Beiträge von hans_schneider im Thema „Battle der High-End Apos“

    Ahoi zusammen,


    dieser Text gehört ganz oben bei jedem Astronomie-Geräte-Forum angehängt. Hier spricht Erfahrung, Wissen, und Selbsterkenntnis. Den dritten Punkt halte ich für den wichtigsten. Und nein, wir begeben uns nicht auf gefährliches Gebiet, sondern auf tiefe Gründe. Man kann das Thema aufteilen in die Punkte

    a) Technik, und

    b) Psychologie.


    Bei a) werden sich wohl alle recht schnell einig: Besser ist besser, und besser ist meistens teurer. Dumm - oder geschickt - ist, daß es damit niemals sein Bewenden hat. Es sind die selbsteingeredeten oder von extern induzierten Fragen und Zweifel, mit denen man seine Existenz vermiesen oder zur Hölle machen kann. Ich kenne das aus der Zeit, als ich noch fotografiert habe (mittlerweile schaue ich mir die Dinge lieber gleich vor Ort an). Zufrieden war ich nie, bis ich mir eine (gebrauchte) M 6 leisteten konnte. Der Treppenwitz: Meine Bilder wurden tatsächlich besser, aber nur deshalb, weil der Apparat immer dabei war und ich keine Gelegenheiten mehr versäumte. Technisch wäre das auch mit einer Agfa-Box gegangen. Aber die Selbstzweifel waren tatsächlich weg.


    In der Astronomie habe ich kurzfristig auch die Höher-Weiter-Schöner-Rampe betreten, bin dann glücklicherweise qua Gravitation ganz schnell wieder bergab Richtung Fußboden gerutscht. Bei mir waren es nicht pecuniäre Umstände, sondern diejenigen der Lebensumstände, alternde Augen (ich knipse nix am Himmel, was das Hubble-Teleskop schon besser konnte), steigende Bequemlichkeit. Gewicht und Bequemlichkeit lauten die Stichwörter. Das mittlerweile meistgenutzte Teleskop ist ein Fernglas.


    Und das ist übrig von allen Kaufräuschen dieser Welt: Hier stehen Teleskope herum, die mir zu groß und zu schwer sind. Ein kleines Vixen auf AYO steht noch bereit, der Rest ist Nostalgie und staubt vor sich hin. Eine Fotoapparatesammlung, inclusive achtmal Leica wartet auf einen Erben, der das dann zu Geld machen darf.


    Mich interessiert das alles nicht mehr. Leute, auch wenn Ihr 40 Jahre und Millionäre seit: Ihr seid schneller alt und noch schneller tot als Ihr es Euch vorstellen könnt. Das ist ein gutgemeinter Rat von (noch) diesseits des Grabes. Anstatt zu knipsen male ich lieber, und auch da gibt es Versuchungen: Der dickste Aquarallpinsel von da Vinci, dem Mercedes der Pinsel, kostet 2200 €.


    Zurück zum Thema: Jetzt, nach langen Jahren der Konsumsucht, des Immer-das-Beste-Haben-Wollen (und Können), ist mein Fazit: Schaut der Natur beim Wachsen zu. Da "battled" nix (wenn der Fadenersteller denn mit seinem Denglish irgendetwas ausdrücken wollte, was sich meinen Kenntnissen entzieht). Was die eigentliche Ursprungsfrage nach dem besten aller besten Teleskope betrifft: Ein solches gibt es nicht. Eine alte Seglerweisheit sagt: Egal, wie groß Deine Yacht ist, im nächsten Hafen liegt immer noch eine größere. Anstelle des nächstgrößeren Teleskopes empfehle ich deshalb etwas Literatur: Joseph Conrad, Die Schattenlinie.


    Schönen Gruß


    Hans