Beiträge von Lucifugus im Thema „Der stille Einstieg“

    Servus Olaf,


    herzlich willkommen hier beim Astrotreff! Und du musst dich für gar nichts entschuldigen!

    Mein Fachwissen ist sehr, sehr bescheiden (Realschule), daher fange ich praktisch bei Null an.

    Nun ist die Astronomie sehr facettenreich, so das mir der Überblick fehlt. Wie und wo fange ich an. Hilfsmittel, wie eine Kamera oder Fernrohr besitze ich leider nicht. Wissbegierig bin ich aber schon. Für einen Rat wäre ich sehr dankbar.

    Wenig Fachwissen hat den Vorteil, dass es umso spannender ist, sich dieses Wissen anzueignen. Oft stapelt man bei sowas auch tief... Ein Hobby, das einen jahrelang beschäftigt. Nun, da bin ich vorbelastet bzw. befangen, da ich mehrere solche Hobbys parallel betreibe. Und neben der Astronomie können das viele Hobbys bieten. Ich beziehe die Astronomie einfach mal in das weite Feld Naturbeobachtung und -dokumentation ein. Wenn du dich entschieden hast, die Objekte des Weltraums zu beobachten und zu dokumentieren, dann sind das eben so viele, dass die nie der Inhalt ausgehen wird.


    Was aber nötig ist, ist e8ine gewisse Frustrationstoleranz, da man die Beobachtung (ob per Auge oder Kamera) ja meist nur bei klarem Himmel ausüben kann und es lange Schlechtwetterphasen geben kann (oder Nebel oder...). Solche Phasen kann man aber nutzen, um z. B. Bücher zu lesen, im Netz zu surfen und dort zu lesen usw.


    Konkreten Rat zu geben fällt schwer, wenn man nicht weiß, wo du ungefähr stehst. Kennst du schon die Sternbilder? Falls nein, wäre ein möglicher erster Schritt, nachts einen dunklen Ort aufzusuchen, sich dort hinzusetzen (Klappstuhl) und den Sternenhimmel zu bewundern. Dann kann man versuchen, mit vielleicht bekannten Leitsternbildern (wie dem Großen Wagen / Großen Bären) andere Sternbilder zu finden. Kennst du die Sternbilder, dann "kennst du dich am Himmel aus" und "verläufst dich nicht" im Sternengfunkel.

    Wenn du dann auch die unauffälligen Ecken benennen/erkenn kannst (z. B. Giraffe, Eidechse, Füchschen usw.), dann bist du sehr weit. Das geht alle ohne Teleskop und ohne Kamera.


    Du wirst dann auch Sternschnuppen sehen. Auf Wikipedia findest du Informationen zu Sternschnuppenströmen. Du kannst dich dann in Kometen einlesen, die meist verursacher der Sternschnuppen sind. Und langsam füllt sich alles mit Hintergrundwissen und Zusammenhängen aus.


    All das geht mit dem bloßen Auge und ohne technischen Schnickschnack. Unser Auge kann auch im Dunklen erstaunliches Leisten.


    Wenn du dann gebraucht ein Fernglas kaufst (oder bereits besitzt), eröffnen sich plötzlich unzählige weitere Sterne, Sternhaufen, Nebel. Man kann auch ein paar Sternhaufen mit dem bloßen Auge sehen, und auch den einen oder anderen Nebel, aber ein fernglas sammelt mehr Licht.


    Dieses sich in die Naturbeobachtung Vertiefen, kann ein Form des Naturerlebenisses sein, das einen lebenslänglich packt. Vielleicht wirst du dann auch eine Kamera kaufen und Fotos machen. Die Ergebnisse sieht man aber erst später, man muss am Rechner bearbeiten (usw.). Man sieht plötzlich Farben und man kann mit wenig Aufwand sehr schwache Objekte sehen, die visuell so einfach nicht gehen. Aber es fehlt das unmittelbare Erlebnis, das Aha-Erlebnis des direkten Beobachtens.


    Welche Art des Hobbys dich packt, was dich faszinieren wird, das musst am Ende du entscheiden. Lass dir bitte nicht einreden, wie man es zu betreiben hat. Ich finde das Erlebnis, die Natur zu beobachten, und mit allen Sinnen zu erleben, packend, Andere wollen lieber Fotos machen und nach Stunden oder Tagen erst die Ergebnisse sehen (und wenn es nicht geklappt hat, dann von vorne, was viel Frustpotential hat). Andere bleiben bei der Theorie und lesen und lesen, aber schauen sich lieber Fotos von großen Sternwarten oder Wewltraumteleskopen an, statt die eigenen, bescheidenen Ergebnisse zu "würdigen".


    Was ich aber weniger empfehlen würde, ist, sich von der Wertschätzung anderer abhängig zu machen. Ich fotografiere sehr gerne und ich zeige die Bilder auch vor (hier im Forum) undklar, ich mag Wetschätzung und positive Rückmeldungen). Ich mache die Fotos aber primär für mich und nicht für den Freundes- und Bekanntenkreis und schon dreimal nicht, um von dort Wertschätzung dafür zu erhalten. Das wäre nicht nachhaltig. Schwindet die Wertschätzung ("sieht irgendwie alles gleich aus"... "hast du einen Haufen gesehen, hast du alle gesehen"...) schwindet die Freude. Das wäre schade.


    Steige in das Hobby so ein, dass es dir etwas bringt (und zwar nur dir, nicht indirekt über andere). Dann kannst du ein Hobby finden, dass dich lebenslang packt und nicht mehr los lässt. Das geht aber auch mit Vogelbeobachtung, mit Wetterbeobachtung, mit jeder Naturbeobachtung. Die Sterne haben aber etwas ganz besonderes, finde ich. :)


    Liebe Grüße,

    Christoph