Beiträge von Stathis im Thema „Astigmatismus: Rückseite plan schleifen in München“

    Steig um auf Granittol so lange noch Zeit dafür ist[8D]

    Warum genau soll er jetzt zu einem Granittool umsteigen?
    Nach meiner Meinung funktioniert eine übergroße Fließe (oder Glasscheibe) genau so gut. Man legt die Fliese auf den Tisch und schleift darauf die Spiegelrückseite. Spiegel ständig drehen, die Fliese nicht. Wenn die Edding Ringe und Uhrstriche gleichmäßig verschwinden, hat die Spiegelrückseite überall kontakt. Wer unsicher ist, schleift einfach noch eine Weile weiter, aber dann ist auch gut.


    Kein Grund zur Aufregung. Mein Artikel oben war nicht als Horrormeldung gedacht. Einfach planschleifen und ruhig schlafen[8D].

    Hallo Spiegelschleifer,


    wollt ihr astigmatismusfreie Spiegel? Dann unbedingt die Rückseite planschleifen, nicht nur bei den Großen Dünnen, sondern auch ab 10 Zoll!


    Vorgeschichte:
    Peter aus der Münchener Spiegelschleifgruppe schliff und polierte einen 255 mm Spiegel aus dem allseits beliebten 25 mm dickem Borofloat und präsentierte ihn vor ein paar Wochen als auspoliert und sphärisch - hungrig auf die Parabel wartend. Doch leider musste ich ihm den Zahn ziehen und rief mit dem Auge am Foucault klebend dieses Unwort "Astigmatismus" in den Raum. Oh, wie das klingen muss in den Ohren des Spiegelschleifers, schlimmer wie "Karies" beim Zahnarzt. Doch es gab keinen Zweifel: In bestimmten Orientierungen zeigte sich ein schwaches Jing Jang Zeichen im Foucault (siehe alten Beitrag Astigmatismus im Foucault), bzw., da der Spiegel ansonsten fast genau sphärisch war, kam der Schatten beim reinfahren der Klinge direkt von oben oder von unten. Auch im Ronchigitter in bestimmten Stellungen schräge Linien, die beim Durchgang durch den Fokus von z.B. -5° auf +5° kippten. In anderen Stellungen hingegen, wenn man den Spiegel mit den Haupt Astiachsen senkrecht stellte, war nichts zu sehen, alles symmetrisch.


    Woran lag's????
    1. Verspanntes bzw. inhomogenes Glas?: Peter hatte jedoch einen Polfiltertest gemacht, alles sauber. Das wäre auch der erste von vielen Hundert Borofloatrohlingen mit Spannungen gewesen
    2. Vergessen zu drehen?: Das ist zwar Peters erster Spiegel, aber den Dreh hatte er raus - ausgeschlossen, dass ihm so ein Patzer passiert.
    3. Zu harte unplane Unterlage?: Peter hatte ohne Teppich direkt auf einer Holzplatte geschliffen und poliert, dabei auch viel TOT, wo der Spiegel direkt auf Holz lag.
    4. Nicht rotationssymmetrische Rückseite?: Beim drüberhalten des Lineals konnten wir auf dem ersten Blick keine Auffälligkeiten erkennen


    Ich Tippte auf 3, also Teppich drunter und weitermachen. Gesagt getan aber der Asti ging nicht raus, hmmm. Rabiatmethode: Karton unterlegen unter die lange Asti Achse. Aha, Astigmatismus war raus - auch am Künstlichen Stern im Krümmungsmittelpunkt alles rund. AUFATMEN!


    Doch beim anschließenden parabolisieren musste ich wieder dieses Unwort mit "A" in den Raum rufen[}:)] - Peter sichtlich entnervt.


    War die Rückseite doch nicht gut? Oder sollte es der erste Spiegel werden, der sich ohne Grund verbiegt? Wir machten Nägel mit Köpfen, zumal noch 2 weitere Kollegen mit 10" und 12" Rückseite Planschleifen auf dem Programm hatten: Ich packte Tassilos 20-Zöller, dessen Rückseite ich eigenhändig plangeschliffen hatte, mit der Rückseite nach oben auf dem Tisch, markierte die Rückseite des 10-Zöllers mit dem Edding...


    planschleif1.jpg
    Alle Bilder von Christian M. mit freundlicher Genehmigung


    und los ging der Planschleifmarathon:


    planschleif2.jpg


    Nach 2 Chargen mit K320 zeigte sich, dass der Rand des problematischen 10 Zöllers nicht rotationssymmetrisch abgetragen wurde:


    planschleif3.jpg


    Man sieht, dass der Strich in 10Uhr - 4Uhr Richtung weiter innen abgetragen wird, der Strich in 7Uhr - 1Uhr bleibt weiter außen sichtbar. Das ist zwar lange nicht so deutlich, wie es beim Mirror Round Robin Spiegel war, aber doch eindeutig.


    Beim 12 Zöller zeigte sich ebenfalls ein ovales Schleifbild:


    planschleif4.jpg


    Alle 3 Rohlinge wurden gegenseitig und zusätzlich auf dem 20" weitergeschliffen, bis der Eddingtest überall Kontakt und Symmetrie anzeigte. Tassilio ließ es sich nicht nehmen, selbst Hand anzulegen, war ja schließlich sein Großrohling, der als "Kalibriertool" herhalten musste.


    planschleif5.jpg


    Anschließend wurde Peters 10" auf der auspolierten Vorderseite mit seinem mitgebrachtem Tool mit Microgrit 9 my geschliffen.


    planschleif6.jpg


    Das Tool griff ungleichmäßig der Abtrag war unsymmetrisch, nicht viel aber eindeutig sichtbar, wenn man den Lampenreflex über den Spiegel wandern lies.


    JA!!! Das war's. Die Rückseite schien plan, war sie aber nicht wirklich. Offensichtlich reichen ein paar hundertstel mm sattelförmig gebogene Rückseite aus, um fiessen und gemeinen Asti auf die Vorderseite durchzudrücken (wenn man nicht ausschließlich MOT arbeitet).


    Nun muss Peter nur noch mit 9+5 my auschleifen, erneut polieren und es ist mit sagen wir 99,9%-iger Wahrscheinlichkeit Schluss mit Asti[^].


    Nachtrag: Alte Beiträge zu dem Thema:
    - Borofloat Pizza planschleifen
    - 13" Rückseite plan schleifen
    - Astigmatismus: Spiegelrückseite nicht ganz Eben!