Beiträge von JSchmoll im Thema „Flacherdler verscheuchen, Flugzeuge abschießen, was noch?“

    Sehr schoene Geschichten hier ... mir sind auch noch ein paar weitere Anekdoten eingefallen:


    - Vandalismus


    Es war um 2001 auf der Emberger Alm, als es sich zuzog. Die Teleskope wurden abgedeckt und es ging in die Bar. Ein aelterer Sternfreund beschloss schliesslich, seinen grossen russischen Maksutov auf Losmany G11 einzupacken. Er ging raus und kam wutschnaubend wieder herein - ungeheuerlich! Jemand hat sein Teleskop umgeworfen. Wir stuermten alle zum Tatort, und dort wurden wir gewahr, dass der Taeter sich so erschreckt haben muss, dass sich spontan sein Darm entleerte: Neben dem Teleskop lag ein frischer Kuhfladen! Offenbar hat sich eine Kuh am Teleskop schubbern wollen, und selbst eine G11 sieht gegen eine Kuh schwach aus. Zum Glueck war nicht viel passiert: Einige Schrammen, und kaputte Kugellager am Okularauszug. Der Sternfreund bereiste halb Oesterreich, um Ersatzkugellager aufzutreiben. Dann merkte er, dass Ersatzlager in einem kleinen Seitenfach des Teleskopbehaelters bereitlagen!


    - Polizei


    Eine partielle Sonnenfinsternis beim Sonnenaufgang ... was bietet sich mehr an, als dazu an die Kueste zu fahren? Einer meiner Sternfreunde fuhr nach Hartlepool. Es war bedeckt, aber eine Wolkenluecke im Anmarsch. Da kam ein Polizist auf dem Fahrrad daher, der alle Personalien kontrollieren musste. Jemand hatte ihm gemeldet, dass jemand mit einem Fernrohr das nagegelegene Kernkraftwerk ausspionieren wuerde! Schliesslich zog der Polizist von dannen, und mit ihm das einizige Wolkenloch ...


    - Afrika


    Ich war zur Montage des SALT-HRS-Spektrografen am SAAO in Suedafrika. Wir arbeiteten tagsueber, sodass ich nachts mit Feldstecher und Astrotrac in die Natur rausging. Ein langes Kabel hatte ich mir erbettelt, und es fuehrte aus dem Fenster meiner Unterkunft etwa 30 Meter in die Halbwueste. So war ich am beobachten, als ich auf einmal schweres Getrappel hoerte, und irgendwo hustete jemand ... in dem Moment wurde mir bewusst, dass ich in Afrika war. AFRIKA! Loewen? Schluck ... ich blies schnell zum Rueckzug, und beim Kabeleinholen kontrollierte ich jeden Meter, ob da auch keine Schlange, kein Skorpion und keine Giftspinne draufsass. Am naechsten Tag fragte ich erstmal nach, was es fuer gefaehrliche Tiere in Suedafrika gebe. Die Antwort: Am Observatorium keine. Als ich mein Erlebnis schilderte, war auch die Aufloesung gefunden: Springboecke! Es gab eine Herde solcher Tiere am Observatorium, und diese machen hustende Geraeusche. Und sie muessen sich mehr von den Menschen fuerchten als der Mensch vor ihnen: Sie sind sehr schmackhaft.

    Ein paar Sternfreunde und ich hatten in den 1990ern ausserhalb von Rheine/Westfalen 100 Quadratmeter Acker vom Bauern gepachtet und dort neun Standsaeulen errichtet. Hier beobachtete ich mit meinem 257/1140er Selbstschliff auf Selbstbaumonti, wobei ich meine Astrofotos noch mit der Hand nachfuehren musste.


    Bei einer solchen Nachfuehrung hoerte ich Geraschel, und es war ein Igel, der da aus den Ackerpflanzen auf die gepflasterte Flaeche taperte. Ein anderes Mal waren Pferde auf einer nahegelegenen Weide, mit einem mobilen Elektrozaun gesichert. Irgendwann wurde ich gewahr, dass eines der Pferde ausgebuext war und an meiner Nachbarsaeule graste! Also schnell zum Bauern und Alarm geschlagen ... der fing das Pferd ein und stellte die Funktion des Zauns sicher, bevor er noch eine halbe Stunde mit mir beobachtete. Ein anderes Jahr war die Pferdeweide direkt vor uns im Sueden. Die Geraeusche in dieser Nacht liessen vermuten, dass die Gaeule mit Zwiebeln gefuettert wurden! Vielleicht war deshalb das Seeing nicht so gut ...


    Im Raum Bonn war ich als Student mit Fahrrad und Russentonne ins Siebengebirge gefahren, um ein bisschen zu beobachten. Da kam ein Jaeger entlang, und wir verglichen unsere Feldstecher. War ein netter Mensch ... nicht so der Jaeger, den ich Jahre spaeter in Tremsdorf/Brandenburg erleben musste und der eine Sternfreundin und mich unter wuesten Beschimpfungen vom Feldweg jagte.


    In meine Berliner Zeit fielen auch zwei Kollisionen durch die Dunkelheit rennender, angeheiterter Hausbewohner, die mich mit dem Fernrohr nicht erwartet hatten. Einmal ging meine Thermoskanne lautstark zu Bruch, das andere Mal rannte jemand direkt ins Fernrohr ... ich sah das kommen und konnte noch vermeiden, dass dieses umkippte. Besagten Nachbarn war das natuerlich immer etwas peinlich.


    Schliesslich beobachtete ich in England auf einer einsamen Waldwiese mit meinem 200/1000er Newton, als kurz nach 23 Uhr eine Gruppe betrunkener Jugendlicher ueber dieselbe Wiese ins Nachbardorf wanderte. Ich verhielt mich leise und unauffaellig, und dank Dunkeladaption konnte ich die Gruppe besser erkennen als sie mich. Ich weiss nicht, wer sich mehr erschrocken haette, waeren wir aufeinandergetroffen. Auf derselben Wiese sah ich nachts eine kleine Propellermaschine, die immer wieder in Kreisen um mich herumflog. Ich dachte, vielleicht eine Warteschleife fuer Newcastle Airport. Spaeter lernte ich, dass die Polizei ein Flugzeug hatte. Die haben mich wohl mit Nachtsichtgeraeten beobachtet und dachten, ich koennte eine hilflose Person sein so einsam auf der Waldwiese. Sie muessen dann aber erkannt haben, dass ich dort mit dem Fernrohr war und es mir gut ging.


    Inzwischen Sternwartennutzer, erlebe ich solche Sachen seltener. Allerdings gibt es auch Leute auf dem Feld, das an mein Grundstueck angrenzt, die nachts dem "Lamping" nachgehen. Da funzeln schon mal Leute herum, und Hunde rennen uebers Feld. Ist eine nicht ganz legale Methode der Hasenjagd. Bislang ist diesen Hobbyjaegern aber noch nicht aufgefallen, dass sie beobachtet werden.