Beiträge von Caro im Thema „Euer digitaler astronomischer Nachlaß“

    Hallo CHnuschti,


    der letzte Satz im Eingangsposting ist der alles entscheidende - nämlich ein Aufruf dazu, euer Material - seien es Bilder, Texte, Daten oder was auch immer - gegebenenfalls als Nachlaß der Allgemeinheit zur Nutzung zur Verfügung zu stellen. Das tust du nicht, wenn du zum Beispiel ein Bild hier ins Forum stellst oder auf deinen Webseiten hochlädst. Du zeigst sie hier zwar, aber niemand anderes darf damit ohne deine explizite Genehmigung etwas anfangen. Umgekehrt heißt das: Ich darf zum Beispiel dein Bild nicht einfach so hernehmen und in einem meiner Vorträge zeigen, ohne dich vorher um Erlaubnis zu fragen (und diese Erlaubnis dann natürlich auch bekommen zu haben). Klar gibt es jede Menge Leute, denen Urheberrecht herzlich egal ist und die sich trotzdem einfach nehmen, was sie irgendwo im Internet finden, auch wenn die Rechtslage da sehr eindeutig ist.


    Wer hingegen zu dem Entschluß kommt: Ja, andere sollen meine Bilder nutzen dürfen ohne mich jedes Mal zu fragen - oder eben: mach meinem Tod gebe ich diese Bilder für die Allgemeinheit frei, selbst wenn man das zu Lebzeiten nicht möchte - der sollte sie unter Creative-Commons-Lizenzen zum Beispiel bei Wikimedia hochladen (lassen). Eine Creative-Commons-Lizenz beinhaltet in den meisten Fällen eine Pflicht zur Namensnennung, das heißt die Leute dürfen dein Bild zwar nutzen, aber nicht als ihr eigenes Ausgeben und auch nicht verschleiern, daß es von dir ist und müssen deinen Namen dranschreiben - jedes Mal. Ähnliche PLattformen gibt es auch für Texte oder Daten, zum Beispiel Zenodo.


    Um einen eventuellen wissenschaftlichen Nutzen von Astroaufnahmen, Beobachtungsberichten etc. ging es mir gar nicht - aber auch der ist nicht von der Hand zu weisen. Viele Leute - auch hier im Thread - schätzen den Wert von dem, was sie hier machen viel zu gering ein. Jedes 0815-schlecht fokussierte Astrofoto mit Guiding-Aussetzern kann eben immernoch zum Beispiel den exakten Zeitpunkt einer Supernova zeigen - so ein Beispiel hatten wir hier ja erst letztens. Wir schmeißen eine Menge Dinge weg, erst recht am Ende unseres Lebens, weil wir der Meinung sind, braucht eh keiner mehr. Das ist wie gesagt eure persönliche Meinung, aber ich würde euch dennoch darum bitten, zumindest mal drüber nachzudenken, ob es nicht doch anders sein könnte.


    Auch in Wissenschafts-Kreisen wird häuft "ausgemistet" - und schon kurze Zeit später ärgern sich die Wissenschaftshistoriker*innen darüber, daß die persönliche Kommunikation von Person X mit Person Y und damit der Weg, wie sie zu einer bestimmten wissenschaftlichen Erkenntnis gekommen sind, nicht mehr nachvollziehbar ist, bloß weil beiden beim Ausscheiden aus dem Berufsleben ihre dienstlichen Emailpostfächer gelöscht wurden. Auch Wissenschaftsgeschichte ist Wissenschaft, aber auch für von euch erstellte Webseiten, Texte, Daten oder Astroaufnahmen, die es so eben dann doch nicht unter Creative-Commons-Lizenzen gibt, finden sich dankbare Nutzer, wenn sie im Fall der Fälle einfach weiter existieren würden...


    Viele Grüße

    Caro

    Hallo zusammen,


    immer mal wieder liest man, gerade hier im Forum, Anfragen a la "Habe Teleskop geerbt, weiß nichts damit anzufangen, wieviel ist es wert?" Was unsere Lieben mit unserem Equipment machen, wenn wir mal nicht mehr sind, ist eine Sache, aber unser Hobby hat ja auch eine immaterielle Seite. Wir verbringen Unmengen von Zeit mit der Dokumentation von Beobachtungen und digitaler Bildbearbeitung. Habt ihr mal darüber nachgedacht, was mit den Früchten dieser Arbeit im Falle des Falles passiert?


    Konkreter Anlaß dieses Gedankens: Die unsägliche Supermondgeschichte geistert ja gerade mal wieder durch die Medien und ich wollte einen Journalisten gerne auf die zwar älteren aber dennoch fundierten Seiten von Stephan Mayer zur Mondtäuschung verweisen. Nun ist Stephan ja aber leider vor etwas über einem Jahr verstorben (siehe Stephan Mayer verstorben) und wie ich es befürchtet hatte, existiert seine Webseite nun nicht mehr (und da er sie von der Wayback Machine ausgeschlossen hat, ist sie leider auch nicht im Internet Archive...)


    In diesem Sinne: Macht euch vielleicht mal Gedanken, was von eurem Schaffen auch über euren Tod hinaus erhaltenswert ist und sprecht gegebenenfalls mit euren Angehörigen darüber, was damit geschehen soll. Jedes Jahr verschwinden Webseiten wie die von Stephan oder Festplatten voller exzellenter Astrofotos für immer im Nirvana, und in vielen Fällen ist es wirklich schade drum.


    Eine Idee insbesondere was das Thema Bilder angeht: Selbst wenn man das zu Lebzeiten nicht machen möchte, könnten eure Bilder unter Creative-Commons-Lizenzen frei zur Verfügung gestellt zum Beispiel bei Wikimedia für immer mit eurem Namen verbunden bleiben.


    Viele Grüße

    Caro