Beiträge von JSchmoll im Thema „Der Spiegelschleif Boom“

    Hi,


    (==>)Silvio: Ist Dein alter 60/700 aus den 70ern oder fruehen 80ern ? Ich habe so ein Teil, den "altehrwuerdigen Refraktor", mit einer neuen Fockelpinne ausgestattet. Nach Rezentrieren der Linse (die ich als Schuelerdepp unbedingt rausnehmen musste weil der Luftspalt ja auch arg dreckig war [}:)] ), zeigte sich selbst bei sehr hoher Vergroesserung noch ein erstaunlich klares Bild. Waehrend bei den LIDLscopes sehr oft die Abbildung bei ueber 150x "kollabiert", ist der kleine Tasco noch erstaunlich scharf. Tuning lohnt also.


    (==>)Sabine: Erstaunlich, dass ICS Kataloge unbestellt verschickt. Ich habe einen bestellt und bekam keinen [V] - vielleicht verschicken die ja auch nichts an die Inselaffen [:D]. Also bestelle ich jetzt mal definitiv KEINEN, vielleicht klappts dann ja [;)] . Vom hohen Suchtpotential des Katalogs kann ich ein Lied singen (oder besser nicht bei meinen verkrueppelten musischen Ambitionen), der Katalog hat in meinen Augen einen Preis verdient.

    Hi Stefan,


    von mir auch noch eine Lanze fuer den kleinen Erstspiegel:


    Ich hatte bereits einen industriell gefertigten 6" f/8-Newton, und im Rohr wurde genau so ein Spiegel beschrieben und vor groesseren oder kurzbrennweitigeren Projekten sogar nahezu schon gewarnt ! Nun, 6" f/8 waere langweilig gewesen, so machte ich 6" f/6, aber eben nur 6".


    Ich brauchte 2 Jahre (inkl. Nullbockphasen, Klausuren, Abitur ...), und ich machte herrliche Erstlingsfehler. So montierte ich beim Foucaulttester Lichtquelle und Klinge auf einen Staender, ohne dies in den Messungen zu beruecksichtigen (Fokaldifferenzen reduzieren sich um Faktor 2 - also noch schwerer messbar, deshalb abzuraten). Als ich den Spiegel fast parabolisch (in Wahrheit schon tief hyperbolisch !) hatte, ging mir das Poliermittel aus, das ich allzu grosszuegig ueber die Pechhaut verteilte, die weiss war vom Ceroxid !


    Dazu bekam ich Pein mit Zonenfehlern, da im Rohr stand, dass Striche immer nur kurz und zentrisch sein duerften, solange man nicht parabolisiere.


    Ich hatte noch altes Polierrot, das mir den Spiegel verkratzte --> Zurueck zum Feinschliff. Schliesslich im 2. Anlauf (den Foucault-Fehler hatte ich inzwischen bemerkt) dann die Fertigstellung.


    Ich glaube nicht, dass ich das durchgehalten haette mit einem groesseren Spiegel. Ich denke auch an die vielen "Kolbenfresser" mit oder ohne Pechhaut, wie oft ich die beiden Raufbolde zu trennen hatte ...


    Vor allem - der Rand polierte nie richtig aus, nach der Verspiegelung genauso zu sehen wie etliche Kratzerchen ("Sleeks"). All meine gesammelte Erfahrung konnte ich dann am 10" nutzen, der fast komplett bis zu Rand auspolierte. Inzwischen polieren meine Spiegel alle aus. Wenn ich aber nun den "Dicken, Fetten" zuerst gemacht haette, dann muesste ich mit diesen aergerlichen Randerscheiungen leben.


    Drum sei gelobt der kleine Erstlingsspiegel ... [:D]

    Hallo Marty,


    eine gewiss nicht zu vernachlaessigende Rolle spielt dabei aber auch Dein Buch !


    Ich bin mit Rohr's "Fernrohr fuer Jedermann" grossgeworden, und das wurde 1983 das letzte (siebte - seit 1948!) Mal aufgelegt. Es ist so gut wie vergriffen. Wenn es heute den "Trittelvitz" nicht gaebe, waere die Schleiferei unglaublich erschwert, da es sonst keine umfassende deutschsprachige Beschreibung dieser Taetigkeit gaebe, die nicht schon lange ausverkauft waere.

    Hi,


    ich finde es auch schoen, wenn wieder mehr Spiegelschleifer unterwegs sind. Und das, obwohl sich das Verhaeltnis der Kosten Selbstbau/Ankauf eher umgekehrt hat, seitdem ich mit dem Schleifen angefangen habe.


    Ende der 80er Jahre kostete ein 15cm-Schleifsatz umgerechnet 40 Euro, ein fertiger Spiegel deutlich ueber 100 Euro. Heute ist vor allem die Glasbeschaffung ein Problem (wenngleich nicht unbedingt in dieser Groesse), und Spiegel sind dank China billig wie noch nie.


    Mark Twain soll mal gesagt haben: "Warum einen Roman schreiben, wenn man fuer 3 Dollar einen kaufen kann ?". Diese Spitze bringt es auf den Punkt.


    1989: Ich schleife mir einen Spiegel. Einmal eine optische Oberflaeche selbst machen ...
    1991: Fertig - und dieses Gefuehl, durch ein selbstgeschaffenes Element die Weiten des Alls zu geniessen, kann kein "Kaeufling" nachempfinden ! Also messerscharf kombiniert einen 250mm-Satz gekauft. Danach ist aber Schluss !
    1995: 257/1140mm fertig. Obwohl als "Lichteimer" konzipiert, mit wahrem Klodeckel als Fangspiegel (30%) wg. Fotografie, falle ich beim Planetengucken ob der Details fast von der Leiter.


    Traeume kommen auf. 40cm, nein 50cm. Ankauf einer 53cm-Duranscheibe, die zu dick ist. Das Zersaegen auf 2 duenne Scheiben misslingt dem Steinmetz dank eines Bedienungsfehlers ... wech isser. Jetzt muessen es mindestens 54 cm sein - warum nicht 60 ?


    Umzug nach England. Ankauf verschiedener Chinaroehren. Die EQ1 meines Leitrohrs liegt nur rum. Kleinanzeige: Suche Monti fuer 50mm-Refraktor, tausche gegen 244mm-Schleifsatz. Bingo. Re-Infiziert.


    Es folgen 244/930mm, 197/1070mm und schliesslich mein Projekt 18: 452/1830mm. Und ich kanns nicht lassen ... gerade mache ich fuer'n Kumpel einen 32cm-Spiegel, dann liegen drei 30cm auf Halde, bei denen ich auch den Gregoryfangspiegel machen werde. Und da ist noch ein Sechszoeller zu paraboliseren, in der Ferne denke ich wieder ueber 60 cm nach. Es hoert nicht auf.


    Ist der Weg das Ziel ?


    Jein.


    Es ist hier so oft schlechtes Wetter, dass der Instrumentenbau mich voll ausfuellen kann. Doch wehe wenn es aufklart ... [:D]


    Neben dem Gefuehl, das Herz eines Fernrohrs geschaffen zu haben, das einen mit brillianten Abbildungen und Warteschlangen vor dem Teleskop bestaetigt, ist da noch was anderes: Ich habe die "Macht", mir genau zu machen was ich will. Ob ich einen f/12-Spiegeel fuer ein Planetenteleskop haben will oder f/3 fuer ein Primaerfokusteleskop, alles kein Problem. Nix Sonderanfertigung oder Wartezeit und Aufpreis. Ich machs mir einfach selbst. Da kann die Industrie nicht gegenanstinken ... [:p]


    Sodenn, lassen wir das Karbo weiter knirschen ...