Beiträge von astrometer im Thema „Das Fensterstativ – die Sternwarte im Schlafzimmer“

    Danke Sabine, Martin, Helmut und alle Sternchengeber.


    Ich habe mir am Anfang mit einem stabilen Versandkarton beholfen, den ich eingeschnitten habe, um ihn über den Fensterrahmen zu klemmen. Darauf habe ich dann ein kleines Reisestativ mit abgespreizten Beinen gelegt. Nicht wirklich stabil, aber für mal ein Foto zu machen, hat es gereicht...

    So was ähnliches war der erste „Prototyp“ meines Fensterstativs. Ich wollte erst mal sehen, wie ich es generell machen könnte. Fenstersims außen und Fensterbrett innen sind bei mir zusammen knapp 50 cm breit. Theoretisch könnte man da bequem ein kurzes Stativ draufstellen. Allerdings bin ich nicht mutig genug, sowas mit Fernrohr oder Kamera drauf zu probieren. Deshalb auch die stabile Klemmung am Fensterrahmen. Der Schwachpunkt bei dieser Fenstersternwarte ist tatsächlich die Montierung auf der Stativplatte. Diese steht felsenfest, und wenn was wackelt, dann oberhalb von ihr.

    Das Problem mit dem Dachboden und der fehlenden Höhe kenne ich nur zu gut, deshalb habe ich mir auch aus vorhandenen Teilen eine Art Balkonmontierung gebastelt. Meine ist aber nicht halb so professionell wie die hier gezeigte. Aber ich bin auch nur mit der Fotokamera darauf unterwegs...

    Dein Balkon ist wunderbar weit oben, wirklich beneidenswert. Vom Störlicht her wahrscheinlich weniger. Aber es gibt ja zum Glück gute Filter. Die Rohrkonstruktion der Balkonbrüstung lässt mich vermuten, dass Du vielleicht Probleme mit Schwingungen hast. Ich kenne Leute, die sofort merken, wenn ein Bewohner ein paar Etagen darunter auf den Balkon tritt. Da hilft dann wirklich nur zweite Nachthälfte und Remotesteuerung.


    CS

    Jörg

    Danke Jürgen, Stathis und alle Sternchengeber.


    Auch wenn der Astromarkt immer vielfältiger geworden ist, gibt‘s doch relativ häufig Probleme, für die er keine kommerzielle Lösung bietet. Vor allem dann, wenn die Situation am Beobachtungsplatz oder die Wünsche der Beobachter vom Standard abweichen. Dann hilft nur hartnäckiges Draufherumdenken, bis man auf eine passende Lösung kommt.


    Ich habe bei meinen Projekten immer den Ehrgeiz, dass es möglichst professionell aussieht. Dadurch wird es am Ende nicht ganz billig. Aber so ein Fensterstativ lässt sich auch ohne Perfektionsanspruch aus vorhandenem Material und Resten bauen. Das kann genauso stabil werden und kostet am Ende fast nichts.


    CS

    Jörg

    Hallo Leute,


    die meisten Balkons haben den Nachteil, dass sie nicht alle Himmelsrichtungen zugänglich machen. Meiner geht nach WSW. Das bedeutet, dass ich die Planeten frühestens ab SSO beobachten kann. Ausweg ist seit Jahrzehnten der Wäscheboden mit Fenstern nach Osten und Süden, aber die sind relativ klein, weshalb es bei hoch stehenden Planeten schwierig wird, ohne Objektivabschattung nach oben zu schauen.


    Warum also nicht in der Wohnung aus den Fenstern beobachten? Klar, in der kalten Jahreszeit mit Temperaturdifferenz zwischen drinnen und draußen ist das nicht sinnvoll. Vor allem, wenn das Teleskop weit im Zimmer steht, sich vor der Optik Luftschlieren bilden usw. Aber was ist im Sommer und in der Übergangszeit, in der noch nicht geheizt wird? Und was wäre, wenn man das Teleskop nach draußen rückt und dabei die Aufstellung vom Fußboden entkoppelt, so dass das Bild nicht bei jedem Schritt und jeder Bewegung zittert? – Das waren die Überlegungen, mit denen mein Nachdenken über ein Fensterstativ begann.


    Um‘s kurz zu machen: Inzwischen habe ich das Ding gebaut. Aus 27mm-Siebdruck-Sperrholz, Alugusswinkeln, V2A-Sterngriffschrauben M12, Maschinenfüßen und einem überzähligen Montierungsflansch von Baader.



    Die Platte lässt sich über die Justierfüße exakt horizontieren, und sie wird darunter zusätzlich am Fensterrahmen geklemmt. So sieht das im Detail aus:




    Und so von unten:



    Über den Stativflansch und vorhandene Adapter plus nötigenfalls einen 20-cm-Säulenaufsatz lassen sich vier verschiedene Montierungen aufsetzen: Celestron SE-2, AP 400 CNC, Vixen GP und meine schwere Eigenbau-Omega-Montierung für das 120er Bino.


    Gestern war die Premiere an Jupiter (Ganymed-Schatten, GRF-Transit), mit dem Intes Micro Alter 603 und der Celestron-Einarmgabel. Ich habe drei Stunden zuvor alle drei Fenster aufgerissen und zwei Stunden vorher den Lüfter des Teleskops eingeschaltet. Das Ergebnis waren Bilder, die dem Blick vom Balkon oder von draußen nicht nachstehen. Tiefschwarzer Ganymedschatten, orangefarbener, stabil sichtbarer GRF und generell ein Kontrast, der den kurzen Mak wieder etwas aus dem Schatten der Refraktoren rückte.



    Und das beste war: Das Abbauen danach war innerhalb von Minuten erledigt. Fenster zu, Vorhang, fertig!


    Ihr fragt nach den Nachteilen? So dicht am Fenster sitzend, ist kein Platz für die Knie. Ich muss als nächstes über eine Fußraumerweiterung nachdenken…


    CS

    Jörg