Je weiter man sich in Richtung Zenit bewegt, umso unbequemer wird die Kopfhaltung, was die Halswirbelsäule ohne Unterstützung mit einem mehr oder weniger diskreten Knirschen und Knacken quittiert. Das ist ungesund und ermüdet sehr schnell. Von entspannter Beobachtung kann dann nicht mehr die Rede sein.
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Zenitnahe Beobachtung sind mit Geradeinblick immer beschwerlich. Aber so bis ca. 75 Grad kann ich auch mit diesem Setup noch kommod beobachten.
Servus Wolfram,
im Prinzip gebe ich dir recht, aber... Gerade Beobachtung im Zenit finde ich superentspannend bei Geradeinblick. Ich lege mich einfach flach auf den Rücken und kann dann sogar mein 20 × 60-Fernglas ohne Stativ mit den Okulargummiumrandungen auf meine Augen setzen, muss nur mit den beiden Händen etwas stützen und kann senkrecht nach oben schauen, ohne sehr zu wackeln. Nicht ganz so gut wie mit Stativ, dafür aber extrem chillig und tiefenentspannend. Das geht auch noch ein bisserl rundherum um den Zenit. 15 Grad Abweichung kann man noch sehr gut halten.
Zugegeben, im Winter bei Schnee auf dem Boden ist das suboptimal, aber wenn der Boden trocken ist, geht das super. Oder eben eine Isomatte mitnehmen.
O.k., dass mit dem erschwerten Zenith - Beobachten sehe ich auch ein. Mmmh, so langsam "beißt sich die Katze hier in den Schwanz".
Vielleicht sollte ich das Hobby generell noch einmal überdenken ? Bevor ich noch mehr Geld investiere. Ich habe so das Gefühl hier steht bald ein 10" Dobson zum Verkauf
Servus Stefan,
das musst du ganz alleine entscheiden. Jedes Hobby kostet Geld. Man muss aber nicht sofort alles, was man hat, investieren. Was das Beobachten im Zenit angeht: siehe oben... Eine Parallelogrammmontierung ist genial, klar. Ich habe aber auch keine. Es sollte aber auch nicht allzu schwer sein, sowas notfalls selbst zu basteln. Die Friktion kann man über das Anziehen der Schrauben einstellen und ein Parallelogramm mit Gegengewicht ist kein Hexenwerk. Mir ist das aber zu sperrig. Ich beobachte viel frei Hand (mit 8 × 42) und im Zenit eben auch frei Hand mit 20 × 60), sonst setze ich mein Fernglas auf ein kurzes Fotostativ, das ich dann wiederum mir im Sitzen im Gartenstuhl auf die Oberschenkel platziere. Das reicht mir völlig aus. Ich kann dann das Fernglas sehr ruhig halten.
Wenn du ein Bisserl im Forum stöberst, wirst du auch Selbstbaulösungen finden. Es gibt auch Stirnstative, selbst gebastelt. Oder Fernbglas auf einem langen Einbein (Stange). Kann man auch ruhig halten. So viele Möglichkeiten.
Was auch selbst zu bauen ist, wäre eine Art Wippe mit Gegengewicht. Das auf einen Kugelkopf mit etwas Friktion und man hat das Parallelogramm auf eine Stange eingedampft und kann auch Beobachten. Mit 8 × 42 reicht es mir aber völlig, die Ellenbogen aufzustützen. Wichtig ist erstmal das Beobachten an sich und ob man sich von dem Anblick faszinieren lässt. Der Rest kommt dann schon von allein.
Eins sollte dir aber bewusst sein: Jedes sich in ein Hobby neu Einarbeiten ist mühsam und erfordert zeitlichen Aufwand. Wenn du z. B. eine neue Sportart anfängst, bist du ja (wohl) auch nicht enttäuscht, dass du erstmal viel trainieren musst, bevor du halbwegs mit den anderen mithalten kannst (Technik, Ausdauer, Kraft, je nach Sportart). Man braucht immer erstmal Ausrüstung, muss sich Wissen aneingnen und Erfahrung sammeln. Du glaubst doch (hoffentlich) nicht, dass das bei der Astronomie anders ist. Das visuelle Beobachten geht mit wenig Technik, aber Übung, Erfahrung, Kenntnisstand (z.B. wo sind welche Objekte, wie finde ich die?) – das kommt nicht von allein. Wäre nur ein Teleskop nötig und dann ginge alles von allein, dann wäre es ja langweilig und das Thema / Hobby bald ausgereizt. Ich wiederhole meinen Tipp: halte den 10-Zöller in der Hinterhand und nutze ihn ab und zu bewusst, um das genauer anzuschauen, was du im Fernglas kennengelernt hast, was leicht am Himmel zu finden ist und was deine Neugierde weckt. Und schau dir lieber Zeichnungen als Fotos von den Objekten an, damit du ungefähr abschätzen kann, was du erwarten kannst. Viele sind enttäuscht, dass eine Galaxie nicht helle, rote Flecken zeigt und selbst von gelnb bis blau gefärbt ist, denn visuell ist das meiste nur grau. Und ohne zu wissen, was man da gerade genau anschaut, was der graue Fleck bedeutet, stelle ich mir das Ganze Procedere doch etwas fad vor. Mit dem Hintergrundwissen, woher das Licht kommt, was man gerade sieht, ist es jedenfalls äüßerst faszinierend. Und das allerbeste: man kann mit jeder Öffnung, mit jedem Gerät viel entdecken und sehr lange beobachten. Die Objekte gehen nicht so schnell aus. Ich bin auch immer wieder überrascht, was alles mit bloßem Auge geht, was ich vorher nicht gedacht hätte.
Liebe Grüße,
Christoph