Beiträge von Guntram im Thema „Schiefspiegler Daten“

    Hallo Uwe.


    Zum Filter: Für welches Filter du dich entscheidest, ist wahrscheinlich Geschmacksache. Ich habe keine Erfahrung mit Polfiltern zur Lichtabschwächung. Ich verwende an meinen Schiefspieglern das Filterschubladen-System von Teleskop-Service. Man muss dafür 15mm optischen Weg einplanen. Damit entfällt die lästige Schrauberei, wenn man verschiedene Filter verwenden möchte.


    Lieber etwas zu viel an optischem Weg einplanen, als zu wenig. Ist bei deinem Teleskop ja kein Problem.



    Viele Grüße,

    Guntram

    Hallo Uwe.


    Hier nun mein Vorschlag für den gefalteten Schiefspiegler:



    Bitte schau dir den Entwurf genau an. Entspricht er deinen Vorstellungen?

    Völlig vignettefreies Feld: 19,5mm


    Für den Diagonalspiegel kommt ein Fangspiegel von 45 bis 50mm kleiner Achse in Frage. Man hat dann Reserven falls die mechanische Ausrichtung nicht ganz präzise ist, und muss keine Sorgen

    wegen dem möglichen Randdefekt haben. Es ist immer gut, wenn nicht jeder Quadratmillimeter eines Hilfsspiegels genutzt werden muss.


    Abstand der Bildebene vom einfallenden Lichtbündel: ca. 225mm.

    Das ist ausreichend für den erwähnten Okularauszug, und einen Standard- Binokularansatz.

    Ich habe den Lichtweg für den Baader Maxbright II verwendet.

    Falls du mehr Abstand der Bildebene zum einfallenden Licht möchtest, kannst du einfach den Abstand des Faltspiegels zum Sekundärspiegel verkürzen. Dann kommt die Bildebene weiter raus.


    Durchmesser von Sonne / Mond: 24,5mm.

    Die Sonne oder der Mond passt damit bequem in das Gesichtsfeld von langbrennweitigen Okularen mit 31,8mm Steckdurchmesser (Felddurchmesser 29mm).


    Edit: Du kannst auch 2 Zoll Okulare verwenden. Eventuell sieht man bei den 2 Zöllern mit maximaler Feldblende eine leichte Vignette am Feldrand. Sollte aber unauffällig sein. Ich verwende ein ähnlich dimensioniertes Instrument, und habe keinerlei Probleme mit der Feldausleuchtung.


    Der Strehl- Wert kommt auf 87% bei optimaler Fokussierung. Alle Werte dieses Entwurfes beruhen auf dem Krümmungsradius des Hauptspiegels. Wenn der nicht genau gemessen wurde, stimmt der optische Entwurf nicht.

    Hat der Sekundärspiegel den gleichen Krümmungsradius wie der Hauptspiegel? Ich frage zur Sicherheit.


    Der Lichtkegel zwischen dem Faltspiegel und der Bildebene steht senkrecht zum einfallenden parallelen Lichtbündel. Das ermöglicht die einfache Montage des Fokussierers auf das Gehäuse, vorausgesetzt, die Montagefläche ist parallel

    zum auf den Hauptspiegel einfallenden Licht.


    Zwischen einfallendem Licht und dem Sekundärspiegel ist ausreichend Platz für eine dünne Streulichtblende. Unbedingt notwendig!



    Viele Grüße,

    Guntram

    Hallo Uwe.


    Winspot kann keine Strehlwerte berechnen. Ich stelle das jeweilige System in einem anderen Programm nochmals auf, das Strehlwerte berechnen kann.


    Die Größe des Fangspiegels hängt davon ab, wie weit das Bild aus dem Gehäuse heraus verlegt werden soll, und welches Bildfeld gewünscht wird.

    Mit deinem 54mm Sekundärspiegel kannst du ohne jede Vignettierung ein Feld von 20mm Durchmesser ausleuchten. Der Helligkeitsabfall für größere Felder dürfte minimal ausfallen.

    Ich denke, in der Praxis kannst du mit etwa 30mm oder etwas mehr rechnen, je nach persönlicher Vorliebe.


    Die Justierung wird mit Faltspiegel gar nicht schwieriger. Ist ja nur ein Planspiegel. Mechanisch ausrichten, Laser in OAZ, justieren bis der Laserpunkt mittig auf dem Sekundärspiegel liegt.

    Rasierspiegel ausrichten ist schwieriger.


    Der Durchmesser des Faltspiegels (kleine Achse) sollte zwischen 40 und 50mm liegen, je nach OAZ und gewünschter Schnittweite. Soll noch ein Bino bequem Platz finden?.

    Das ist aber noch nicht in Stein gemeißelt. Allzu astigmatisch sollte der aber nicht sein, weil das System ohnehin keinen Astigmatismus in der Bildmitte hat.



    Viele Grüße,

    Guntram

    Hallo Uwe.


    Die Interferogramme sehen ja sehr gut aus!


    Ich habe deine Daten genommen, und versucht, einen ordentlichen Kutter daraus zu rechnen. Leider sind deine Radien eher auf der kurzen Seite, was sich beim anastigmatischen Schiefspiegler rasch bemerkbar macht. Zudem gibst du den Durchmesser des HS jetzt mit 115mm an, was dem Entwurf auch nicht zuträglich ist.


    Hier nun Variante 1, berechnet mit dem Hauptspiegeldurchmesser 115mm.



    Man sieht deutlich, dass etliche Lichtstrahlen ausserhalb des Airy-Scheibchens zu liegen kommen. Dementsprechend auch der Strehl- Wert für 546nm:

    78%, also formal noch unter der Beugungsgrenze. Wenn man diese Variante auf 110mm abblendet, kommt man auf 83%. Das ist schon deutlich besser.


    Nun kann man über den Spiegelabstand noch versuchen, die Situation zu verbessern. Hier nun diese Variante:



    Dieser Entwurf ist auf 110mm Öffnung gerechnet. Der Strehlwert verbessert sich auf 85%, und der einzige Preis, den man bezahlen muss, ist die größere Baulänge. Abblenden

    auf 105mm verbessert den Strehlwert auf 88%.


    Man könnte das Spiel noch ein bisschen weiter treiben. Dabei steigt die Bildqualität und die Baulänge weiter an. Ein Wert von 87% scheint für 110mm Öffnung realistischerweise erreichbar. Das ist ungefähr vergleichbar mit dem klassischen KOSMOS Schiefspiegler.

    Wenn du möchtest, kannst du einen Planspiegel (zB einen Diagonalspiegel wie man ihn beim Newton verwendet) in das System einfügen, und die effektive Länge des Entwurfes verkürzen. Habe ich schon zwei Mal gemacht, und funktioniert sehr gut.



    Hier am Beispiel meines 110mm Sonnen-Kutter:



    Ohne Faltspiegel würde das Okular fast am Boden streifen. Sehr ungemütlich!

    Mit Faltspiegel ist angenehmes Beobachten im Sitzen möglich.


    Insgesamt ist der anastigmatische Kutter optisch gesehen ziemlich auf Kante genäht, und man muss aufpassen, das System nicht zu sehr zu strapazieren.


    Viele Grüße,

    Guntram


    Etliche Edits wegen fortlaufender Optimierung.

    Hi Guntram,


    Ich finde deinen Versuchsaufbau bei den wildesten Bastelleien sehr cool, weil es so rudimentär ist. Ich denke, dass ich auch so erstmal anfangen will zu "spielen" im die Materie einfach etwas besser zu verstehen. Würde für das erste Testen ein HS, ein FS und ein OAZ reichen, oder sind da noch andere optische Gegenstände unerlässlich? LG

    Hallo Christian,


    das Bild zeigt einen Versuchsaufbau, den ich an einem Nachmittag schnell zusammengeschustert habe, um einen kommerziellen Optiksatz für einen Sternfreund zu testen.

    Für einen voll funktionsfähigen Schiefspiegler fehlen eigentlich nur noch eine kleine Blende etwa 25 cm vom Sekundärspiegel entfernt, und daran anschließend ein Rohr bis zum Okularauszug. Beides dient der Streulichtunterdrückung.


    Du wirst noch herausfinden, dass auch solche recht roh erscheienenden Aufbauten exzellent funktionieren können, und diese Familie von Teleskopen, also Schiefspiegler und Yolos, sagenhaft gutmütige Entwürfe sind, die sich sehr formenreich entwerfen lassen und in den allermeisten Fällen extrem tolerant gegenüber den kleinen Fehlern sind, die man als Selbstbauer so macht. Das ist einer der weniger bekannten Vorteile dieser Geräte, die heute unter dem Sammelbegriff TCTs (Tilted Component Telescopes, also Teleskope mit geneigten Komponenten) zusammengefasst werden.


    Wie Cleo schon schrieb, gibt es die unterschiedlichsten Entwürfe, die alle ihre Vor- und Nachteile haben.



    Viele Grüße,

    Guntram

    Hi Guntram,


    Ich habe noch keinen Plan. Finde nur das konzept sehr schön. Bräuchte erstmal etwas Hilfestellung bei Winspot um damit etwas rumzuspielen.

    Ok, dann fang mal an! Falls du Fragen zu Winspot hast, melde dich einfach. Ich bin mit dem Programm auf mehrfache Weise verwachsen.


    LG,


    Guntram

    Hallo Uwe.


    Von der schwarzen Fläche hinter dem HS würde ich abraten. In Sonnenteleskopen werden weiß gestrichene Tubusse verwendet, und auch die Spiegelzellen und deeren Teile sind weiß. Eben damit sich nichts erwärmt. Ich habe in meinen Aufzeichnungen noch eine Beschreibung eines sehr gut funktionierenden Solar-Newton mit geschlossenem Tubus. Muss das mal herussuchen.


    Du kannst den HS nach dem Prüfen des Sekundärspiegels auf der Rückseite ja noch mit 320er und danach kurz 25mikron Schmirgel anschleifen. Die polierte Frontseite mit Lack vor Kratzern schützen. Danach mit Foucault oder Ronchi prüfen, und bei etwaigen Formänderungen nochmals auf genau sphärisch korrigieren.


    Beim kleinen Sekundärspiegel könntest du ein Stück Folie, wie man sie als Blickschutz auf Fenster klebt, auf die Rückseite kleben.


    Ich habe auch einmal das Programm TCTs ausprobiert, bin aber daran gescheitert. Ich arbeite mit Winspot. Die Optimierung eines anastigmatischen Schiefspieglers ist damit in ein paar Minuten erledigt. Nach ersten Rechungen reicht es bereits aus, den Abstand zwischen den Spiegeln um zwei bis drei Zentimeter zu verlängern. Keine große Affäre.



    Viel Erfolg,

    Guntram

    Hallo zusammen.


    Ja, die Sonne bleibt nach zwei Glas-Luft-Reflexionen zu hell. Macht nichts! Die Feineinstellung der Helligkeit erfolgt am Okularende mit ND-Filtern.


    Die Sorge um Thermik scheint beherrschbar.

    Christian Viladrich betreibt erfolgreich einen 300mm f/5,5 Solar-Newton. Optimiert auf wenig Hitzestau.

    Wichtig scheint zu sein, dass die Rückseiten der Spiegel geschliffen bleiben, damit das Licht gut zerstreut wird.

    Link: http://www.astrosurf.com/vilad…instrument/N300/N300.html


    Viele Grüße,

    Guntram

    Hallo Uwe.


    Bei meinem Sonnen-Kutter verwende ich aluminisierte Spiegel. Die Lichtdämpfung geschieht mit einem Baader-Folienfilter.


    Ob sich die Brennweite noch etwas ändert, spielt keine Rolle. Ich habe schon einmal etwas herumgerechnet. Die Spotdiagramme sehen trotz der veränderten Radien praktisch gleich aus wie beim in der Literatur angegebenen System.

    Es kommt sicher noch genug Licht an. Die meisten Sonnen- Spiegelteleskope verwenden zwei Reflexionen an unverspiegelten Spiegeln. Das passt schon so. Endfilterung mit Neutralfilter und/oder Polfilter im Okular.


    Viele Grüße,

    Guntram

    Hallo Uwe.



    Schön, dass mal wieder jemand die Optik für einen anastigmatischen Kutter selbst herstellt!

    Ich verwende meinen 110er mittlerweile ausschließlich zur Sonnenbeobachtung, und wenn der Beitrag abgeschickt ist, gehe ich hinaus und werfe einen letzten Blick auf die Sonne.

    Das Buch "Der Schiefspiegler" ist schwer zu bekommen, und in vielem mittlerweile veraltet. Das muss man einfach sagen. Es ist für dein Projekt wirklich nicht notwendig.


    Die Abweichung der Spiegelradien ist kein Problem. Es ist einer der weniger gut bekannten Vorteile der Schiefspiegler, dass sie auf Radienabweichungen extrem gutmütig reagieren.

    Wie du richtig vermutest, können normale Abweichungen der Radien durch Abstands- und Winkeländerungen ausgeglichen werden.


    Also einfach weiterarbeiten, und mit den tatsächlich erzielten Radien das Instrument optimieren. Wenn du willst, helfe ich dir dabei.


    Konzentriere dich auf möglichst zonenfreie Spiegel mit einer guten Kante. Das ist das wichtigste.



    Viel Erfolg,


    Guntram