Beiträge von Drehn im Thema „Einsteigerfragen zum ersten Teleskop“

    Aber unterschätze nicht den zeitlichen Aufwand den man braucht, das nötige Budget und auch die Fachkenntnis die man sich als Anfänger erst mühsam erarbeiten muss.

    Genau das ist der Punkt, warum ich (ohne irgendjemandem Angst machen zu wollen!) immer zu kleinen, leichten, einfachen Setups ganz am Anfang rate.

    Warum?


    Ich hab mich vorher in keinem Forum angemeldet und um Rat gebeten. ^^ Hätte ich mal besser gemacht, denn:


    Hier schreibt einer, der dieses Hobby auf Fotografie gerichtet zunächst mit EdgeHD 9.25 auf AVX Montierung begonnen hatte, komplett auf sämtliches Marketing und Werbetexte reingefallen, keine Ahnung von nix gehabt, nix hat funktioniert. Halbes Jahr später frustriert beides gebraucht mit ordentlich Verlust verkauft. Außer ständiger Schlepperei hat mir das nix gebracht!

    Zweiter Versuch, iOptron CEM 40 mit Sharpstar f2.8 Hypergraph... Prost Mahlzeit sag ich da nur, auch wieder komplett auf sämtliches Marketing reingefallen, da dachte ich nämlich nur dran, kurze Brennweite und sau schnell, damit kein Guiding nötig, und dann klappts auch mit leichteren Mounts - Pustekuchen, versuch mal als Anfänger, nen f2.8 Newton zu justieren, und dann auch einer aus China und kein Takahashi Epsilon, der Epsilon ist gebaut wien Panzer, der Sharpstar ist gebaut wie eine Wellblechhütte (im direkten Vergleich). Auch ein f4 Newton ist gar nicht so ohne!


    Bis ich dann mal (noch viel viel mehr frustriert) in einem Astro Laden war, vor Ort, und meine Probleme geschildert habe. Und mir endlich geholfen wurde.

    Was ich mit heim nahm und auf die iOptron schnallte war ein leichter langsamer APO mit Field Flattener... Ich konnte alles zusammen mit zwei Händen tragen, Justage und Fokus kein Problem, kein Guiding nötig weil kleine Brennweite...


    Und auf einmal öffnete sie sich mir, die wunderbare und faszinierende Welt der Astrofotografie.

    Wenn mir keiner zu dem APO geraten hätte, wäre ich sicherlich einer von denen, die ganz schnell aus der Nummer wieder raus sind.


    Deswegen bin ich da so hartnäckig, sorry, aber versuche ganz am Anfang - EAA oder Astrofotografie - so viele Fehlerquellen wie möglich von vorneherein auszuschließen! Lies Ewalds Satz noch ein paar mal durch, das kann man wirklich nicht oft genug sagen.

    Hallo,

    Jetzt wäre meine Frage, wie weit denn schon an tatsächliche Fotografie gedacht wird. Wenn ich die Equipment Wünsche hier so lese :) :)

    Das wird auch mit deinem Budget nichts, da muss (Neupreise) deutlich mehr investiert werden. Wir bewegen uns da in Richtung 1500-2000€.


    Für EAA, hunderte, tausende sehr kurze Einzelbelichtungen ist auch ein Alt AZ Setup sehr gut geeignet. Man hat zwar die Bildfeldrotation, aber meist erreicht man innerhalb der Zeit, bis die Rotation zu kritisch wird, ein befriedigendes Ergebnis.

    Für Astrofotografie, längere Einzelbelichtungen und entsprechendem Aufwand in der Nachbearbeitung (nicht unterschätzen, ein 8 Stunden lang beleichtetes Bild kann man gerne mal 4 Stunden lang bearbeiten...) des Bildes, ist eine deutsche oder EQ Montierung notwendig.


    Ein Teleskop, was alles kann, gibt es nicht!

    Das ist der Grund, warum die aller meisten hier ihre Setups trennen, zwischen Visuell und Fotografie.


    Würde ich mit EAA neu anfangen wollen, würde ich folgendes kaufen:


    1. ein kleiner, leichter apochromatischer dublet Refraktor von guter Qualität, bspw. den hier von Lacerta, den kaufst du nur ein einziges Mal, das wird auch sonst in deiner Sammlung (Teleskope sind Rudeltiere ;) ) immer das Reiseteleskop schlechthin bleiben.

    2. eine kleine leichte Alt AZ Montierung, zum Beispiel die hier, die GTI kannst du mit handelsüblichen Batterien betreiben, da fällt die Stromversorgung welche auch nicht billig ist weg.

    3. Eine ungekühlte Astrokamera in Farbe, gibts von vielen vielen Herstellern. Ich nehme Beispielhaft diese hier.

    4. Du brauchst einen Laptop zur Steuerung von allem, wenn der nicht vorhanden, zum Budget dazu rechnen. Ansonsten so etwas wie bspw. ASIAIR.

    5. Adaptionen von Kamera an Teleskop, Kleinzeugs, evtl. Tauheizung.


    Damit kann man mit kostenloser Software erstmal los legen und sich an das Thema ran tasten.

    Ich habe das Setup so konzipiert, dass du möglichst viele Teile - solltest du dieses Hobby weiter betreiben wollen - einfach wo anders weiterverwenden kannst. Sowas ist ganz wichtig! Sonst gibt man nachher doppelt Geld aus.

    Der Refraktor kann wie gesagt dein "Für immer ReiseAPO" bleiben, während du die Kamera später problemlos als Guiding Cam nutzen kannst. Die Montierung kann eine Grab and Go Montierung mit kleinem visuellen Refraktor drauf werden, mal schnell bisschen Mond gucken o.Ä.


    Was an dem ganzen Thema wichtig ist, ist es ist leicht! Einen 8" Newton ständig mit ner AZ EQ 5 raus zu wuchten muss man sich auch überlegen, das ist doch schon einiges an Schlepperei. Du brauchst eine 12 V Stromversorgung für die AZ EQ 5. Du musst balancieren, den Newton justieren, genau einnorden wenn im EQ Betrieb.

    Das Setup ist windanfällig. genau so wie ein 10" Newton auf einer EQ 6 wackelig werden kann, ist das bei 8" bei EQ 5 der Fall. Ich würd eher bei 6" bleiben.


    Die Idee mit der AZ EQ 5 und Newton ist allerdings keine schlechte! Das wäre halt gleich "das volle Programm" an Einstieg. Allerdings wird das mit 1000€ Budget auch nix, das ist klar. Man darf den ganzen Kleinkram nicht unterschätzen. Tauheizungen, Adapter, Koffer / Taschen, Stromversorgung kosten auch mal schnell an die 500€.


    Ich hoffe übrigens ich kann irgendwie etwas helfen! Das ist anfangs alles sehr undurchsichtig.

    Hallo in die Runde,


    Wenn ich auch etwas in die astronomische Waagschale werfen dürfte.

    Ich persönlich finde den ständig empfohlenen Dobson nicht sinnvoll für einen Anfänger. Ich möchte kurz erklären warum.


    1. Mit einem 8" Dobson lernt man den Himmel nicht kennen. Viele Anfänger machen den Fehler, das Ding kaufen, aufbauen, einfach irgendwie los legen, nix finden, frustriert aufgeben. Sie können nichts dafür, sie haben einfach noch keine Orientierung am Sternenhimmel, das ist ganz normal. Außerdem ist das "astronomische Sehen" was wir so sehr schätzen noch gar nicht ausreichend trainiert, hört sich blöd an, aber das muss man tatsächlich lernen mit der Zeit.

    2. Bei einem 8" Dobson liegt man bei bspw. Beobachtung von tief stehenden Planeten im Prinzip auf dem Boden, möchte man keinen kleinen Socker oder ähnlich noch mit schleppen.

    3. Mit Okularen, evtl. Telrad oder anderen Spirenzien kommt man dann auch schnell in den 1000€ Bereich.

    4. Es ist eiskalt! ;)


    1000€ raus hauen, obwohl man wirklich noch so überhaupt nix weiß? Und wenns nichts ist, steht das Teil rum und wird irgendwann verkauft.

    Was ich einem absoluten Anfänger immer empfehle ist ein gescheites Fernglas. Da gucken die meisten dann erstmal verdutzt, weil sie wollten ja so ein cooles Teleskop kaufen und kein Fernglas. Ein Fernglas hat aber für den wirklich bei Null anfangenden Hobbyastronomen einige enorme Vorteile:


    1. Man kann erstmal im weiten Feld schauen, sich orientieren lernen, den Tanz der Jupitermonde beobachten, in der Milchstraße wandern, kurz man kann genau so schauen, ob das tatsächlich was für einen ist.

    2. Ein Fernglas ist ultimatives Grab and Go und es gibt quasi nicht mal den kleinsten inneren Schweinehund zu überwinden.

    3. Brauchbare Gläser wesentlich günstiger als 1000€ zu bekommen.

    4. Es ist trotzdem eiskalt! ;)


    Nach dieser Gegenüberstellung kommt aber für mich der wichtigste Punkt, ein Fernglas kann ich bei Nichtgefallen problemlos zum Vögel beobachten nutzen, auf Wanderungen, im Urlaub, etc. etc. Es ist nicht allein an den Zweck der visuellen Astronomie gebunden! Ich gebe das Geld also für ein Gerät aus, was sehr gut auch an anderen Positionen im Leben eingesetzt werden könnte und mir Freude bereitet. Wenn in die Sterne gucken, nachts raus in die Kälte, morgens total übermüdet auf die Arbeit, selten einsetzbar durch Wetterbedingungen dann nichts für mich ist, ist es quasi nicht schlimm.


    Noch als Abschluss,

    Ich will keinesfalls den 8" Dobson angreifen und auch sonst keinen.