerade reinkommt:
    "geschaetzte Helligkeit: + 2.8 mag!, deutlich heller als delta PER (3.0 mag).
    Im 8"-Dobosn bei 40x ca. 20" grosse leicht ovale gelbliche strukturlose Scheibe
    (von Koma moechte ich hier nicht sprechen) mit scharf abgegrenztem Rand. Darum ein
    ca. 40" bis 60" durchmessende schwaechere Koma, aber immer noch sehr hell. Hier
    ebenfalls eine scharfe aeussere Begrenzung. Kein Schweif."

    >Soweit ich weiß, entstehen diese Helligkeitsausbrüche dadurch, dass sich der Komet auflöst, und somit sprunghaft ein Vielfaches des Gases und Staubes freigesetzt wird.<


    Das kann eine Ursache sein, und tatsächlich gab es 1892 Berichte von sekundären Kernen usw. Man muss aber mal folgendes sehen: Alte periodische Kometen haben an ihrer Oberfläche eine ziemlich inerte Kruste aus Staub. Die Aktivität ist lokal auf einige Gebiete des Kometen beschränkt. Ganz alte Kometen haben ev. nur ein einziges Aktivitätsgebiet, welches auch nur noch manchmal aktiv ist. Das muss nur aus irgendeinem Grund (z.B. weil gerade die Sonne drauf scheint) aktiv zu werden, und schon gehts los. Sowas ist dann eine Art 0 oder 1 Effekt. Dann kann auch ohne riesigen Ausbruch oder ohne ein Zerbrechen des Kometen plötzlich eine riesige Helligkeitssteigerung stattfinden.


    Hartwig

    Mit Hale-Bopp hat das alles nix zu tun, denn Hale-Bopp hatte zu keinem Zeitpunkt einen Helligkeitsausbruch.


    Helligkeitsparameter im klassischen Sinn haben keinen Sinn. Die Formel


    m = m0 + 5*log delta + N * log r


    geht davon aus, dass die Helligkeit eines gegebenen Kometen nur von der Sonnenentfernung r und der Erdentfernung delta abhängt. Hier hat sich aber gerade in den letzten 48 Stunden die Helligkeit mal eben um 13 oder mehr Größenklassen erhöht, ohne dass sich r und delta irgendwie nennenswert geändert hätten.


    Man kann natürlich sagen: OK, die Grundhelligkeit m0 hat sich spontan gesteigert, und ab sofort benimmt sich der Komet bezüglich N wieder völlig normal. Setzt man N=10 (Durchschnittswert für Kometen), so ergibt sich ein M0 von -2.3 (also durchaus ähnlich Hale-Bopp).


    Mit solchen Werten kann man erkennen, dass sich rein aufgrund der geometrischen Parameter (also r und delta) in den kommenden Wochen die Helligkeit nicht sooo doll ändert. Sie fällt bis Ende November auf 2.9 mag, bis Jahresende auf 3.5 mag.


    Nur werden die Helligkeiten wesentlich mehr von dem dynamischen und offenbar chaotischen Verhalten des Kometen als von r und delta abhängen. In der derzeitigen Phase gab es 1892 keine Beobachtungen. Der Komet wurde wahrscheinlich erst ein paar Tage später entdeckt, als er bereits eine deutliche Koma entwickelt hatte. Danach blieb die Helligkeit 3-4 Wochen konstant, um dann langsam abzufallen. Und dann gab es 75 Tage später (also vielleicht 80 Tage nach dem 1. Ausbruch) noch einen Ausbruch. Der Komet war da schon etwas weiter von der Erde und Sonne weg, aber dennoch erreichte er erneut die Sichtbarkeit fürs freie Auge!


    Man kann in so einem Fall nur beobachten, beobachten, beobachten und selber verfolgen. Fotos machen ganz viel Sonn. Prognosen wage ich keine, es ist wirklich ALLES möglich ab sofort.


    Hartwig

    >Waah..! Ich will den Kometen sehen
    Wird man den Schweif im Teleskop erkennen können?<



    Erst dachte ich: Jetzt isses zu spät, jetzt wollnse auch nochn Schweif [:)] Dann hab ich mal ein wenig nachgelesen: Ja, ein Schweif könnte drin sein! Folgendes steht im "alten Kronk" von 1986, den ich hier für so Fälle rumliegen habe: Bei der Entdeckung hatte das Dingens 5 Bogenminuten Komadurchmesser und war heller als die Andromedagalaxie (vermute, dass sich dieser Anblick uns in ein paar Tagen bietet). "The comet was expected to rapidly fade; however, as November progressed, the brightness changed little..." und JA: " In addition the comet developed a tail shortly after discovery which extended 1/2 degree on photographic exposurey by Barnard on Nov. 11." Offenbar hat Barnard also einen Ionenschweif draufgekriegt (ging ja auch prima mit den damaligen blauempfindlichen Emulsionen), und auch sowas wie einen Schweifabriss dokumentiert. Die Koma wurde im weiteren Verlauf größer und größer (30'), und noch Ende Dezember war der Komet 9.-10. Grösse (dazu muss man sagen, dass die Helligkeitsschätzungen damals gegenüber heutigen ca. 2-3 Größenklassen zu niedrig waren, also würde ich auf 6-7 tippen). Am 16.Januar gab es dann den erwähnten 2. Ausbruch, danach wurde der Komet 5. Größe oder heller. Helligkeiten 10 Anfang Februar, 12 am 12.3. (also wohl 8 und 10 heutiger Version).


    Fazit: Ja, ein Schweif ist da, der Komet wird sicher den ganzen kommenden Monat interessant sein, und wenn er dann abnippelt, sollte man trotzdem ein Auge auf ihm behalten.

    Und gleich noch eine Helligkeitsschätzung von Yoshida: 2.8 mag!!!
    Er schreibt: "Perseus does not look "Perseus"
    familiar to us due to the bright stellar object now."


    Nach wie vor DC =9, was ein sternförmiges Objekt bedeutet. Aber die Koma wird sich schon noch entwickeln, nach allem, was wir von 1892 wissen...


    Hartwig

    Über die Comets ML kommt die Meinung von John Bortle. Der hat mal historische Beobachtungen durchgescreent. Danach gab es bei der Entdeckung 1892 ebenfalls einen Ausbruch, der zur Freisichtigkeit des Kometen führte! Hab mir mal die Geometrie anguckt: 1892: T= Juni 13. Der Ausbruch war am 6.11.; r=2.39, delta = 1.511 aU. 2007: T= Mai 4, Ausbruch am 24. Oktober, r=2.43, delta = 1.64. Also praktisch identische Sonnendistanz, und auch Erddistanz sehr ähnlich! Was sehr gut klingt: 1892 dauerte der Ausbruch recht lange (3 Wochen blieb der Komet freisichtig, und man hatte ihn offenbar nicht gleich beim Beginn des Ausbruchs entdeckt). Weiter im Verlauf des Ausbruchs wurde die Koma wohl immer heller. 75 Tage nach dem Ausbruch gab es einen weiteren, mit einer ähnlichen Amplitude! Scheint also eine interessante Zeit zu werden.


    Hartwig