Beiträge von MartinB im Thema „14" Dob, Fehlkonstruktion?“

    Hallo Sebastian,
    die sinnvolle Fangspiegelgröße bzw. 100% beleuchtetes Feld haben wir lang und breit in der Münchner Spiegelschleifgruppe diskutiert, und ich hab mich auch selbst eingehend damit befaßt- das hat schon seine Richtigkeit.


    Ein 50 mm Fangspiegel ist für einen visuellen 8" f/6 Newton schon reichlich. Wenn man ihn bereits hat, kann man ihn aber nehmen.


    Beim Spiegelmaterial kann man im Prinzip ruhig Floatglas nehmen, falls die Oberfläche stimmt. Außer man hat vor, eine Fangspiegelheizung einzubauen.
    Allerdings werden die besseren Fangspiegel praktisch nur aus Pyrex gemacht, der Materialpreis ist ja nur ein kleiner Bruchteil des Verkaufspreises.
    Wenn Du einen nachweislich guten Fangspiegel willst, solltest Du einen mit mitgeliefertem interferometrischem Meßprotokoll nehmen. Das kostet allerdings üblicherweise noch mal 50+ Euros Aufpreis.


    In USA gibt es mehr Angebot direkt von kleineren Herstellerfirmen, dadurch sind die Preise dort deutlich günstiger als bei den deutschen Hänldern. Das lohnt sich aber erst bei Sammelbestellung wirklich, und man muß willens und in der Lage sein, mit den Firmen in den USA vernünftig zu kommunizieren.


    Hör dich doch einfach mal auf dem ITV um, wo die Leute ihre Fangspiegel her haben.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Sebastian,


    klar kann man noch was "rausschinden", wenn man das Okular näher an den Fangspiegel bringt und diesen so weit vorn wie möglich platziert.
    Wenn Du über den Großteil der Bildebene über 75% Ausleuchtung schaffst, ist der Lichtverlust auch nicht dramatisch. Aber Du verlierst ja gleichzeitig auch etwas Auflösung, wenn Du nicht mit voller Spiegelöffnung beobachtest, weil die Randstrahlen am Fangspiegel vorbei gehen. Und Du hast keine Reserven, falls der Fangspiegel-Offset nicht exakt stimmt.
    Einzelne Verluste mögen nur klein sein, aber ihr Effekt addiert sich nicht, er multipliziert sich!
    Klare Empfehlung: Größeren Fangspiegel nehmen!
    Du findest sicher jemand, der dir den kleineren abkauft.


    Was das Spiegel selbst schleifen angeht, es ist auch nicht schwieriger als der Teleskopbau, nur ganz anders[:D].
    Größer als 12" f/5 als Einstieg würde ich nur wagen, wenn ein erfahrener Spiegelschleifer in physischer Reichweite ist, d.h. den Fortschritt persönlich in Augenschein nehmen kann.


    Am einfachsten geht 8" f/6, weil man Spiegel und Tool schon gut in die Hand nehmen kann, aber die Größe noch überschaubar ist und die Toleranzen beim Parabolisieren noch recht groß. Sowas kann ein schönes Reisescope werden und wäre eine sinnvolle Ergänzung zum 14".


    Wenn Du partout ein großes Teleskop bauen willst, bitte sehr. Es haben schon Leute ein Erstprojekt in 24" erfolgreich bewältigt (=>Yves). Das geht aber sicher nicht ohne erfahrene Unterstützung.
    Was ich eher nicht machen würde, ist größer als 14" aus dünnem Borofloatglas als Einstieg.


    Die Alternative: Fang doch erst mal mit einem Sucherspiegel 4-5" f/4 an. Da kannst Du alle Techniken dran üben mit geringem finanziellem Einsatz. Und die Formänderung beim Parabolisieren geht auch recht flott, dadurch begreifst Du schneller als beim großen Spiegel, wie es geht. Einen f/4 Spiegel ordentlich zu parabolisieren ist schon eine Herausforderung!
    Das fertige Finder-Scope ist dann am 14" oder auch am größeren Teleskop sehr nützlich, wenn Du Jagd auf lichtschwache Objekte machst.
    Aber auch solo als super-portables Schnellspechtelgerät kann man viel Freude damit haben.


    Gruß,
    Martin

    Hallo Sebastian,


    herzlich willkommen im Forum!
    Im Vergleich zu dir bin ich ja eigentlich blutiger Anfänger (seit Dezember 2003 "ernsthaft"[:o)] dabei), aber als Selbstbau-Freak hab ich schon ein paar Spiegel selbst geschliffen und seit September 2004 ein 12" Eigenbau-Dobson im Einsatz.


    Was deinen Fangspiegel angeht, der ist leider zu klein für das Teleskop. Allermindestens brauchst Du einen 60 mm Spiegel, besser ist 66 mm.


    Wenn NEWT dir "-2.2 mm 100% illumination diameter" angibt, heißt das im Klartext, Du verschenkst Öffnung.
    Dieser Wert sollte für visuelle Auslegung des Teleskops bei ca. 10-15 mm liegen, und der "75% illuminated diameter" sollte bei 2" OAZ zumindest ca. 30 mm groß sein.


    Ein 14" ist schon ein ziemlich lichtstarkes Gerät, und knapp f/6 erlaubt die Verwendung preiswerter Okulare.
    Entscheidend ist natürlich die Qualität deines Spiegels. Und eine sehr lange Auskühlphase wirst Du auch jeweils vor dem Beobachten einplanen müssen. Wenn beides stimmt, hast Du schon ein richtiges "Power-Gerät"!


    Was den Kriege-Berry angeht, das ist eine solide Grundlage. Mittlerweile haben sich die Teleskop-Konstruktionen natürlich weiter entwickelt.
    Gerade was dünne Hauptspiegel angeht, sind wir besonders in Deutschland durch die günstigen Borofloat-Scheiben von Schott ziemlich begünstigt - die Amis haben so was nicht!


    Leider bin ich nicht auf dem ITV, aber ich rate dir, dein Teleskop am Samstag auf jeden Fall mitzubringen und tagsüber aufzubauen, auch wenn das Wetter nachts nicht zum Beobachten geeignet ist.
    Direkt am Gerät läßt sich am besten diskutieren, was gut ist und was man noch besser machen könnte.
    Versuch mal Stathis Kafalis ausfindig zu machen (er wird aber am Samstag recht beschäftigt sein) - er ist mit seinem 24" Kyklopas da und einem gelben Opel Corsa mit Münchener Kennzeichen, normalerweise in der Nähe des östlichen Fußballtors.


    Viel Spaß noch auf dem ITV!


    Gruß,
    Martin