Beiträge von Stathis im Thema „Abell 56 mit Zentralstern! im Adler“

    Hallo an alle, vielen Dank für die rege Beteiligung.


    Wow, ich bin positiv überrascht, dass so ein ultraschwacher Abell- Planetary so viel Aufmerksamkeit findet - doch eine Menge "Astrosportler" hier unterwegs - sehr schön! Als ich vor 2 Jahrzehnten mit großen Dobsons visuell mit dem Abell PN Projekt begann, waren diese galaktischen Scheiben, Ringe und Sicheln nur sehr wenig bekannt. Tom Polakis (USA) war ein Pionier, auf dessen Beobachtungen ich aufbauen konnte, Uwe Glahn nahm die Steilvorlage dankend an und reiste zum Teil extra wegen der Abells ins Hochgebirge, um einige, die bis dahin als visuell unmöglich galten, doch noch zu knacken. Die Foto- Schmalbandfilter Technik war ja damals auch noch lange nicht so weit, so blieben die meisten Abells lange Zeit exotische Objekte. Heute kann man einen Abell 39 Her ja fast schon zum Klassiker zählen.


    Zu euren Fragen hier einige Zwischenphasen als Crops:

    Nach den ersten gut 3 Stunden mit L-Enhance Dualband Filter kommt der rote Ring zart zum Vorschein, vom Zentralstern keine Spur. 19,4 mag ist ja auch nicht gerade der Burner:



    Ich wollte aber unbedingt diesen Zentralstern (<--- ist das schon pathologisch?). Also die nächste Nacht 5,3 Sunden von Dämmerung bis Dämmerung ohne Filter (nur UV/IR-Cut), kräftig an den Kontrastreglern gedreht, aber ohne jede Farbanpassungen (nur Siril Hintergrundabzug, keine photometrische Farbkalibrierung). Tataaaa: Knall- blauer Zentralstern, während der Nebel sich nur mühsam vom Hintergrund abhebt. Spätestens hier wusste ich, warum ich bei A56 visuell gescheitert war:



    Hier isoliert alle L-Enhance Aufnahmen, in Summe 14,3 Stunden aus 4 Nächten. Die mit Starnet++ erzeugen sternlosen Ebenen sind kontrastverstärkt aufaddiert. Der Zentralstern wird zart sichtbar. Ich meine, einen Hauch von blau-grün darin zu erkennen:



    Das blau des Zentralsterns kommt von der ungefilterten Aufnahme, was mir auch logisch erscheint, PN- Zentralsterne sind extrem heiß. Das war auch bei meinen anderen PN Bildern so - praktisch immer ist der Zentralstern deutlich blau.


    Was ich jedoch immer noch nicht verstehe, sind die die spektralen Helligkeitsangaben. Der Gaia Katalog sagt zum Zentralstern Gaia DR3 4268179207028750592:

    BPmag = 19,54

    GPmag = 19,43

    RPmag = 19,68

    Aus diesen Zahlen erkenne ich keinen dominanten Blauüberschuss.


    Beim berühmten Zentralstern des Ringnebels WD 1851+329 = Gaia DR3 2090486618786534784 eine ähnliche Tendenz. Die Zahlen:

    BPmag = 15,59

    GPmag = 15,65

    RPmag = 16,13

    Die blaue Magnitude ist nur geringfügig heller und wir wissen alle, wie dominant blau er auf den Fotos erscheint. Ich meine sogar, bei sehr gutem Seeing im 24 Zöller das blau immer wieder direkt gesehen zu haben.


    Warum zeigen die Zahlen das nicht?

    Abell 56 = PK 37-3.2 im Sternbild Adler ist ein 3,1'x2,9' großer planetarischer Nebel, das ist gut doppelt so groß wie der Ringnebel, aber natürlich extrem viel schwächer als dieser. In der Literatur wird er mit 14,1 mag angegeben, was ich für schwer übertrieben halte. Mir ist es visuell nämlich selbst mit großem Dobson, Gebirgshimmel und gutem OIII-Filter nie gelungen, ihn zu sehen. Uwe Glahn ist der einzige mir bekannte, der ihn mit 27 Zoll Dobson visuell geknackt hat. Im Netz finden sich einige wenige Fotos davon, durch die Bank weg aus dunklen Standorten, lange bis sehr lange belichtet, Monokameras, Schmalbandfilter (siehe z.B. Astrobin Abell 56).


    Beim ersten Anlauf, ihn fotografisch einzufangen, wusste ich, wo "der Frosch die Locken hat": Der Planetary ist so flächenschwach, dass nach den ersten 3 Stunden mit dem 8 Zoll RC und L-Enhance Filter sich nur ein zarter roter Ring abzeichnete, von OIII keine Spur. Die folgenden über 5 Stunden ohne Filter (UV/IR-Cut) brachten eine Sterngrenzgröße von 20 mag, mit Zentralstern!! aber vom Nebel war fast nichts zu sehen (siehe RGB Aufnahme, volles Feld im Anhang. Nach etlichen weiteren Nächten mit Schmalbandfilter und insgesamt 19,5 Stunden Belichtung ist das hier herausgekommen (Crop 36'x24'):



    Selbst nach über 14 Stunden mit Filter sehe ich nur rotes H-Alpha und Null koma Null blaugrünes OIII-Signal, ähnlich wie bei Abell 13 im Orion. Besonders freut mich jedoch, dass bei stärkerer Streckung der RGB- Ebene der 19,4 mag helle Zentralstern Gaia DR3 4268179207028750592 laut und deutlich und, wie es sich für einen Zentralstern gehört, schön blau rüberkommt. Hier ein Ausschnitt auf 150% vergrößert:



    Das RGB Bild mit 158x2 min = 5h16m Belichtung. Trotz ordentlicher Streckung nur ein roter Hauch vom Planetary Kringel:



    Aufnahmedaten:

    Teleskop: GSO RC 200/1600 bei voller Brennweite ohne Flattener.

    Montierung: Losmandy G11

    Kamera: ZWO ASI 294MC Pro bei Gain 122 und -10°C.

    Guidecam: ASI 120MM mini

    Guiding: PHD2 Sucherguiding

    Guidescope: ZWO 30/120 mm mini Guidescope

    Bedingungen: Meist klarer mondloser Stadthimmel, Laternen, Bortle 7-8, fst= 4,5 mag.

    158x2 min mit Astronomik UV / IR Cut Filter für die Sterne (14.07.2023).

    429x2 min mit Optolong L-eNhance Zweibandfilter für den Nebel (13, 19, 20, 22.07.2023).

    Gesamt Belichtungszeit 19h34m.

    Himmelsflats während der Dämmerung für die RGB Aufnahme. Filteraufnehme ohne Flats

    Bearbeitung: Stacking mit DSS, Hintergrundabzug + Hystogrammstrecken mit Siril (Graxpert), weiter einebnen mit Fitswork. Farbe, Hystogramm, Entrauschen in RawTherapee.

    Die Filteraufnahmen mit Starnet++ die Sterne entfernt. In Gimp multiple Ebenen übereinander gelegt.

    Sterngrenzgröße ca. 20,0 mag.