Beiträge von Rohr im Thema „Atypische Spinne: Nachteile?“

    Hallo Uwe,


    habe noch ein paar Bilder an das letzte Postin gehängt, wie das Teil
    aussieht. Prinzipiell kann man gegen jede Sphäre prüfen, also auch
    gegen einen Kugelspiegel so um 1500 Radius. Bereits ein Feldstecher-
    Achromat müßte sich hierfür eignen. Über ein Optical-Design-Programm
    lassen sich die Abstände rechnen, wenn man die opt. Daten von der
    Kompensations-Einheit hat. Die Hyperbel wird man sicher auch mit dem
    Caustic-Test oder auch mit dem Foucault-Test testen können. Totzdem
    war mir ein irgendwie gearteter Null-Test mit einem Ronchi-Gitter
    lieber.


    Der Grund für diese Newton-ähnliche Bauweise bestand in der einfachen
    Herstellung eines Newton und der neuen Idee, mit einem pos. Korrektor
    und einer Brennweiten-Verkürzung zu einer hochgenauen Kamera mit einem
    großen ebenen Bildfeld zu gelanden. Eine zweite größere Kamera haben
    wir mit f/3.5 gebaut. Für diese Kamera hatte Lutz Bath ein Patent
    angemeldet - eine Kopie habe ich irgendwo. Leider kam in diesem Fall
    kein findiger Amerikaner auf die Idee, diese Entwicklung nachzubauen,
    wie dies in einem anderen Fall passiert ist, den ich hoffentlich dem-
    nächst auf diesem Board schildern kann. Bauzeit dieser Kamera war ca.
    1 Jahr.


    Gruß Wolfgang Rohr

    Hallo Uwe,


    hier ist die Schema-Zeichnung:



    Hier die Spot-Diagramme bis zu einem Bildfeld-Durchmesser von 36 mm im
    Bereich 486.0 nm bis 656.0 nm Wellenlänge:



    einzige Bedingung für die Herstellung der Optik anno 1983 war meine Forderung,
    die Hyperbeln in Kompensation sicher messen zu können. Also entstand der
    hyperbolische Hauptspiegel mit einer konischen Konstanten von knapp - 2 in
    einer Kompensations-Anordnung durch einen Apochromaten von Wolfgang Busch.
    (ein Newton-Spiegel hat eine konische Konstante von -1)
    Den Zweilinsen-Korrektor kann man ebenfalls in Kompensation prüfen, indem
    man die letzte hyperbolische Fläche durch die Konkav-Linse gegen einen Plan-
    Spiegel prüft. Man braucht nur die richtigen Abstände zu rechnen. Die endgültige
    Retouche macht man aber dann doch gegen den Himmel, weil die Sternscheibchen
    kurz vor der Fertigstellung zunächst wie "Herzchen" aussahen und ich damals
    erst bei genauerem Hinschauen den Fehler fand.


    Ein Leckerbissen war die Herstellung der letzten Asphäre auf dem Korrektor.


    Noch ein paar Bilder von der Kamera auf dem ca. 1500 m hohen Schau-ins-land südlich von Freiburg:


    die "H"-förmige Spinne, der 2-Linsen-Korrektor sitzt zwischen Tubus-
    wand und Okular-Auszug, die Schnittweite zur Bildebene beträgt 155 mm



    die Rückseite mit Temperatur-Fühler und Lüfter



    der Okular-Auszug mit Off-Axis-Nachführung



    Herzliche Grüße


    Wolfgang Rohr

    Hallo Uwe,


    ein ganzes Buch habe ich damals vollgeschrieben, bei der Herstellung
    dieser Kamera. Wahrscheinlich interessieren Dich die opt. Daten und
    die Gläser. Laß mir ein bißchen Zeit, ich muß das raussuchen. Das war
    in der Zeit der Lichtenkneckerschen Flat-Field-Kamera, als wir damals
    das "alternative Konzept" Newton+FeldKorrektor starteten. Später hat
    der Phillipp Keller es mit moderneren Gläsern und einem normalen
    Newton-Spiegel gerechnet.


    Ich geh' suchen . . .


    Herzliche Grüße


    Wolfgang Rohr

    Ganz einfach,


    lieber Stathis,


    das ist eines der vier 8-Meter-Teleskope, die ich mir neugierig mal
    etwas näher angeschaut habe. Man gönnt sich ja sonst nix!


    Wenn Du die AstroKamera meinst, 250/1000, die ich 1985 für mich gebaut
    hatte, bis ich merkte, daß Du meinen Himmel hier vergessen kannst, die
    haben die Freiburger auf dem Schau-Insland in Betrieb. Das optische
    System ist ein abgewandeltes RC-System, also einem hyperbolischen
    Newton-Spiegel und einem zwei-Linsen-Korrektor mit einer Hpyerbel auf
    der letzten Fläche. Das führt zu Sternscheibchen-Durchmessern von max.
    10 Micron bis zu einem Felddurchmesser von 40 mm, die Lutz Bath unter
    dem Mikroskop ermittelt hatte.


    Gruß! Wolfgang

    Hallo Stathis,


    vor ca. 25 Jahren hatte ich bei einer Astro-Kamera statt der dünnen
    Spinnen-Streben M4-Gewinde-Stangen genommen, weil sich die so gut
    verarbeiten ließen. Der Effekt war wunderbar: Um helle Sterne herum
    hatte ich eine regelrechte Raute und damit ein Merkmal dieser Kamera.
    Der Karl-Ludwig Bath, Erfinder des gleichnamigen Interferometers, hat
    dann eine H-förmige Spinne gebaut aus den Abreiß-Linealen, wie man
    sie beim Maler-Bedarf kaufen kann. Sein wichigstes Argument war die
    Steifigkeit bzw. Verwindungsfreiheit der Spinne, damit also bei einer
    3-stündigen Nachführung das System Spinne keine Eigenbewegungen macht.
    Bei diesen Aufnahmen ging es um eine Genauigkeit von einem Micron auf
    der Filmebene, und das über drei Stunden genau. Weshalb nicht sosehr
    Beugungs-Effekte im Vordergrund standen, sondern die präzise Erhaltung
    der Justage des Gesamt-Systems. Wenn man nun derartige Aufnahmen in
    SuW hinsichtlich des Beugungs-Effektes untersucht, so findet man kaum
    störende Beugungs-Effekte, dafür aber bis in die Ecken schöne runde
    Sternpunkt. Ist allerdings auch schon wieder ein paar Jahre her.






    Als ich vor zwei Jahren auf dem Paranal die Spinnen fotografierte, fand
    ich auch nur die hinlänglich bekannte Lösung. Und die wären sicher die
    ersten, die neue Entwicklung eingebaut hätten.


    Gruß! Wolfgang Rohr