Beiträge von Kalle66 im Thema „Frage zum Spiegelschleifen“

    Hi Frank,


    da gäbe es ja noch: Mehr Abrieb durch mehr bzw. größeres Karbo.
    Dass Wasser mittels Kappilarwirkung einen Druck aufbaut kann, habe ich bisher noch nicht gelesen. Ich kenne nur sog. Kristallwasser (inwieweit das bei Glas eine Rolle spielt?), Osmotischen Druck (hier nicht einschlägig), und Druck aufgrund von Wärmeausdehnung/Phasenwechsel des mittels Kappilarwirkung eingedrungenen Wassers (z.B. im Zusammenhang mit Erosion im Gebirge). Das Kappilarkräfte erheblichen hydrostatischen Druck überwinden können zeigt jeder Baum, wenn das Wasser von der Wurzel zur Baumkrone fließt. Aber so groß sind unsere Spiegel nicht.
    Dann gibt es noch so Zwischendinge zwischen chemischen und physikalischen Effekten, z.B. hervorgerufen durch die Dipolwirkung des Wassers.
    Beim Polieren kommen dann noch chemische Prozesse mit ins Spiel. Unter Druck geht Wasser eine Verbindung mit den Glasmolekülen ein. Gefördert wird das noch durch geeignete Poliermittel. Mit dem Ergebnis, dass es beim Polieren nicht so sehr auf die Glashärte ankommt. Mel Bartels hat das mal beschireben:
    http://www.bbastrodesigns.com/…mechanical_polishing.html
    Grüße

    Hallo Stephan,
    die Druckunterschiede ergeben sich schon allein aufgrund der Schwerkraft. Z.B. bei extremen Überhang - obere Scheibe liegt mit der Mitte auf dem Rand - lastet das ganze Gewicht, schwerpunktmäßig in der Mitte der oberen Scheibe konzentriert, auf dem Rand der unteren Scheibe. Dies zusammen mit der Regel "Je größer der Druck, desto größer der Abrieb" höhlt die obere Scheibe aus.
    Die Regel "Gleicher Abrieb bei gleichen zurückgelegten Strecken" gilt nur bei einheitlichen Druck und kann die Aushöhlung deshalb nicht erklären. Näherungsweise gilt die Regel bei Strichen mit wenig Überhang.


    Es ist sogar so, dass es viel schwieriger ist, zwei Scheiben plan gegeneinander zu halten (Mathematisch eine Spezial-Kugel mit unendlichen Durchmesser). Die Puristen unter den Spiegelschleifern, die auch ihre Fangspiegel selbst herstellen, können davon ein Lied singen, und schleifen deshalb idR. drei Scheiben abwechselnd gegeneinander, damit ja keine Scheibe anfängt ausgehöhlt zu werden.
    PS: Die Kugelform ist aus Symmetriegründen, die einzige Form, die bei Drehbewegungen entsteht. Es ist also ein Kunststück davon abzuweichen. Um Astigmatismus zu erhalten, muss man schon - die Juristen sagen dazu vorsätzlich - gezielt gegen die Kugelgestalt arbeiten. (Z.B. mit Verbiegen der Scheiben durch ein unebene Unterlage.) Zumindest dem Prinzip nach. In der Praxis geschieht dies ja schneller als einem lieb ist, da verbiegt sich unter Druck ja alles mehr oder weniger.
    Grüße