Beiträge von GeorgDittie im Thema „Ein Schiefspiegler mit torischem Hauptspiegel“

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: LutzLiebers</i>
    ...
    Wie seht ihr das? Und was meinst du, Georg? Falls keine grundlegenden einwände, wärst du willens und hättest zeit,
    ZEMAX erneut anzuwerfen, um zu deinem 150er Tuko die opt. daten für diesen torischen fangspiegel zu errechnen,
    gern mit einhergehender brennweiten-verkürzung auf f/20, das Kutter-übliche öffnungsverhältnis bei komafreier
    anlage? Dazu brauchst du nur deinen Toku 200 / 4000 von seite 1 auf 150 mm herunterzuskalieren.


    ...


    Nur schade, dass nun wieder lichtbrechendes glas in den strahlengang kommt, ade, ihr wolken der Venus im UV-
    licht!
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Lutz,


    Das isses leider nicht, die UV-Problematik ist unbedeutend - ich habe mir mal erlaubt, Deine Manginidee durch Zemax zu jagen, mit folgendem Ergebnis:


    A) Der noch am wenigsten unerträgliche Mangin-Fangspiegel ist ein extrem flacher Meniskus, damit ist leider auch die torische Fläche konvex und nicht direkt prüfbar.


    B) Die optische Leistung ist dermaßen besch* ...eiden, daß dieses Konzept leider in die Tonne gehört. Hier MTF und Spotdiagramm:




    Der Vorschlag von Guntram, den Kippwinkel des Fangspiegels ein wenig nach zu justieren, wenn eine Fertigungstoleranz auftritt, ist dagegen sehr simpelund hinterläßt ein nach wie vor de facto perfektes Teleskop mit tatsächlich prübarer torischer Fläche. Bleiben wir also bei Deiner ursprünglichen Idee, den Hauptspiegel torisch zu machen.


    Das mechanische "Problem", den Abstand zwischen Haupt- und Fangspiegeltubus etwas (ein paar Millimeter ...) einstellbar zu machen, ist dagegen ein Klacks.


    Viele Grüße, Georg

    Hallo Michael,


    Ich schaue halt schon seit 25 Jahren durch sehr langbrennweitige Teleskope. Wenn ich mal Feld brauche, na dann greife ich halt zu sehr langbrennweitigen Okularen. (Rekord ist das 100mm Mittenzwey mit 78 mm Steckdurchmesser, das Manfred Pieper feilbietet)


    Der Unterschied im Himmelshintergrund ist im direkten Vergleich am gleichen (lichtverschmutzten) Standort zu hoch geöffneten Optiken augenfällig, der Himmelhintergrund ist bei langer Brennweite mehr als deutlich dunkler.


    Ich schlage vor, dafür machen wir einen neuen Thread auf, das weicht vom Thema dieses Threads "Toku" dann doch zu weit ab. Dazu ist dieses Thema, woran das nun liegt, auch von allgemeinem Interesse, auch für diejenigen, die diesen Thread schon lange nicht mehr mitlesen. Ist das Ok ? Danke dir für die Anregung !


    Viele Grüße, Georg

    Hi Guntram ! Nett, dich hier zu lesen :)


    Der Grund für die sehr gute Kontrastleistung von ganz langen Öffnngsverhältnissen ist die sehr schlechte Streulichtausbreitung: Nur sehr achsnahe Streulichtstrahlen kommen überhaupt durch ...


    Mit f20, f25 usw. ist das Beobachten aus der Stadt kein Thema.


    Viele Grüße, Georg

    Hallo Kurt !


    Gratulation zu deinem First Light und zu deinem sehr aufschlußreichen Beobachtungbericht.


    Das ist mir doch ein inneres Zimtplätzchen, daß Rechnung und Resultat so sehr schön übereinstimmen. Die totale Abwesenheit von Koma ist leicht erklärlich: Der Kippwinkel des Fangspiegels ist ja sehr groß und die Koma reagiert recht langsam und unkritisch auf diesen Winkel. An alle: normales handwerkliches Geschick vorrausgesetzt und die Sache stimmt. Zudem laß ich in deinem Bereicht nichts von restlicher sphärischer Aberation, was Wunder, ist sie beim 150/3750er in etwa ein 1/20 des Airyscheibchens und das PTV.


    Also, lieber Kurt, du machst mir so richtig Lust, von einem richtig dicken Klöpper in dieser Bauweise zu träumen... Z.B. den 300/7500, den ich mal zu Skalierungszwecken gerechnet hatte und für gut und damit bauenswert befinde.


    Na, jetzt bin ich aber mal gespannt, wie das mit dem permanent polierten Torus weiter geht. Denn ein Mangel aller (zumindest meiner) Schiefspiegler ist, daß man permanent an etwas rumjustiert und das nervt.


    Viele Grüße und alles Beste wünscht Georg

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Kurt</i>



    Jetzt hab ich aber noch eine Frage an den Kutter- Experten Georg: Gibt es schon jemanden, der erfolgreich einen Kutter- Schiefspiegler mit torisch poliertem oder torisch verspanntem HS gebaut hat oder ist das bisher nur eine Projektidee? Falls nein, dann hätte ich ja noch alle Chancen den ersten dieser Art zu bauen. Wie auch immer, so nächste Woche um ½ acht oder etwas später könnte der meinige FL haben[:D].


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Kurt, ich hatte jetzt erst Zeit gefunden, mich mal zu melden ...


    Also, der "Schiefspiegler" ist eine Erfindung aus den 1870er Jahren von Forster und Fritsch aus Wien, die beiden nannten das Ding Brachyt. In der Quelle "Fernrohre und ihre Meister" von Riekher ist allerdings nicht erwähnt, ob die beiden einen Spiegel verspannt haben, es ist anhand der sehr ungenauen Zeichnung aber vermutbar (?) Gesichert sind Verspannungsversuche aus den 1970gern, als nämlich die Idee gleichzeitig mit der Erfindung des Yolo auf der Hand lag. Da könnte man noch im Archiv von Sky and Telescope nachwühlen. Möglicherweise findet sich auch ein Hinweis im alten Klassiker Amateur Telescope Making von Ingalls et al aus den Dreißigern ...


    Auf die Idee, mal den Hauptspiegel torisch zu machen, hat mich allerdings erst der Lutz vor ungefähr vier Wochen im Yolo-Thread hier im Forum gebracht ...


    ... Deshalb finde ich den Namen "Toku" eigentlich ganz nett für diesen Fernrohrtyp. Einen richtigen Erfinder gibts eigentlich nicht, er ergibt sich eigentlich als logische Schlußfolgerung ...



    Viele Grüße, Georg

    Hallo Leute,


    Ich habe gerade eben mal Franjos Vorschlag durch ZEMAX geschickt, das als teures Profiprogramm natürlich keine Probleme beim Optimieren von in zwei oder mehr Achsen verkippten Optiken hat.


    Fazit: Vergesst es, mein Einwand, eine Verkippung um welche Achse auch immer, führ zu einer perpektivischen Verkürzung, wir brauchen aber die torische Deformation länger, habe ich mir aber auch vorher schon überlegt. Ein bißchen klassiche Theorie und Anton Kutter himself helfen bei dieser Überlegung schnell und logisch.


    Anton Kutter und ZEMAX kommen zu exakt derselben Aussage: Ein klassischer Schiefspiegler korrigiert mit dem Fangspiegel Koma und Astigmatismus des verkippten Hauptspiegels aus. Leider wird der Astigmatismus schon bei einem kleineren Kippwinkel des Fangspiegels wegkorrigiert, so daß Koma bleibt. Mit einem torischen Hauptspiegel haben wir aber einen Freiheitsgrad mehr: Die Koma kann durch weiteres Verkippen entfernt werden, der überkorrigierte Astigmatismus wird dadurch unabhängig entfernt, indem man den Hauptspiegel <b>entspannt</b>, also den torischen Radius länger macht (Wursttorus). Es verbleibt ein winziger Rest shärische Aberation, aber der bewegt sich selbst beim f20 nur im Bereich von 0.2 Lamda und das auch nur für die äußersten Strahlen. Bei f2 ist die Wellenfront schon auf 0.08 Landa im Maximum glatt. Damit kann man leben.


    Es bleibt also bei meiner ursprünglichen Konstruktion aus dem Anfangsposting:


    Ein Schiefspiegler mit f20 ist mit torischem Hauptspiegel so gut, das nichts weiter unternommen werden muß, ein f25 ist sogar optisch de facto perfekt und läßt sich sogar heraufskalieren.


    Sorry, ich bleibe auch bei der Meinung, daß irgend welche Asphären die Fertigung nur unnötig kompliziert machen und bei f20, spätestens bei f25 in der Beobachtungspraxis nichts mehr bringen. Eine Strehl von 0.95 (bei f20 !) läßt sich von einem von 0.998 visuell selbst bei Jahrhundertseeing nicht mehr unterscheiden. Ich denke, ich darf diese Meinung als Beobachter vertreten, ich habe mir nämlich selbst schon einen Schiefspiegler gerechnet, gebaut und benutze ihn recht intensiv zum Beobachten: http://www.videoastronomy.org/schiefspiegler/kutter.htm


    Viele Grüße, Georg

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: FrG</i>


    Ihr immer mit eurer Toroidisierung. Ich bin überzeugt, dass es ausreicht den sphärischen Hauptspiegel leicht aus der Ebene rauszujustieren, dann hast Du den gewünschten Pseudotoroid-Kompensationsasti auch ohne asymmetrische Zusatzpolitur.
    Will das denn keiner ausprobieren, bloß weil die verwendete Software das nicht rechnen kann?


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Franjo, hier verläßt mich mein 3D-Vorstellungsvermögen.


    Wenn ich das so interpretiere, daß du den Hauptspiegel um eine zusätzliche Achse in der Zeichenebene kippen willst, dann bekommen wir einen schiefen Strahlengang ... Das wär schon exotisch [;)]


    ZEMAX kann das übrigens. Könnte man bei Gelegenheit mal ausprobieren.


    Dummerweise ist der zweite Radius, also der quer zur Zeichenebene, aber <i>länger</i> als der in der Zeichenebene, eine Verkippung wirkt aber verkürzend. Schade.


    Oder ich irre mich, ja ja, mein 3D-Vorstellungsvermögen ...


    (==&gt;)Kurt: Laut ZEMAX zeigt die Konstruktion Anamorphismus im ppm-Bereich. Jup bleibt Jup, wie er leibt und dreht !


    Viele Grüße, Georg

    Hallo Michael,


    Deine Optimierung wirft ein Problem auf, das den ursprünglichen Gedanken von Lutz Liebers ins Gegenteil verkehrt, nämlich einen <i>einfachen</i> Schiefspiegler zu bauen.


    Der Knackpunkt ist der, daß der Sekundärspiegel konvex ist. Konvexe Spiegel kann man nicht direkt prüfen wie konkave. Daher ja auch die Idee von Lutz, den Hauptspiegel aufgrund der direkten Prüfbarkeit etwas torisch zu machen. Mit einem modifizierten Focaulttester, bei dem künstlicher Stern und Messerschneide jeweils in den beiden Brennpunkten der Berührellipse des Torus stehen, geht das sogar hochpräzise und sehr elegant.


    Ganz im Gegensatz zur Prüfung von konvexen Spiegeln, die nur mit einigen Hilfsmitteln, z.B. von hinten oder eben mit einer Prüfschale (die gängige Methode ...) indirekt getestet werden können und die prinzipbedingt nie so ganz genau werden können. Du selbst hattest im Yolo-Thread diesbezüglich ja schon bei simplen sphärisch-konvexen Spiegeln etliche Bedenken geäußert.


    Ich möcht's halt einfach lassen. Schon der modifizierte, elliptische Focaulttester ist schon das äußerste, was ich dem Fertiger zumuten möchte.


    Zumal der Gewinn praktisch wenig bis gar nicht merklich und am Bildfeldrand sogar schlechter ist: was will man denn bei einem Strehl von 0.985 denn noch merklich verbessern, erst recht bei einem von 0.995 ? Das ist doch schon eine Größenordnung über dem, was eine Standardpolitur in sinnvoller Zeit hergibt.


    Aber !


    Wenn du eine <i>reproduzierbare</i> Methode erfindest, solche übelst deformierten Asphären genau zu prüfen, dann wär das ja was, ich denke vor allem an das Problem, Schmidtplatten zu prüfen ...


    Ach, noch eine Bitte: Deine Spotdiagramme sind nicht aufeinander im Maßstab angepasst. Geht das, sie in der Größe zu normieren und dazu auch das Airyscheibchen einzublenden, das wär zum Vergleichen enorm hilfreich.


    Viele Grüße, Georg


    PS.: Lutz, liest du mit ? Was hälst du als Schiefspiegeler-Erbauer von diesen Konstruktionen ?

    Hallo Michael,


    Ich habe mir ausnahmsweise mal erlaubt, speziell für deine Rohlinge und deine Kellermaße zu rechnen. Daraus kann man nämlich allgemein was über Schiefspiegler lernen.


    Wichtig und an alle: Ich hab zwar ZEMAX, aber nur sporadisch Zeit. Bitte keine permanenten Anfragen: Kannst mir mal nich dieses und das rechnen ? Meine Absicht ist, Optiken zu rechnen, die vertretbar einfach sind und die die Chance haben, auch mal in Kleinserie gefertigt zu werden. Das ist bei Micheals Exemplar definitiv nicht der Fall, sein Keller ist viel zu kurz für übliche Radien oder sein Rohling ist definitiv zu groß.


    Ich habe das so gerechnet, daß du gerade so mit dem Platz hinkommst, also für f16 und 250 mm Öffnung.


    In der Bildmitte ist es gerade mal so befriedigend, aber außeraxial ist das Gerät nicht bauenswert. Dazu ist auch der Aufwand absurd. Der fangspiegel muß eine querliegende Ellipse mit einer konischen Konstante von +20.6 sein. Abgesunkene Kante ist richtig, aber die muß am Rand eher plötzlich sehr steil sein und dann auch noch maßhaltig ? Viel Vergnügen.



    Das ist das Spotdiagramm. In der Bildmitte man so la la, aber am Rand ? Das erreicht man auch locker mit einem Newton f5.



    Die Modulationstransferkurve spricht Bände ... Es lohnt nicht, jedenfalls nicht für meine Qualitätsansprüche.


    Hier die Maße:


    Toroid-Schiefspiegler 250 / 4000 (f16)


    Radien Hauptspiegel: 4817 mm und 4844 mm, D = 250 mm
    Radius Fangspiegel: 487 mm, D = 90 mm, oblat elliptisch deformiert mit k = +20.6, alternativ gerade Asphäre 4. Ordnung mit a2 = -7.32E-9 und a4 = -2.31E-11


    Scheitelabstand HS - FS = 1450 mm
    Abstand FS bis Fokus 1476 mm


    Verkippung Hauptspiegel 3.7 Grad
    Verkippung Fangspiegel 14.18 Grad
    Verkippung Fokalebene 9.07 Grad


    Man sieht, auch die Bildfeldebene ist sehr stark verkippt.



    Schlußfolgerung:


    Hoppla, das Gerät ist doch nur 50 mm mehr geöffnet wie der torische Schiefspiegler 200/4000 aus meinem Anfangsposting. Warum ist der nun so grottig ?


    Nun, ganz grob über'n Daumen steigen die Aberationen linear mit der Öffnung und quadratisch mit dem Öffnungsverhältnis.


    Wir können noch was für die Bildmitte mit dem heftig deformierten Fangspiegel rausreißen, aber der Rand bleibt unbrauchbar, jedenfalls für die Digitalfotografie. Was Wunder, Randstrahlbündel treffen sehr assymetrisch auf den deformierten Fangspiegel.


    Auch für den torischen Schiefspiegler gilt die Grundregel von Anton Kutter: Lange Radien, geringe Nachvergrößerung, kleines Öffnungsverhältnis (genau das müssen wir Planetenbeobachter ja auch haben, f16 wär viel zu kurz ...). Und ich stelle nach diesen doch ganz interessanten Erfahrungen noch eine Zusatzregel auf: was der Hauptspiegel nicht korrigiert, bringt der Fangspiegel auch nicht mehr, wenn man ein vernünftiges Feld haben möchte.


    Erstaunlicherweise liegt der Sweet spot beim Schiefspiegler mit torischem Hauptspiegel bei f20. Der 200er ist schon ganz gut, man könnte ihn auch mit 300 mm Öffnung bauen. Geht man nur auf f22, so hat man eine in der Praxis völlig perfekte Abbildung.


    Wo ich weiter mit ZEMAX rechnen werde, ist das Tolerancing: Wenn man bei der Politur die Radien nicht so trifft, oder der Fangspiegelradius eben nicht gleich dem (kurzen) Hauptspiegelradius ist, wei dann eine kleine Variation von Abständen und Winkeln eben doch zur optimalen Abbildung führen. Ein bißchen habe ich probiert: Fertigungstoleranzen sind sehr gut damit abzufangen.


    Bei diesem Schiefspieglertyp kommt es erfreulicherweise nur auf die glatte Politur und die torische Deformation an, alles andere läßt sich abgleichen.


    Viele Grüße, Georg

    Hallo Michael,


    Ein asphärischer Fangspiege lohnt nicht die Mühe. In der Bildmitte ist die maximale Abweichung der Wellenfront durch den winzigen Rest sphärischer Aberation nur 0,08 Wellenlängen. So glatt muß man erstmal den Spiegel auspoliert bekommen, das heißt, der nicht auskorrigierte Rest liegt im Bereich der überhaupt erreichbaren Fertigungsgenauigkeit, wird also darin untergehen. Was soll man an einem Strehl von 0.995 denn noch verbessern ? Der Kreis in meinen Spotdiagramm ist im übrigen das Airyscheibchen, das so definiert ist, das den Durchmesser des Zentralpeaks bis zum ersten Fringeminimum anzeigt. Jedes Spotmuster muß mit dieser Airyglocke gefaltet (populär ausgedrückt verschmiert) werden, um das Bildchen zu erhalten, was wir wahrnehmen können.


    Bei meiner Konstruktion geht es um das Erreichen des praktisch Machbaren, ich habe durchaus langfristig Interesse, so ein Gerät zu benutzen. Beruflich habe ich einige Optikkonstruktionen machen müssen, vor allem im IR. Dabei hat sich das ZEMAX als ausgesprochen genau und zuverlässig erwiesen. Die von mir konstruierten Geräte haben sich exakt so verhalten, wie von ZEMAX berechnet. Prominentestes Beispiel ist mein derzeitiger Schiefspiegler 250 / 5000 mit Doppelmeniskuskorrektor. Zum besseren Verständnis: Der torische Schiefspiegler interessiert mich deshalb, weil er nur halb so schwer wird, bei gleicher, für Planeten optimaler Brennweite und nur mit zwei Flächen auskommt.


    Wer Zemax nicht kennt: ZEMAX ist ein professionelles Optikdesignprogramm mit diversen, recht gut funktionierenden Optimierungsstrategien, das selbstverständlich auch verkippte Designs optimieren kann. Leider ist das Programm auch vom Preis professionell und hat ein sehr rigides und exorbitant teures Updatesystem, was dazu führt, das mein ZEMAX von 1997 ist und nur unter Windows 98 funktioniert, aber die Features sind praktisch diesselben wie ein aktuelles ZEMAX.


    Zum 2. Beitrag:


    Hochskalieren geht ohne weiteres, klammheimlich habe ich mir selber auch einen 300 / 7500 ausgerechnet und bin über dessen immer noch praktisch perfekte Abbildung begeistert. Nur, die Maße, Distanzen, Durchmesser, Radien, alles muß proportional mit hochskaliert werden. Diese Konstruktion (Typisch Schiefspiegler halt ...) ist extrem empfindlich gegen kürzere Spiegelradien, schon Anton Kutter hatte lange Radien als Grundlage für seine Konstruktionen vorgeschrieben.


    Man wird sich wohl oder übel eine längere Werkbank aufbauen müssen oder die Spiegel anfertigen lassen.


    Viele Grüße, Georg

    Hallo allerseits,


    Holla, da werden ja schon sehr konkrete Pläne geschmiedet ! Da wirds ja Zeit, die genauen Maße und Winkel anzugeben:


    Toroid-Schiefspiegler 200 / 4000 (f20)


    Radien Hauptspiegel: 4733 mm und 4753 mm, D = 200 mm
    Radius Fangspiegel: 4733 mm, D = 90 mm


    Scheitelabstand HS - FS = 1400 mm
    Abstand FS bis Fokus 1647 mm


    Verkippung Hauptspiegel 3.2 Grad
    Verkippung Fangspiegel 11.885 Grad
    Verkippung Fokalebene 7.71 Grad



    Toroid-Schiefspiegler 200 / 5000 (f25)


    Radien Hauptspiegel: 6083 mm und 6097 mm, D = 200 mm
    Radius Fangspiegel: 6083 mm, D = 90 mm


    Scheitelabstand HS - FS = 1850 mm
    Abstand FS bis Fokus 1968 mm


    Verkippung Hauptspiegel 2.3 Grad
    Verkippung Fangspiegel 9.23 Grad
    Verkippung Fokalebene 5.8 Grad



    Hier noch speziell für Kurts kleinen Prototypen, der wegen der kleineren Öffnung noch perfekter werden dürfte:


    Toroid-Schiefspiegler 150 / 3750 (f25)


    Radien Hauptspiegel: 4562 mm und 4573 mm, D = 150 mm
    Radius Fangspiegel: 4562 mm, D = 68 mm


    Scheitelabstand HS - FS = 1388 mm
    Abstand FS bis Fokus 1476 mm


    Verkippung Hauptspiegel 2.3 Grad
    Verkippung Fangspiegel 9.23 Grad
    Verkippung Fokalebene 5.8 Grad


    Halt uns mal auf dem laufenden, Kurt, vor allem, was dir zum Thema gezielten Astigmatismus polieren einfällt.


    Michael, du hattest noch mechanische Bedenken, warum ?


    Ich selber würde keine Holzkiste für so eine zierliche Optik bauen, das wär viel zu klobig und viel zu schwer.


    Nein, vielmehr empfielt sich der klassische Kutter aus zwei Tuben, einem dicken kurzen für den Hauptspiegel und einen langen dünnen mit seitlicher, tropfenförmiger Öffnung für den Fangspiegel. Beide Tuben sind mit einem Kasten verbunden, der auch die Montageplatte zu Montierung oder viel eleganter noch die Deklinationsachse beherbergt. Um etwaige Durchbiegungen des langen, filigranen Fangspiegeltubus zu vermeiden, kann man noch zwei Streben in Form von Alu oder Carbonrohren entlang des strahlenkegels von Hauptspiegel zu Fangspiegel führen, also vignettefrei. Das macht das ganze zu einem lang gestreckten Tetraeder, dem stabilsten Körper überhaupt. Das das ganze im wesentlichen ein Gitter ist, ist der Windangriff trotz der Längen minimal. Holzkiste, mich schauderts [xx(]



    Viele Grüße, Georg

    Hallo Lutz, hallo Kai, hallo alle


    Ich habe mir mal erlaubt, einen neuen Thread aufzumachen, obwohl der Inhalt logisch aus dem Yolothread folgt. Der ist aber mit mitlerweile 9 seiten schon sehr lang und unübersichtlich geworden, dazu ist das Thema ja auch weg vom Yolo.


    Ich hatte dort frecherweise behauptet, ein Schiefspiegler mit 200 mm Öffnung kann auf die Korrektorlinse a la Kutter verzichten, wenn man wie Lutz vorschlug, den Hauptspiegel torisch poliert.


    Kai fragte mich, ob ich zu meiner Zemax-Rechnung auch Spotdiagramme, die MTF usw. liefern könne. Kai, ich kann:


    Torischer Schiefspiegler 200 / 4000, also f20:



    Das ist die Spiegelanordnung mit Strahlengang in Pseudo-3D



    Das ist der Strahlengang in Seitenansicht, man sieht direkt die komafreie Anordnung, die den Kippwinkel des sphärisch belassenen Fangspiegels ziemlich heftig macht. Dafür hat Anton Kutter selbst aber einen sehr schönen Vorschlag gemacht: Man läßt an der Montierung das Gegengewicht weg und montiert die Deklinationsachse einfach zwischen Haupt- und Fangspiegeltubus: Sehr elegant !



    Et voila, das hier ist das Spotdiagramm. Ich habe Zemax so konfiguriert, daß die Bildmitte auch in der Mitte des Spotdiagramms liegt. Man sieht sofort, daß selbst am Rand das meiste Licht in der Airyscheibe landet, wer partout den Strehl wissen will: Für die Mitte 0,95 für den Rand 0,84 und damit gerade noch in der Beugungsgrenze - immerhin bei 0.2 Grad Abstand oder 14 mm Bildhöhe ! Das sieht man eh nur noch in großen und gering vergrößernden Okularen.



    Und hier noch die MTF, die in der Mitte fast bis an die theoretische Grenze stößt, aber an den Feldrändern schon Abstriche durch Fehler dritter Ordnung machen muß. Aber bei geringen Vergrößerungen, die diese Felder erschließt, wird jedes Airyscheibchen zum Punkt.


    Jetzt hatte mich der Hafer gestochen und ich habe noch die Brennweite etwas weiter erhöht, rausgekommen ist der torische Schiefspiegler 200 / 5000, also mit f25:


    Au weia höhre ich schon viele aufstöhnen, sowas ist doch unbrauchbar ! Mitnichten [:D]


    F25 und noch länger braucht man nämlich, um z.B. H-Alpha mit Sub-Aperturefiltern zu gucken, z.B. mit einem Coronado SolarMax 40 ... Oder z.B. was machen alle, die mit den Webcams, Mintron oder DMK die Planeten fotografieren ? Na ? Barlowlinsen und Okularprojektion sind bei diesem Öffnungsverhältnis überflüssig, f25 ist genau richtig, um Planeten fokal aufzunehmen. Besonders wir Venusbeobachter brauchen das, wenn wir UV-Aufnahmen machen wollen, die endlich (siehe Silvia Kowolliks Aufnahmen ...) Strukturen in den Venuswolken sehen möchten. Dieser f25-Schiefspiegler braucht dazu nur 2 Spiegeloberflächen und das wars dan schon, also keine UV-Absorption durch Flintlinsen im Okular oder Barlowteil.


    Natürlich ist f25 größer als f20, nämlich ca 30 cm, dafür werden natürlich auch die Winkel kleiner, z.B. die Fokalebene ist bei f20 noch um 7.2 Grad verkippt, bei f25 aber nur noch um 5.8 Grad.




    Wie sich die bei Planeten sinnvolle Verlängerung der Brennweite um einen einzigen Meter auswirkt, hat mich dann aber doch überrascht:



    Das Bild in der Mitte ist theoretisch fast perfekt. Obwohl der Hauptspiegel torisch poliert ist (Hier mit 6000/6018 mm Radius) ist die sphärische Aberation vernächlässigbar und das schweinisch zu ferigende torische Ellipsoid bleibt uns erspart - was Wunder, Zemax gab nach dem Raytrace sowieso nur eine konische Konstante von -0.15 aus, und die kann man sich bei 6000mm Radius schenken.



    Hier noch die MTF (Modulations-Transfer-Funktion), selbst außeraxial klebt jeder Bildpunkt am theoretischen Limit, für die Bildmitte ist der Strehl bei utopischen 0.995, selbst am Bildfeldrand ist er noch mit 0.95 sensationell. (Natürlich theoretisch, den Spiegel muß man erstmal so glatt bekommen ... [:I])


    Wenn Interesse besteht, poste ich mal die genauen Radien und Winkel sowie Scheitelabstände, damit mal ein Prototyp gebaut werden kann.


    Vor allem freue ich mich auf die Diskussion, wie man so einen Spiegel gezielt astigmatisch poliert und mit einem modifizierten Testaufbau prüft.


    Wichtig ist noch: Der Fangspiegel ist bei beiden Geräten mit dem Hauptspiegel radiengleich, na gut, der kürzere der beiden Torenradien und er bleibt <b>exakt</b> sphärisch. Bei einer Kleinserie lohnt es sich, eine Prüfschale zu fertigen.



    Viel Spaß bei der Diskussion wünscht Georg.