Beiträge von Stathis im Thema „OdM Oktober 2023 - Messier 33 & friends inside“

    René, wenn du so ein reiches Ziel als Objekt des Monats auswählst, darfst du dich nicht wundern, wenn ich jetzt den Server hier vollschreibe.


    Meine nachhaltig einprägsamste Beobachtung von M33 war im August 2001 bei meinem ersten Hellas-Gyros mit dem Rad als ich den ganzen Tag im Sattel im Pindosgebirge endlose Steigungen genommen hatte (viel Schweiß!) und total vollgefressen von der Berg-Taverna es nicht mehr schaffte, in der einsamen Gegend eine Unterkunft aufzusuchen. Also legte ich mich unter dem 1000 Sterne Hotel nieder und viel sofort in's Koma. Mitten in der Nacht riss mich ein lautes Geräusch aus dem Schlaf: Kojote? Wolf? Bär? Ich schreckte sofort hellwach mit weit aufgerissenen Augen und voller Adrenalin von der Isomatte, schaute mich um, schaute nach oben und Bahhhh - knallte mir M33 ins Auge. Es hatte zuvor geregnet, der Himmel extrem dunkel und blankgeputzt - eine unbeschreibliche Sternenpracht. Das war das beste Hotel im ganzen Pindosgebirge, das ich je hätte finden können.


    Immer wieder diente mir M33 als Himmelsprüfer, ich kriege sie selbst indirekt eigentlich nur zu sehen, wenn der Himmel richtig gut ist. Indirekt sicher und leicht halten kann ich sie nur aus den Hochalpen, oder noch besser als ich im Dezember 2019 in Mexiko auf 2.700 m Höhe einen Bortle 1+ Himmel hatte.


    Mit dem 60 cm Dobson bei recht passabler Durchsicht (fst. ca. 6,3 mag), aber nicht so tollem Seeing hatte ich die Einzelobjekte im M33 mittels der Sky & Telescope Identifikationskarte abgegrast. Für die Übersicht nutzte ich das 32 mm WF (80x), die Einzelobjekte meist das 13 mm (195x) und 9 mm Nagler (280x). Ich notierte:


    Aus dem Kern gehen 2 dominante Spiralarme aus, die der Galaxie eine insgesamt ovale Form geben.

    Der nordwestliche Spiralarm geht zuerst breit und stark strukturiert vom Kern aus, wird dann dünner, und macht an der nicht sehr auffälligen Assoziation A66 einen Knick nach Norden. Es folgt die kompakte HII Region IC 142, im weiteren Verlauf die längliche IC 143 und anschließend mit Unterbrechungen zur Riesen HII Region NGC 604, die extrem hell herausleuchtet. Westlich vom Kern an diesem NW Spiralarm vorbei kommt eine sehr kräftige NGC 595, weiter westlich NGC 592 und schließlich NGC 588 (beide kompakt und hell). Zwischen NGC 592 und 588 verläuft ganz zart der zweite dominante Spiralarm durch garniert mit der flächig diffusen Aufhellung A21.


    Jener zweite dominante Spiralarm entspringt im Südosten vom Kern. Darin befindet sich IC 139/140, elongiert und kräftig durchgezeichnet. Es folgt ein Knick nach Westen, der Spiralarm wird schwächer um dann wieder als IC 137 heller zu werden. Im weiteren Verlauf dreht der Spieralarm nach Norden an den Assoziationen A127+A128 vorbei, um wie oben beschrieben, durch NGC 592+588 durchzulaufen.


    SO vom Kern ausgehend verläuft noch ein kurzer recht Spiralarm geradeaus. Insgesamt recht schwach, aber mit den auffälligen Verdickungen IC 135 und 136. In diese Richtung gute 20’ vom Kern entfernt ist schließlich der mit 15,9 mag hellste M33 Kugelhaufen C39. Stellar, indirekt ständig zu halten zwischen einem weiten Sternpaar und einem Doppelstern.


    Im Süden, ca. 20’ vom Kern entfernt direkt südlich von einem ca. 11 mag hellem Stern liegt die Assoziation A112 als 3:1 elongierte fast O-W verlaufende Aufhellung.


    Während einer anderen Nacht bei gutem Seeing war ich von der HII Region NGC 604 total fasziniert:

    Im 7 mm Nagler +1,8x Barlow= 650x: Insgesamt elongiert 1,5:1. 5-6 fast stellare Aufhellungen sehr eng beieinander, erscheinen im indirektem Sehen eindeutig flächiger als normale Umgebungssterne. Alles ist eingebettet in klumpig gemottelter Gasmasse. Mit OIII werden die Aufhellungen noch etwas größer und gehen mehr ineinander über. Es sind definitiv nicht nur stellare Aufhellungen, das Gas selbst ist klumpig. Nach außen recht schnell aufhörend. Ca. 3 Aufhellungen in einer Reihe einen Balken in der Mitte bildend, der NW-SO verläuft. Von Süden ragt ein Dunkelkeil rein.


    Ganz aktuell habe ich sie mit dem RC8"f/8 + Reducer, APSC Farbkamera+ Monokamera + zusätzlich mit Schmalbandfilter für die H-II und O-III Nebel in 4 Nächten aus der Stadt fotografiert. Ich hatte Mühe, das alles richtig zusammenzubasteln, sodass nichts ausbrennt und die Farben stimmen. Da die Schärfe merklich schlechter ist in meiner Version mit 10" f/4 vor einem Jahr, habe ich diese älteren Daten für den Kernbereich auch noch etwas beigemischt. Immerhin sind neben den roten H-Alpha Regionen auch einige O-III Blasen zu sehen z.B. NGC 588, IC 132. Unten links im Bild hat sich noch die 15,5 mag Hintergrundgalaxie PGC 5899 reingeärschelt. Die Grenzgröße im Bild beträgt 20,3 mag. Bilddaten siehe Bild:



    Habt ihr bis hierhin durchgelesen? Danke für die Geduld.