Beiträge von pfleger im Thema „"Stern von Bethlehem" war laut Astronom...“

    Hallo Robert,


    danke für Deine Meinung dazu! Mich hätte alleine die Aufmachung der Seite sofort abgeschreckt - nach dem Motto "Hilfe, Esoterik, nichts wie weg hier!" - wenn ich nicht vorher ein anderes Buch von Werner Papke gelesen hätte. Der Text zum "Zeichen des Messias" greift Sachverhalte auf, die man als Leser jenes Buches kennt.


    Es heisst "Die Sterne von Babylon" und beschreibt die babylonischen Sternbilder im 3. Jahrtausend vor Christus. Papke hat Keilschrifttexte aus dem British Museum untersucht und stellte fest, dass einige Tafeln der sog. Mul Apin Serie Beobachtungsaufzeichnungen von heliakischen Aufgängen und anderem enthalten. Dort sind wohl auch Sternbilder und Sterngruppen beschrieben, die damals (ähnlich wie die ägyptischen Dekane) zur nächtlichen Zeitbestimmung dienten.


    Er legt in dem Buch dar, warum das Gilgamesch Epos seiner Meinung nach im Wesentlichen eine Art astronomischer Lehrtext der damaligen Zeit ist. Die Akteure der Handlung werden als Himmelskörper (Mond, Planeten) gedeutet, ihr Lauf am Himmel entspricht Situationen aus der Handlung oder der damals offenbar gebräuchlichen Einteilung der Ekliptik. Es gibt Hinweise darauf, dass den Babyloniern lange vor Hipparch das Phänomen der Präzession bekannt war.


    Alles in allem sehr verständlich und nachvollziehbar. Leider in einem "unwissenschaftlichen" Verlag erschienen und daher unter Sternfreunden i.d.R. unbekannt (ich habe nur über einen Freund davon erfahren, der den Autor an der Uni in München kennengelernt hatte). In "seriöseren" Verlagen war wahrscheinlich für soviel Offenheit und Unvoreingenommenheit gegenüber einem bemerkenswerten Erklärungsansatz einfach kein Platz.


    Ich möchte betonen, dass ich nicht die Interessen von Herrn Papke vertrete und durchaus von manchen Einzelheiten seiner Darstellung nicht überzeugt bin.


    Gerade das "Restproblem" ist der Knackpunkt. Kein Berufsastronom würde Beobachtungszeit einsetzen, um systematisch in der postulierten Himmelsgegend in etlichen Spektralbereichen nach dem SNR zu fahnden. Dass man dort bisher noch keinen SNR kennt muss nicht viel bedeuten. Hier haben wir leider im Sinne der Popperschen Erkenntnistheorie ein prinzipielles Problem: durch's Nichtfinden kann man nicht die Existenz von etwas beweisen - womit wir dann mal wieder beim Glauben wären...


    Vielleicht kann ja jemand was Fundiertes zum "Restproblem" beisteuern?


    Gruß,
    Tom

    Hallo zusammen,


    Kürzlich wurde ich durch einen Hinweis in einem anderen Forum auf folgendes aufmerksam: http://www.bibelcenter.de/bibliothek/papke/messdp.htm


    Vielleicht lasst ihr euch einfach von dem irritierend reisserischen Stil und dem von Selbstbewusstsein strotzenden Ton nicht davon abhalten, wirklich tapfer bis hinten zu lesen. Glaubt mir, es ist interessant!


    Hier wird die Hypothese formuliert, dass es sich beim Stern von Bethlehem um eine Supernova gehandelt hat. Mir hat die Darstellung gefallen, weil sie die Historie beleuchtet und nur teilweise auf rein astronomischen Überlegungen aufbaut. Letztlich bleibt die unbequeme Frage, warum von der angeblichen Supernova heute kein beobachtbarer Rest bekannt ist. Astrophysiker Joachim Herrmann hat deshalb die Papkesche These scharf angegriffen, auch ich bin skeptisch.


    Allerdings möchte ich dann gegenfragen, warum später stattgefundene Supernovae (ich weiß die Jahreszahlen nun nicht, habe aber mal von einer im Lupus gelesen, etwa vor 1000 Jahren) bis heute nicht in allen Fällen nachgewiesen werden konnten. Oder bin ich hier falsch informiert? Dann sagt es mir!


    Gibt es Möglichkeiten, dass eine Supernova zweitausend Jahre später keinen sichtbaren Rest zurücklässt oder muss *immer* ein erkennbarer Rest verbleiben? Mit Absorption braucht man in Richtung Coma Berenices nicht argumentieren, denn für den Radio- oder Röntgenbereich spielt das keine Rolle und selbst im Optischen schauen wir hier bekanntlich sehr weit hinaus.


    Ich behaupte nicht, das man das glauben muss aber die Seite beinhaltet jedenfalls eine Menge Hintergrundinfos darüber, warum die "Magier" das Ereignis gesehen haben: man hat seit langem darauf gewartet! Hier hat sich eine Prophezeihung möglicherweise selbst erfüllt, vielleicht war es auch die Planetenkonjunktion statt der Supernova. Wenn die Menschen damals das Zeichen sehen wollten, dann war es vielleicht nachrangig, worum es sich dabei astronomisch tatsächlich handelte. Wer glauben will, braucht keine Rechtfertigung dafür.


    Gruß,
    Tom