Beiträge von rgerhards im Thema „Schulastronomie ungenügend?“

    Hallo Rolf,


    ja, klar das jeweilige Hobby ist natürlich immer am wichtigsten (ich sage es 'mal bewusst etwas provokativ). Ich persönlich denke aber, das solche Initiativen "Pro Astronomieunterricht" durchaus sinnvoll sind. Die Erfahrung lehrt ja, das man immer viel mehr fordern muss, um dann wenigstens ein bisschen zu bekommen. Man schaue sich nur jedes Jahr die Kömodie um tarifliche Gehaltserhöhungen an, mit total überzogenen Forderungen von beiden Seiten...


    Ich denke aber eben auch, dass viel mit der Integration in bestehende Fächer gewonnen wäre. Das Fach erscheint mir auch für Arbeitsgemeinschaften in hohem Maße geeignet. Für Astronomie als Fach spricht m. E. aber auch, dass es eben wirklich zum weiteren Nachdenken motiviert und man damit viele andere Fächer unterstützen kann.


    Was die Qualität des Unterrichts angeht: das ist natürlich immer so. Auch bei Lehrern gibt es, wie in jedem Berufsstand, gute und schlechte. Wie überall sonst vermute ich aber 'mal, dass der "normale" Lehrer weder besonders gut noch besonders schlecht ist. Die Lehrerschaft im Gesamten zu verdammen ist ja sehr beliebt, aber im Regelfall nicht korrekt. Ein "normaler" Lehrer, der nicht zufälligerweise Hobby-Astronom ist, wird sich sicherlich auch nur relativ oberflächlich einarbeiten (wie in vielen anderen Fächern auch). Speziell in hohen Klassen wird der Hobbyastronom-Schüler daher sicherlich mehr wissen. Meines Erachtens nach wird der Lehrer das zu schätzen wissen und das Know-How des Schülers motivierend in den Unterricht einbringen (OK, da kann es wohl schon mal leichte Umsetzungsschwierigkeiten geben ;)).


    Ich halte es gerade daher für wichtig, dass wir uns selbst mit engagieren. Wenn wir Amateure (in doppeltem Sinne jetzt) den Schulen unsere Mitarbeit anzubieten. Gleiches gilt übrigens für Schüler in hohen Jahrgängen. Wenn solche engagierten Personen das Wissen vermitteln, kommt bestimmt auch die Faszination "rüber". In den USA ist eine solche Zusammenarbeit relativ üblich. Der Lehrer kann z.B. den Theoretischen Teil übernehmen, der "Volunteer" macht das Praktische (und weist teilweise auch den Lehrer ein). Ich denke, so etwas müssen wir hier auch etablieren. Damit wäre sehr viel gewonnen...


    Rainer

    Hallo Rolf,


    danke für den schönen und qualifizierten "Ordnungsruf". Du hast natürlich Recht, idealerweise würde es noch 723 Themen geben, die eigentlich auch ganz unbedingt ins Curriculum gehören. Bei Religion stimmt ich Dir als Atheist übrigens zu - das ist wichtig. Übrigens kann man christliche Ethik für sinnvoll halten, ohne an "den lieben Gott der die Welt in sieben Tagen erschuf" glauben zu müssen (aber damit wollen wir es hier genung dieses Themas sein lassen). Auch bei Sport stimme ich Dir sehr weitgehend zu.


    Musik kann ich auch noch nachvollziehen, sicherlich auch Kunst. Hier ist aber sicherlich die Frage nach der Klassenstufe und dem Umfang des Unterrichts zu stellen. Wenn wirklich Physik und Kust jeweils drei Wochenstunden haben, scheint mir da eine gewisse Schieflage vorzuliegen.


    Meiner persönlichen Meinung sollte man Versuche, Astronomie schon im Curiculum zu verankern, allerdings direkt in fächerübergreifender Weise. Astronomie eignet sich ja hervorragend, über Physik und Mathematik nachzudenken - und übrigens auch über Religion (ruft da jemand "Kosmologie"?). Insofern könnte man sicherlich bei allen diesen Fächern gewisse "Anleihen" am Stundenkontingent vornhmen und dafür das Fach Astronomie verpflichten, Inhalte aus diesen Bereichen zu behandeln.


    Ich denke aber auch, sich nur auf Astronomie im Curiculum der tendentiell höheren Jahrgänge zu beschränken, greift zu kurz. Wir sollten vielmehr die *Integration* astronomischer Inhalte in die bestehenden Fächer fordern. In BaWü bietet sich dazu beispielsweise die Fächerkombination MeNuK (Mensch, Natur, Kultur) geradezu an - und zwar bereits in der Grundschule. Auch im Kindergarten kann man auf den Sternenhimmel hinweisen.


    Eine kontinuierliche Beschäftigung mit Astronomie bringt sicherlich im Endeffekt mehr, als es als Fach für - sagen wir mal - eine Jahrgangsstufe zu verankern.


    In Anbetracht der knappen Kassen sind wir selbst als Hobbyastronomen aufgerufen uns einzubringen. Nur Klagen hilft nichts, tun muss man es ;) Ich will damit nicht unterstellen, dass die Beteiligten nichts unternehmen. Manche können auch effektiv nicht. Ich stelle nur so eine grundsätzliche Gesellschaftliche Tendenz fest, alles zu beklagen, aber selbst nichts für die Behebung der Missstände zu unternehmen (na ja, die Politik macht es ja vor...).


    Viele Grüße und CS,
    Rainer Gerhards

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Ford_Prefect</i>
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    Ende 70er 9. Klasse Realschule, Erdkunde:
    Der Lehrer sagt: nächste Stunde nehmen wir Astronomie durch, wer hat schon mal davon gehört?
    Ich sach stolz: ich, ist mein Hobby
    Der Lehrer: Prima, dann kannst du ja den Unterricht machen.
    So ähnlich war's. Ich hatte ca. 2Tage Zeit und hab mir irgendwas über Himmelsmechanik zusammen gesponnen.


    Nach der Stunde bekam ich ne 1, der Lehrer hatte wirklich null Ahnung.
    Der Rest der Klasse war wider Erwarten absolut ruhig und lauschte - und das war das eigentliche Wunder.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das nimmt man als Schüler natürlich oft nicht so wahr ... aber das kann alles durchaus Absicht des Lehrers gewesen sein. Was ist besser, als dass sich ein Schüler 2 Tage hinsetzt und was "zusammenspinnt" und die anderen dann auch noch zuhören... Meinst Du, die anderen hätten beim Lehrer auch so gut zugehört? [;)]


    Klar gibt's unwissende Lehrer, aber das Lernen voneinander ist ein ganz wichtiges Hilfsmittel. Und bei der Vorbereitung lernst Du mehr, als in 10 Stunden Unterricht (zumindest, wenn Du es auch nur halbwegs ernsthaft angeht). Ich würde über solche Ansätze also nicht unbedingt nur lächeln. Manchmal ist der "unwissende" Lehrer nämlich ganz schön gewitzt (nebenbei bemerkt: ich bin *kein* Lehrer [;)]).


    Viele Grüße und CS,
    Rainer

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: astrowolff</i>


    Vielleicht hat der eine oder andere von euch Lust, die Petition gegen die Abschaffung des AU mitzuunterzeichnen?


    Hier mal der Link zu eurer Info:


    http://www.lutz-clausnitzer.de/as/astro10/astro10.html


    Viele Grüße,
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Mhh.. OK, ich gebe zu, ich habe mir nur 5 Minuten Zeit für die Seite genommen. Aber wo kann man die Petition unterzeichnen? ;) Das müsste doch irgendwie "altmodisch" mit Papier gehen (Online ist ja für Politiker ein Fremdwort, aka wird im wesentlichen als irrelevant betrachtet....)


    Viele Grüße,
    Rainer

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Phoenix15</i>
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    Dann wollte ich euch noch etwas ans Herz legen. Die Vereinigung für Jugendarbeit in der Astronomie e.V. ,kurz Vega, startet eine Unterschriften Aktion gegen das Vorhaben der Kultusminister, die Naturwissenschaftlichen Nebenfächer, Physik, Chemie zu einem zusammenzulegen. Und in den neuen Bundesländern das Fach Astronomie abzuschaffen. Bald wird die Unterschriftenliste auf der Vega Homepage veröffentlicht. Wenn das der Fall ist werde ich mich natürlich nochmal melden.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Och nein... auf was für Ideen kommen die denn noch alles... [V]


    Gibt's dazu schon eine recherchierbare URL?


    Rainer

    Ich habe Astronomie seinerzeit (vor gut 20 Jahren ;)) nicht in der Schule genossen (NRW). Da war das gar kein Thema.


    Seit diesem Jahr versuche ich (gemässigt) Aktiv, selbst etwas in die Richtung hier bei uns (mittlerweile BaWü) zu bewegen. Im Moment bin ich primär an Grundschulen dran. Meine Erfahrung ist, dass bei den Kindern grosses Interesse vorhanden ist. Die Schulen sind auch durchaus interessiert (vor allem, wenn es nichts kostet ;)).


    Insgesamt scheint es aber im Moment sehr darauf anzukommen, ob ein interessierter Lehrer an der jeweiligen Schule ist. Falls ja, geht vieles, falls nein, dann allenfalls mit externer Hilfe.


    Das scheint aber ziemlich viele Fächer zu betreffen. An einem nahen Gymnasium wird z.B. im Moment Russisch als Sprache gegeben - aber nur, weil ein Lehrer das gerade kann und auch noch Spass daran hat. Wenn der mal weg ist...


    Viele Grüße und CS,
    Rainer