Hallo Marc,
zu den Aktivitäten von APQ Jena bzw. Ralph Mündlein kann ich nichts Aktuelles sagen – aus dem einfachen Grund, weil ich mit mehreren erstklassigen Apos (TEC, AP, Takahashi, TMB) versorgt und mit ihnen glücklich bin.
Aber ein paar allgemeine Gedanken zum Thema hätte ich anzubieten:
1. Die Chinesen haben mittlerweile gelernt, brauchbare Apos zu fertigen und sie bieten diese zu Preisen an, die für die Premium-Manufakturen nicht realisierbar sind.
2. Der Einsatzschwerpunkt von Aporefraktoren hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr in Richtung Astrofotografie verschoben. In diesem Bereich sind die Anforderungen an die optische Qualität nicht ganz so groß wie für visuelle Beobachtungen bei hohen Vergrößerungen.
3. Das Funktionieren der Marktwirtschaft verlangt regelmäßige Verbraucher. Das heißt, Hersteller und Händler sind darauf angewiesen, immer wieder etwas zu verkaufen. Teleskope, die so gut sind, dass man nie wieder etwas Besseres bekommt, ruinieren das System. Ganz besonders, wenn es sich um einen Nieschenmarkt mit kleinem Kundenkreis handelt.
Zum Thema Seeing/Standort: Je größer die Öffnung, umso seltener die Stunden, in denen das Teleskop visuelle Bilder an seinen optischen Grenzen abliefert. Mit 100 mm gelingt das noch relativ regelmäßig, mit 130 mm schon seltener, mit 180 mm vielleicht ein paarmal im Jahr und mit 300 mm möglicherweise einmal in einem Jahrzehnt. Auf jeden Fall so selten, dass man irgendwann glaubt, eine „Gurke“ zu haben. Und wohlgemerkt: Das gilt für häufiges Beobachten. Wer seine Instrumente nur aller paar Monate benutzt, kommt vielleicht nie in den Genuss einer Ausnahmenacht.
Dennoch wäre es in meinen Augen ein Fehler, nur weil der Himmel nicht perfekt ist, sich mit unvollkommener Optik zufrieden zu geben. Denn auch dann liefert ein Highend-Gerät bessere Bilder als ein Billigprodukt. Und es nimmt einem den sonst permanent nagenden Zweifel, dass es vielleicht noch besser ginge…
Das alles ist aber in starkem Maß eine Mentalitätsfrage. Bin ich Perfektionist oder eher nicht? Wo liegt mein Schwerpunkt beim Beobachten? Oder geht es mir als Optikfan nur darum, immer wieder ein neues Spielzeug zu haben?
Und finanziell darf man ohnehin nicht drüber nachdenken. Wer hier das Thema Astrotechnik rational sieht, kommt schnell davon ab.
CS
Jörg