Beiträge von Stathis im Thema „Simeiz 22 + schwere Abells“

    Mit Vollgas ging es Vorgestern auf schwache Planetarische Nebel los - sogar den Spiegel meines 24" Kyklopas hatte ich frisch "gewienert". Es herrsche leichter Föhn in den Voralpen mit staubtrockener Luft, sodass am sonst eher mittelprächtigen Beobachtungsplatz 50 km außerhalb München die Lichtglocken kaum hoch streuten - extreme Transparenz bis zum Horizont (fst. 6,4 mag, manch anderer hätte 6,7 gesehen, Bortle 3). Bezahlt wurde dies mit einem katastrophalen Seeing (4-5 auf meiner Skala). Also ging es mit "voller Drehzahl" auf die Großen Schwachen.


    <font color="orange"><b>Simeiz 22 = Sh2-188 = PK 128-4.1 in der Cassiopeia</b></font id="orange">:
    Aus dem PN Projekt der FG-Deep Sky.
    Im 32 mm Wide Field (80x) Stelle recht schnell ca. 2° SSO von Delta Cas gefunden. Im 20 mm Nagler (125x) bereits ohne Filter zartes bogenförmiges Gegase West über Ost nach Süd in belebtem Sternfeld am Westende mit einer Sterngruppe verschmelzend, daher in der Gesamtheit nicht ganz sicher zu erfassen. Die Kante im SO ist aber recht eindeutig. Mit OIII ein riesiges Oval grob in SW-NO ausgerichtet, wobei jetzt jener OWS verlaufende Bogen Richtung SW indirekt ziemlich deutlich hervortritt, während der PN Richtung NW extrem schwach wird und undefiniert ausläuft. Erinnert an den Medusa Nebel. Bei Field Sweeping ist der helle Bogen ab und zu gestreift? (unsicher). Einfacher als ich dachte!


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    Derartig motiviert ging es zu einem Abell, den ich bisher links liegen gelassen hatte, weil er auf dem Poss schon so schwach ist, doch der Bericht von Uwe Glahn ließ mich aufhorchen.
    <font color="orange"><b> Abell 6 = PK 136+4.1 Cassiopeia</b></font id="orange">:
    2 Sterne ca. 6,5 mag +7,5 mag weisen genau auf die Stelle. Dort mit DSS Ausdruck:
    32 mm Wide Field (80x) + OIII: nix. Die hellen Sterne überstrahlen und die schwachen an der Stelle vom Nebel irritieren zusätzlich.
    20 mm Nagler (125x) + Astronomik O-III: Ab und zu genau an der Stelle extrem schwacher diffuser Glow. Unsicher- blitzt nur sehr selten auf.
    13 mm Nagler (195x) + Lumicon O-III: Mit Field Sweeping ca. 10% der Zeit ziemlich große (ca. 3') runde zarte Aufhellung. 1-2 Mal an der Ostseite schmale hellere Sichel? (sehr unsicher). Immer wieder Phasen, wo die Augen zu müde sind und ich ihn auch nach intensivem Hinstarren nicht kriege. Am Ende bin ich mir aber doch recht sicher über die Sichtung. Typischer Abell: Groß und hart am Limit. Erstaunlich, dass Uwe Glahn + Ronald Stoyan ihn in den Hochalpen mit 14" gekriegt haben. Es zeigt sich auch immer wieder, dass scheinbar der Lumicon OIII bei diesen extrem schwachen PNs leichte Vorteile bringt.


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    Daraufhin überkam mich der Größenwahn und ich versuchte mich an einen deutlich kleineren und nur mit fotografischen 18,9 mag angegeben (was für die visuelle Helligkeit ja nichts heißen muss)
    <font color="orange"><b> Abell 9 = PK 172+0.1 Auriga </b></font id="orange">:
    Liegt an prominenter Stelle direkt am Nordrand vom offenen Haufen M38 gegenüber dem Haufen NGC1907, der ebenfalls sofort schon im Newton Finder auffällt.
    Im 9 mm Nagler (280x) Sternmuster als Kombination eines Dreiecks und eines Trapezes aus 15-16 mag Sternen mit DSS Ausdruck identifiziert. Stern a auch bei dem Seeing noch leicht indirekt. Mit allen Kombinationen 13, 9, 7 mm Nagler + UHC oder OIII oder ohne Filter die Augen verbogen. Bestimmt 30 Minuten immer wieder alle möglichen Tricks probiert, aber nie was gesehen, auch nicht erahnt. Im 7 mm + OIII ist der Himmelshintergrund schon stockfinster und trotzdem geht er nicht? Poah, muss das ein harter Bursche sein! Der braucht bei seiner geringen Größe wohl besseres Seeing, damit man höher vergrößern kann.


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    Ich probiere mich an <font color="orange"><b> Abell 13 = PK 204-8.1 Orion</b></font id="orange">, den wir schon mal bei noch besseren Bedingungen zumindest erahnt hatten, doch weder mit 20 mm + Astronomik OIII sowie 13 mm Nagler + Lumicon OIII oder UHC war rein gar nichts zu sehen.


    Als nächstes kommt <font color="orange"><b> IC 2120 im Auriga</b></font id="orange">, der In der Uranometria als Bright Nebula gezeigt ist, im Simbad als "possible Planetary". Weiss jemand näheres zu diesem Teil?
    Ca. 5' südlich eines Sternpaares 7 mag + 9 mag eine 3-er Kette, deren westlicher Stern doppelt ist (ca. 15" Abstand, Helligkeit um die 15,5 mag). Dieser Doppelstern erscheint ab und zu schwach vernebelt zu sein, vielleicht 30" Durchmesser. Nicht leicht, nur indirekt, bin mir sogar nicht ganz sicher, ob das nicht doch nur Streulicht ist? Dazu ist es aber zu großflächig und anders als bei anderen Sternen gleicher Helligkeit. Der O-III Filter zeigt keine Wirkung, also doch kein PN?


    ic2120_klein.jpg Klick mich


    Aufgrund der hervorragenden Horizontdurchsicht wage ich noch einen Versuch an dem mit –25° Deklination sehr tief stehenden
    <font color="orange"><b> Abell 15 = PK 233-16.1 im Canis Major </b></font id="orange">:
    Der große Hund ist ungewöhnlich sternreich auch bis ganz unten! An der Stelle ein Bogen von 3 Sternen, von denen der westliche ca. 11 mag Stern mit einem 14 mag Stern und dem PN ein rechtwinkeliges Dreieck bildet. Im 13 mm Nagler (195x) + OIII schön dunkles Gesichtsfeld, aber leider sehr schlechtes Seeing da unten. In ruhigen Momenten ca. 20% der Zeit kleiner runder Blob ohne weitere Struktur. Uff, dafür dass er im DSS recht kräftig drauf ist, ganz schön schwer! Ohne Filter kann ich den Zentralstern indirekt fast ständig halten.

    abell_15z_klein.jpg Klick mich


    Mit Genussspechteln hat das alles nicht mehr viel zu tun, ich bin völlig breit aber völlig glücklich. Erst zum Ende relaxe ich mit Standardobjekten wie dem Supanovaüberrest IC 443 in den Zwillingen oder dem schönen Planetary im offenen Sternhaufen M46 und grase mit 20-er Nagler + OIII die Elefantenrüssel im Rosettennebel ab - einfach schön! Mars hingegen wabert wie eine Kaulquappe umher.


    6 Stunden Vollgasbeobachtung zeigt rabiate Wirkung: Kaum war ich wieder auf der Autobahn, überwältigte mich eine derartige Müdigkeit, ich musste sofort rechts raus und erst mal 'ne Stunde im Auto pennen.


    Alle Abell Beobachtungen habe ich bereits auf meiner Abell Planetary Seite http://www.stathis-firstlight.de/deepsky/abell.htm drin.