Beiträge von astrometer im Thema „Eine neue Sternwarte entsteht“

    Dann bin ich mal froh, dass ich nicht der einzige bin, der seine Ziele nur über Umwege erreicht.

    Stellt Euch mal vor, es würde immer alles problemlos und ohne Umwege funktionieren. Dass es in der Astronomie Herausforderungen gibt, ist doch gerade das reizvolle an diesem Hobby.

    Hallo Drehn,


    herzlichen Glückwunsch zum verwirklichten Traum. – Hast Du daran gedacht, in nächster Zeit Temperatur- und Luftfeuchtigkeit unter der (geschlossenen) Kuppel zu dokumentieren?


    Ich wünsch Dir viele schöne Beobachtungen und möglichst oft klaren Himmel

    Jörg

    Hallo Drehn,


    wenn Deine und die Aussagen von Domeparts zur Größe und den Anforderungen an die Hütte schriftlich vorliegen, ist der Fall doch ziemlich klar. Dann könntest Du Dir einen Anwalt suchen. Oft reicht es schon, diese Möglichkeit zu erwähnen, damit die Gegenpartei zu Kompromissen bereit ist. Hast Du eine Rechtsschutzversicherung, die Verbraucherrecht einschließt?


    Die meisten Firmen versuchen die Folgekosten von Fehlentscheidungen erst mal gering zu halten. Das funktioniert in vielen Fällen, weil die Mehrheit der Leute Auseinandersetzungen scheut. Wenn allerdings klar wird, dass Du nicht zu denen gehörst und die Sache am Ende teuer werden kann, wird nachverhandelt.


    CS, Jörg

    Hallo Drehn,


    ich finde, es ist ziemlicher Murks, wenn man so eine Sternwarte nicht weitgehend unbekümmert nutzen kann. Sobald da in einer bestimmten Stellung das Instrument im Remote-Betrieb gegen die Wand fährt oder man als Beobachter nicht mehr dahinter passt, nervt das mit der Zeit gewaltig. Man sollte auch im Dunkeln gefahrlos um die Säule gehen können, ohne dass man gegen das Rohr eselt und es aus der Richtung schubst. Deshalb würde ich die zu kleine Hütte unter keinen Umständen behalten.


    Vielleicht müssen wirklich alle Beteiligten mal darüber schlafen und nochmal einen gemeinsamen Neustart probieren. Für die Firma geht es um ihr Renommee und für Dich um die Grundlage Deiner Beobachtungen für hoffentlich Jahrzehnte.


    CS, Jörg

    Hallo Drehn,


    Deinen Frust kann ich gut verstehen. Wie viel mehr hättest Du denn bezahlen müssen, wenn Du gleich die mittlere Hütte genommen hättest? Klar, 2500 € müssen erst mal gestemmt werden, aber schlaf doch erst mal drüber. Eine Sternwarte wechselt man nicht so schnell wie ein Teleskop oder eine Montierung. Die ist was Beständiges. Insofern wäre der finanzielle Mehraufwand gut investiertes Geld. Jetzt eine komplett andere Lösung zu finden, führt auch nicht an Geld vorbei oder mündet in einem unbefriedigenden Zustand. Nachbessern ist da am Ende die günstigere Lösung.


    CS, Jörg

    Hallo Drehn,


    da hat die Sache ja noch eine glückliche Wendung genommen. Hinterher ist man immer schlauer. Das weiß ich aus bitterer eigener Erfahrung. Aber es hat auch nicht viel Zweck, mit solchen Geschichten um die Ecke zu kommen, wenn der andere sich etwas vorgenommen hat und zwingende Gründe aufführt, warum es nur so und nicht anders geht. Astro ist zwar ein wichtiger, aber längst nicht der einzige Eckpfeiler im Leben. Darum sind die richtigen Entscheidungen oft erst die zweiten. Deshalb meinen Glückwunsch zur größeren Hütte. Ja, es wird erst mal teurer, es wird mehr Arbeit erfordern und länger dauert es auch, aber Du wirst Dich später immer wieder mit Dankbarkeit an diese Situation und diese Entscheidung erinnern.


    CS, Jörg

    Hallo Drehn,


    Tipp für‘s Dach, wenn Du dauerhaft Ruhe haben willst: Vom Dachklempner verlegte Titanzink-Blechbahnen, mit Wärmedämmung drunter. Ist zwar erst mal teuer, aber gerade bei so einer kleinen Dachfläche eine Überlegung wert. Wegen der geringen Dachneigung wären rauhe Beläge (Glasfliesschindeln) sehr ungünstig, denn der Dreck bleibt daran hängen und es siedelt sich ganz schnell Moos an.


    CS, Jörg

    Hallo Drehn,


    ich bin leider kein Experte für Anstrichsysteme. Deshalb alles unter Vorbehalt: Mein Gerätehaus war auch vorgeölt, vermutlich mit sog. Halböl (50% Firnis, 50% Verdünnung). Das hält erstmal ein paar Monate. Ich hab es aber ohne zu warten mit einer discountertypischen Lasur überstrichen. Mit dem Ergebnis, dass sie zwar hielt, aber nicht richtig einzog, weshalb drei Anstriche nötig waren. So richtig gut sah es erst aus, als ich nach sechs Jahren ohne eine Vorbehandlung 2x drübergestrichen habe.



    Das mit dem Anschleifen bezog sich auf die 1980er Jahre, als meine Eltern unser WE-Haus mit Lackfarbe gestrichen hatten und wir den Anstrich spätestens nach drei Jahren immer wieder erneuern mussten. Jedesmal mit Anschleifen. Mittlerweile habe ich die Holzverkleidung erneuert und dort die gleiche dunkle Lasur drauf wie auf dem Gerätehaus. Wenn es verwittert ist, kommt erst Halböl drauf und ein paar Monate später die Lasur. Diese gibt es auch in hell, was für Deine Sternwarte sicher sinnvoller ist.


    Aber wie gesagt: Empfehlung unter Vorbehalt, besser noch einen Profi fragen.


    CS, Jörg

    Hallo Drehn,


    ein Anstrichtipp aus leidvoller Erfahrung: Steich die Hütte mit einer Lasur an, die bei späterem Neuanstrich nicht ab-/angeschliffen werden muss. Gut ist eine Farbe, die sich bei Bedarf immer wieder drüberstreichen lässt und die vom Holz weitgehend aufgesaugt wird. Die Vorimprägnierung wird letzteres aber erstmal verhindern. Das war zumindest bei meinem Gerätehaus so, das ich vor zehn Jahren aufgebaut habe.


    CS, Jörg

    Hallo,


    nur mal kurz ein paar Gedanken zu der Sache:

    1. Das Dach so hell wie möglich, um Aufheizung tagsüber zu vermeiden.

    2. Die Hütte so gut durchlüftet wie möglich, um Kondensatbildung zu vermeiden.

    3. Abfahrbares Dach hat den Vorteil, dass man den Himmel viel unmittelbarer erlebt und kein Kuppelseeing hat, gleichzeitig aber den Nachteil, dass sich Wind und Störlicht viel schwerer abschirmen lassen.

    4. Allsky-Kuppeln sind anfälliger gegen eindringendes Regenwasser als Kuppeln und abfahrbare Dächer.

    5. Zugang und Dach so gut gesichert wie möglich, denn es gibt nicht nur böse Buben, sondern auch zunehmend Tornados und andere schwere Wetterereignisse.

    6. Das ganze so unauffällig wie möglich, um nicht ungewollt Interesse zu wecken. Nur zwei Prozent der Menschen interessieren sich für Astronomie und können annähernd nachvollziehen, was man da treibt. Für den Rest hat man in der Regel irgendwie ein Rad ab. Aber das ist schon wieder ein anderes Thema…


    CS, Jörg

    das soll alles (hoffentlich) ewig halten. Ich bin 30 Jahre alt und wenn mir ein langes gesundes Leben möglich sein sollte würde ich das alles gerne mit 70 Jahren noch nutzen können. So zumindest mein Plan.

    Hallo Drehn,


    ja, das kann ich gut verstehen. Ich bin ja kurz vor Deinem aktiven Zielalter. Und ich hab in den 40 Jahren, die bei mir seit Deinem jetzigen Alter vergangen sind, schon mehrere Beobachtungsplätze eingerichtet. Alle für die Ewigkeit angelegt, mit viel Beton und immer auf meinem aktuellen Kenntnisstand und auf mein aktuelles Beobachtungsprogramm abgestimmt. Und obwohl ich immer versucht habe vorauszudenken, ist doch manches anders gekommen, und es war schwer, die Dinge später passend zu machen.


    Aus diesem Grund meine Empfehlung: Trenne das Fundament des Instruments von dem des Schutzbaus. Auch wenn Du aktuell nicht vorhast, Dich in Deiner Sternwarte aufzuhalten. Es ist nicht zu erwarten, dass Du 40 Jahre lang die gleichen Dinge in der Amateurastronomie tust. Interessen wandeln sich. Dann ist es gut, vorbereitet zu sein. Neben der Schwingungsfrage (Fundamententkoppelung) ist auch die thermische Masse zu bedenken, die eine durchgängige, dicke Betonplatte hat. Wenn die Sternwarte tagsüber zu ist, nimmt der Beton die Wärme des Innenraums auf und gibt sie in der Nacht langsam ab. Wenn Du lokales Seeing vermeiden willst, mach den Fußboden aus Holz und baue das Ganze so, dass der Wind unten drunter durch kann. Den Kubikmeter Beton solltest Du unter Deinem Instrument im Erdreich platzieren. Richtig große Teleskope sind meist auf dem in der Tiefe anstehenden Fels gegründet und dadurch fest mit dem Planeten verbunden. Die zittern nur, wenn es ein Erdbeben gibt.


    Warum schreibe ich Dir das? Weil ich schon oft erlebt habe, dass die Leute ihren aktuellen Erkenntnisstand in Beton gießen und dann den Presslufthammer zum Korrigieren brauchen. Ein, zwei Mal ist mir das auch selber passiert. – Mach was draus oder auch nicht. Aber geplante 40 Jahre Astronomie sind eine lange Reise, in deren Verlauf sich vieles ändert. Und wenn Du gesund bleibst, wirst Du mit 70 auch noch nicht ans Aufhören denken. Denn irgendwie geht es immer weiter, man bleibt neugierig, und setzt sich neue Ziele. Ich sehe es an mir…


    CS, Jörg