Beiträge von Stathis im Thema „Von Arps , Hungerhaken, Bärentatze und Mäusen“

    Tataaa, hier kommt noch die bildliche Untermahlung unserer "Starparty". Bilder von Friedl mit seiner Canon 20 D, je 30 Sekunden belichtet (solange mussten wir stillhalten am Okular) freundlicher Genehmigung von mir hochgeladen.


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    Links Stathis mit dem 24" und lila Banditenhaube, Mitte Uwe Glahn mit seinem 16" und ohne Mütze (ein echter Kerl!), rechts der 12-Zöller von Martin Brückner ohne Martin (war wohl zu schüchtern oder zu faul 30 s stillzuhalten? Oben rechts der aufgehende Große Wagen mit Mizar/Alkor direkt über'm Berg.


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    Stathis am 24" Kyklopas + 4,5" Newtonfinder unter'm Orion und Sirius zwischen dem Gestänge strahlend


    Hatten wir einen Spaß!

    Winter ohne Schnee ist doch was schönes! So konnten wir vorgestern in die Voralpen auf 1.300 m Höhe fahren, das war hoch genug, um vom Nebel verschont zu bleiben. Es herrschten ca. 2°C, etwas Wind, aber schön trocken, fst.= 6,5, Bortle 3, Milchstraße kräftig sichtbar und leicht strukturiert, das Seeing war leider schlecht (4- auf meiner Schulnotenskala).


    Dann der Schreck: Oh, je, ich hatte meine Höhenräder Schrauben und den Quickfinder vergessen, eh na se pari o Diabolos! (das übersetze ich besser nicht). Dank Friedl's Ersatzschrauben (zum Glück ebenfalls M8) und Uwes verbogener M8 Gewindestange von seinem Hocker kriegten wir den 24-Zöller doch noch zum laufen. Später spendierte mir Martin sogar noch seinen Quickfinder, das machte das Anpeilen etwas einfacher als nur mit dem 4" Newton Finder.


    Es folgten 9 Stunden Vollgas Deepsky, unterbrochen von einigen Belichtungsspielereien mit Friedel's Canon 20 D Digital- Spielzeug (Bilder folgen dazu sicher noch).


    Es ging gleich in die Vollen: Mit dem Galaxienpaar <font color="orange"><b>Arp 147= IC 298/A</b></font id="orange"> stand noch eine Rechnung offen (Siehe Uwes Bericht). Doch jetzt war ich mit dem DSS Ausdruck am Okular, da mußte das Dingens die Hosen runterlassen:



    <font size="1"><i>DSS II Bild. Anklicken zum vergrößern</i></font id="size1">.
    IC 298 Bild mit 5 m Palomar Teleskop


    Bereits im 20 mm Nagler (125x) sah man beim indirekt schauen an der Stelle einen nebulösen Fleck, der irgendwie ständig die Form änderte, je nachdem, wie stark indirekt man schaute. Die Schwierigkeit lag darin, dass sich ausgerechnet 20" östlich der IC 298 Linse ein kleines Sternchen reingeärschelt hat, nur um uns zu ärgern und das Seeing nicht gut genug war, um hoch genug vergrößern zu können. Nach einer Weile intensivem Photonenfang mit dem 7 mm Nagler (360x) wurde die Sache klar: Die IC 298 Linse selbst hat einen sternförmigen Kern, den ich mit dem Stern verwechselt habe. Guckt man stärker indirekt, erscheint IC 298 elongiert 2:1 als Linse und direkt westlich daran klebend die Ringgalaxie IC 298 A als runder kleiner Blob (ohne die Ringstruktur). Den Stern selbst haben wir nie sicher freistellen können.


    Nachdem wir richtig heiß gelaufen waren, mussten natürlich noch die Anderen Fuzzies aud dem DSS Ausdruck probiert werden und siehe da, sie waren alle da:
    <font color="orange"><b>UGCA 057</b></font id="orange"> (15,5 mag (p), 0,7'x0,5' laut NED): Großflächiger als die IC 298, ca. 1/2' Durchmesser, rund, sehr diffus auslaufen. Indirekt für ca. 40% der Zeit zu halten. Erstaunlich einfach! Also weiter geht's mit
    <font color="orange"><b>PGC 011889</b></font id="orange"> (16,2 mag (g), 0,44'x0,42' laut NED): Sehr diffus, aber 30% der zeit indirekt als runder Blob zu sehen.
    <font color="orange"><b>2MASX J03110265+0109582</b></font id="orange"> (16,9 mag (g), 0,36'x0,30' laut NED): Klebt direkt SW an einen Stern von ca. 12 mag. genau rund, kräftiger durchgezeichnet als die vorige, aber kleiner.
    <font color="orange"><b>PGC 1194221</b></font id="orange"> (17,1 mag (p)): An Sterndreieck naher einer Ecke gelegen. Sicher indirekt, leicht oval
    <font color="orange"><b>APMUKS(BJ) B030818.97+011155.2</b></font id="orange"> (17,6 mag (p)): Nicht gesehen, die ist wohl zu flächig.


    Nach einigen Lockerungübungen (Pferdekopfnebel, Eskimo, Abell 12 bei My Ori, M79) war es zeit mal wieder ein paar Superdünne Galaxien zu machen.


    Knapp 1° NNW vom Kugelhaufen M79 im Lepus (der da unten bei -24° Dekl. bei dem Seeing nur in weiter außen aufzulösen ging) liegt die ultraplatte Galaxie <font color="orange"><b>NGC 1886</b></font id="orange">:



    Im 20 mm Nagler an einer Sternkette mit 4 Sternen von ca. 10m. Für eine NGC Galaxie eine recht schwache Erscheinung, da er mit -24° Dekl. einfach zu tief steht. Stark elongiert WSW-ONO. Mitte kaum heller, aber zeitweise Nukleus aufblitzend? (sehr unsicher). 2-4 Mal in der Mitte dunkler gesehen. Ist da ein zentrales Staubband?
    Das DSSII Bild zeigt tatsächlich ein zentrales Staubband, bin mir aber wirklich sehr unsicher, ob ich das gesehen habe.


    <font color="orange"><b>UGC 4550</b></font id="orange"> im Cancer UM 94/L:



    Erst im 20 mm Nagler zu sehen, besser im 13 mm Nagler. Ca 4:1 elongiert Richtung N-S (die schwachen Ausläufer wohl nicht gesehen). Ca. 4' SSW von einem Doppelstern ca. 13,5mag gelegen.


    <font color="orange"><b>IC 2233</b></font id="orange"> im Lynx UM 40/L:



    Ca. 10' SO neben Bärentatzengalaxie (NGC2537) im 32 mm WF (78x) sofort als super langer Strich sichtbar. Am besten im 9 mm Nagler (280x). 5' lang Richtung N-S ausgerichtet mit sehr schmalen Hüften. Symmetrisch, Mittenbereich strukturiert mit leicht hellerem Kernbereich, aber kein Nucleus. Nach S länger hell bleibend, nach N diffuser auslaufend. Im Südteil ein Stern ca. 14m mitten durch die Galaxie. Hübscher Doppelstern ca. 2m/14m 1' NO vom Kern schwebend.
    Erstaunlich, wie trotz der zarten Gesamterscheinung bei der guten Transparenz so viele Einzelheiten sichtbar werden. Ein wahnsinns- Gerät!


    Die <font color="orange"><b>Bärentatzen Galaxie NGC 2537</b></font id="orange"> selbst:


    Am besten im 9+7 mm Nagler. Helles längliches Segment ca. westlich abgetrennt vom einem Dunkelband. Zentrum ovale Aufhellung. Nach Osten noch ein Dunkelband. Gesamterscheinung wirklich wie eine Bärenpratze! Am Südrand klebt ein ganz schwacher Stern ca. 16 Mag.


    Der letzte intergalaktische Hungerhaken ist einer der spektakulärsten seiner Sorte: <font color="orange"><b>NGC 3044</b></font id="orange"> im Sextans:



    Wunderschöne kontrastreich zu sehende Edge On Galaxie, mindestens 7:1 elongiert in Richtung WNW-OSO. Bereits im 32 mm WF (80x) sehr auffällig. Im 9 mm Nagler (280x) ist der Mittenbereich etwas kräftiger und leicht unsymmetrisch. Kein Nukleus. Am WNW Ende ein kleiner Knoten (sehr schwer). Zu den Enden lang und sehr schwach auslaufend. Ein Paradebeispiel einer Superthin!
    Vergleiche auch mit dem schönen Bild von Gert Gottschalk


    Nach all dem Großgetier nun zu den Mäusen <font color="orange"><b>NGC 4676 + 4676 A im Coma Berenikes an der Grenze zum Canes Venatici:</b></font id="orange">
    Beide Galaxien direkt im 9 mm Nagler (280x) aber nicht hell. Die SSO von beiden (4676B) ist die etwas hellere. Insgesamt oval und irgendwie gestört. Manchmal erscheint die S-Seite etwas heller. Die NNW-liche NGC 4676B mit etwas schwächerem Zentralbereich, dafür aber einen geraden Gezeitenschweif nach Norden, der keilförmig schmaler wird und ca. im 1-fachen Galaxiendurchmesser zu verfolgen ist. Am Ende sehr schwach. Der Rest des langen Schweifes bleibt unsichtbar. Siehe hierzu auch gigantisches HST Bild.


    Zum Ende noch ein interessantes gestörtes Galaxienpaar <font color="orange"><b>NGC 4618 (Arp 023)/ NGC 4625:</b></font id="orange">



    Die NGC 4618 hat einen breiten Balken in der Scheibe, der versetzt zur Mitte steht. Am anderen Ende ist ein heller Spiralarmbogen, der am Südende eine kleine kompakte Kondensation aufweist. Sehr ungewöhnliche Erscheinung!


    Der Begleiter <font color="orange"><b>NGC 4625:</b></font id="orange"> ca. 8' NNO ist schwächer und kleiner, sieht aber fast genau so aus: Auch eine Scheibe + heller Kernbereich der von der Mitte Richtung NNO versetzt steht. Richtung SSW ist die Galaxie größer ausgedehnt mit einem abgesetzten Bereich --&gt; Spiralarm. In diese Richtung läuft sie etwas diffuser aus. Ein weiters Beispiel von Galaxienkollisionen und Gezeitenwirkung life am Okular erlebt!


    Auf einmal ist es fast 6 Uhr morgens, der halbe Himmel hat sich während der Nacht über uns vorbeigedreht. Beim Beobachten stand ich die ganze Zeit so unter Strom, dass keine Müdigkeit aufkam. Beim Nach Hause fahren musste ich jedoch ein 30-Minuten Schnellschlaf im Auto einlegen.


    Ein langer Bericht ist es geworden - na ja, die Nacht war auch lang[:p].