Beiträge von astrometer im Thema „Mars vom 25.11. - später: Halbschattenwahrnehmung auf Jupiter“

    Hallo Torsten (und alle anderen),


    auch von mir noch eine kurze, unaufgeregte Erwiderung auf Deine Kritik.


    Zu WinJupos: Es ging mir ausschließlich um die unrealistische Darstellung des Halbschattens im WinJupos-Bild in Beitrag # 25. Dort ist der nach innen scharf begrenzte Halbschatten so breit wie der Durchmesser des Kernschattens. Dass Grischa Hahn ein begnadeter Software-Entwickler ist, steht außer Frage. Auch dass wir Planetenbeobachter viel ärmer dran wären ohne die viele Arbeit, die er sich seit Jahrzehnten macht. Aber unfehlbar ist niemand, und ein Projekt wie WinJupos wächst mit der Zeit, wird korrigiert und weiterentwickelt. Nicht umsonst gibt es mittlerweile die Version 12.2.2. Ich nutze das Programm schon seit mehr als 20 Jahren und habe mehrfach erlebt, dass es von einer Version zur nächsten besser wurde.


    Zu meinem Sternchen für Christophs zunächst falsche Berechnung: Ich habe damit honoriert, dass er das Thema mit einer theoretischen Überlegung bereichert hat. Seinen Rechengang habe ich nur überflogen, ohne ihn im Detail zu prüfen. Die weitere Diskussion hat sich dann immer mehr der Realität angenähert. So und nicht anders funktioniert Forschung. Dass so etwas hier möglich ist, begeistert mich. Leider erschöpft sich die Debatte zu Planetenfotos viel zu oft in Überlegungen zur EBV – darin, wie ein gutes Bild noch besser gemacht werden kann. Bitte nicht falsch verstehen, auch solche Diskussionen sind nötig. Ich finde nur, dass wir heute so gute technische Möglichkeiten haben, dass die Astronomie hinter unseren Beobachtungen in Vergessenheit gerät. Viele moderne Einsteiger sind ohne GOTO völlig hilflos. Sie haben zwar gelernt, welche Knöpfchen zu drücken sind, aber was dadurch passiert, bleibt unverstanden. Und bevor es noch einer in den falschen Hals bekommt: Das bezieht sich ausdrücklich nicht auf diesen Thread und die hier aktiven Teilnehmer. Ich habe das nur erwähnt, um zu begründen, warum ich mich über Christophs Berechnung gefreut habe.


    CS, Jörg

    Hallo Jan, hallo allerseits,


    ich stelle hier mal noch einen Aspekt zur Diskussion, der m. E. noch nicht ausreichend berücksichtigt ist: die Größenveränderung dunkler Strukturen bei Veränderung von Kontrast, Tonwerten oder Gradationskurve. Das da im Bereich mehrer Pixel eine Menge passiert, kann man sehr schön sehen, wenn man sich die Auswirkungen auf die Randverdunklung von Planeten ansieht. Der Effekt macht nicht an den Planetenrändern halt, sondern betrifft alle Details, und zwar um so stärker, je größer ihr Helligkeitsunterschied zur angrenzenden Bildinformation ist. Schärfungsprozesse, die nichts anderes machen, als die Gradation selektiv an den Helligkeits- und Farbübergängen anzuheben, wirken in gleicher Weise.


    Darauf gekommen bin ich, als ich zu klären versuchte, warum es bei Positionsmessungen von Jupiterdetails zum Teil signifikante Unterschiede zwischen visuellen Beobachtungen (Zeitnahme beim Meridiandurchgang) und der Vermessung digitaler Bilder gibt. Der GRF beispielsweise erscheint auf CCD/CMOS-Bildern fast Immer größer als in der visuellen Wahrnehmung, und zwar um so mehr, je schlechter die Aufnahmebedingungen waren und um so intensiver nachbearbeitet werden musste. Natürlich darf man nicht vernachlässigen, dass auch die visuelle Wahrnehmung stark von den Beobachtungsbedingungen beeinflusst ist. Deshalb sind auch deren Ergebnisse nicht in Stein gemeißelt. Digitale Bilder lassen sich jedoch dank der mittlerweile sehr weit reichenden Bearbeitungsmöglichkeitenfast immer zu einem ansprechenden Ergebnis „aufhübschen“, wobei die Größenverhältnisse der Details stärker beeinflusst werden, als es uns bislang bewusst ist.


    CS, Jörg

    Hallo Christoph,


    ja, hast recht, der weiche Schatten ist in der Abbildung schwieriger als die Encke-Teilung, die ich gerne mal in Guide ausmessen würde. (Das geht nur im Moment nicht, weil ich unterwegs bin.)

    Mein Einwand richtete sich nur gegen Deine generelle Aussage, dass 0,1“ nicht darstellbar seien. Das mag auf das diskutierte Bild zutreffen, das wegen des Seeings merklich eingeschränkt ist. Aber was unter guten Bedingungen mit 11 bis 16 Zoll möglich ist, lässt mich immer wieder staunen. Bei perfektem Seeing hab ich visuell mit dem 7“-Refraktor sogar schon mal ein 0,15“ breites Segment eines Jupitermonds am Jupiterrand hervorgucken gesehen, obwohl bei Doppelsternen schon 0,5“ Abstand nur sehr unvollkommen getrennt werden.


    CS, Jörg

    Hallo Leute,


    Christoph hat mit seiner Berechnung recht. Der Schatten ist in der Realität eigentlich nur an seinem äußeren Rand weich. Die Winjupos-Darstellung in Torstens Beitrag ist folglich nicht korrekt. Wo ich nicht mitgehe, ist die Aussage, dass 0,1“ nicht darstellbar wären. Bitte nicht das Auflösungsvermögen an Doppelsternen mit dem von Planetenstrukturen verwechseln. Die Encke-Teilung im Saturnring ist deutlich schmaler als 0,1“, und die hat Torsten vor kurzem mit dem C11 abgelichtet, wenn ich mich nicht irre.


    CS, Jörg