Beiträge von Sagittarius70 im Thema „Altes oder neues Teleskop?“

    Fällt mir gerade durch den Beitrag von Felix noch ein (danke für den Anstubser);


    Christina, vielleicht hat ja jemand im Freundes- oder Bekanntenkreis ein Fernglas, ďas er dir einfach mal zum probieren ausleihen kann?


    Ich hatte lange Zeit ein Bresser 8x40 das ich nach dem Kauf meines neuen kaum noch nutzte und deshalb auch gerne mal verliehen habe. Leider ist das Fernglas letztes Jahr auf diese Weise der Flutkatastrophe zum Opfer gefallen (nicht bei mir sondern bei einem Freund) ;(


    Ebenso habe ich in der Zeit, in der ich astronomisch inaktiv war auch mal meinen Newton an die Jungs eines Bekannten verliehen, die zu der Zeit gerade eine Astronomie AG in der Schule hatten.


    Wäre vielleicht auch noch eine Möglichkeit.


    Viele Grüße,

    Klaus

    Hallo Christina,


    Straßenlampe direkt vor dem Balkon ist natürlich sehr doof. Ohne eine Möglichkeit die auszublenden, werden besonders Deep-Sky Objekte (also Sternhaufen, Gasnebel und Galaxien) damit sehr schwierig bis unmöglich, weil deine Augen sich nicht an die Dunkelheit anpassen können (Dunkeladaption; diese dauert bis zu einer halben Stunde!). Siehe hier:

    Graue Katzen (Dunkeladaption)


    Ein sinnvolles Zubehör ist auch eine dimmbare Rotlichttaschenlampe, denn rotes Licht behindert nicht die Dunkelanpassung. Stellarium hat einen Nachtmodus mit Rotlicht, den du im Dunkeln nutzen solltest. Ein nicht-digitaler Klassiker ist auch nach wie vor eine drehbare Sternkarte, mit der du - meiner Meinung nach - eine bessere Gesamtübersicht am Himmel hast, als nur mit Stellarium. Ich selber nutze beides, je nachdem, was ich gerade sinnvoller finde.


    Was Sternwarten angeht: ich habe gerade auf der Webseite der VDS (Vereinigung der Sternfreunde) geschaut, hier ist eine Übersichtskarte mit den Mitgliedssternwarten

    Mitgliedssternwarten in der VdS - Vereinigung der Sternfreunde e.V.
    Gemeinsam macht das Hobby noch mehr Spaß. In ganz Deutschland gibt es zahlreiche Volks- und Schulsternwarten, Astrovereine und Stammtische, bei denen man als…
    sternfreunde.de


    Bei mir in Bonn und Umgebung gibt es beispielsweise die Volkssternwarte Bonn, die ein interessantes Vortragsprogramm hat (einschließlich Beobachtung durch das Teleskop des astronomischen Intitutes der Uni, falls das Wetter es zulässt). In der Eifel finden öffentliche Sternführungen statt

    Astronomie-Werkstatt "Sterne ohne Grenzen" - Programmangebot
    Neue Seite
    www.sterne-ohne-grenzen.de

    und in der VHS Alfter-Bornheim gibt es sogar einen neuen Kurs zum Thema "Astronomie mit dem Fernglas"

    Volkshochschule Bornheim: Mit Sternkarte und Fernglas - Astronomie zum Selbsterleben


    Vielleicht gibt es ähnliche Veranstaltungen auch bei dir in der Nähe?


    Es finden auch viele Teleskoptreffen statt, wo sich Hobbysterngucker zum gemeinsamen Beobachten und Fachsimpeln treffen; auch das ist eine gute Gelegenheit, sich zu informieren. Vor allem, weil dort die komplette Palette aller möglichen Teleskope zu sehen ist. Hier im Forum gibt es eine Übersicht dazu:


    Am wichtigsten fände ich es aber, erstmal einen Eindruck zu bekommen, was du durch ein Teleskop oder Fernglas am Nachthimmel siehst, bevor du etwas kaufst.



    Ansonsten ist ein Fernglas auch meiner Meinung nach ein guter Einstieg. Für 200 Euro solltest du schon ein vernünftiges gebrauchtes bekommen und ich finde, es gibt auch schon neue Geräte, die für den Preis zum Einstieg und für erste Schritte ganz brauchbar sind. Natürlich sind das dann keine High-End Produkte (die kosten eher 2000 Euro). Für solche Optiken sind übrigens auch Vogelkundler oder Jäger gute Ansprechpartner ;) Zudem ist ein Fernglas ein guter Urlaubsbegleiter (z,B. am Meer oder in den Bergen), d.h. es taugt nicht nur für Astronomie.

    Fernglas Kaufberatung
    Sie sind auf der Suche nach dem perfekten Fernglas, doch Sie blicken durch die Bezeichnungen und Begriffe der Ferngläser überhaupt nicht durch? Dann sind Sie…
    www.fotokoch.de

    Ferngläser


    Ich fände zum Einstieg ein 8x42 Fernglas nicht schlecht: 8 bedeutet 8 fache Vergrößerung und 42 den Objektivdurchmesser in mm


    Freihändig sollte die Vergrößerung nicht mehr als 8 fach betragen, sonst kannst du es nicht ruhig genug halten. 42 mm Objektivdurchmesser sind m.E. ein guter Kompromiss aus optischer Leistungsfähigkeit und Größe; d.h. du kannst schon viel damit sehen und trägst dich nicht so schnell tot dran. Wichtig ist auch das Sehfeld: mit 6 bis 7 Grad hast du einen guten Überblick am Nachhimmel. Sehr viel enger sollte es nicht sein, weil du sonst eher einen Tunnelblick hast.


    In einem zweiten Schritt könntest du dir später einen Stativadapter und ein vernünftiges Fotostativ dazu holen, damit du ein ruhigeres Bild hast.


    Aber - wie gesagt - gemach, nichts über's Knie brechen und erstmal bei jemandem über die Schulter schauen.


    Viel Erfolg und klare Nächte,

    Klaus

    Noch ein Nachtrag: Ich habe mir vor kurzem eine Checkliste zum Teleskopkauf für Einsteiger überlegt. Nicht zuletzt angeregt durch die vielen Fragen hier im Forum. Ich denke, das passt bereits ganz gut in diesen Thread:


    Vorwissen:

    - Weiss ich, welche Himmelsobjekte es gibt?

    - Habe ich schon mal durch ein Teleskop geschaut (Erwartungshaltung)?

    - Weiss ich, wie sich visuelle Beobachtung und Astrofotografie unterscheiden?

    - Kenne ich mich am Nachthimmel aus und kann ich mich dort orientieren? -> Wie gut finde ich mich bereits mit blossem Auge zurecht?

    - Habe ich schon einmal mit dem blossen Auge sichtbare Himmelsobjekte wie die Plejaden oder den Orionnebel gesehen, bzw. sie bewußt gesucht?

    - Habe ich schon einmal mit einem Fernglas Himmelsobjekte wie Jupiter, den Orionnebel, die Andromedagalaxie oder die Plejaden angeschaut?

    - Weiss ich, wie wichtig die Dunkelanpassung der Augen ist und wie sich Umgebungslicht darauf auswirkt (also Straßenlaternen, Autoscheinwerfer, beleuchtete Häuser/Industrieanlagen/Sportplätze?


    - Kenne ich bereits die unterschiedlichen Bauweisen von Teleskopen und ihre Vor- und Nachteile?

    - Kenne ich die unterschiedlichen Montierungsarten für Teleskope (azimutal auf Stativ oder in Dobson Bauweise, parallaktisch)


    Nutzung:

    - Nur visuell oder auch fotografisch?

    - Was möchte ich mir anschauen: Planeten/Mond oder Deep Sky (Sternhaufen, Galaxien, Gasnebel) oder beides?


    Beobachtungsort:

    - Zuhause (Garten, Balkon) oder rausfahren?

    - Wenn ausserhalb der eigenen Wohnung/des eigenen Gartens: Wie komme ich dorthin. Mit Auto/ÖPNV, zu Fuss ...


    Mobilität/Transport:

    - Wie groß/schwer darf das schwerste Einzelteil und das Gesamtgewicht des Teleskops sein? (was bin ich zu tragen bereit?)

    - Gibt es gesundheitliche Probleme, die den Transport einschränken? (z.B. Knie oder Rückenprobleme)

    - Gibt es bauliche Einschränkungen, die die Größe des Teleskops beim Transport limitieren? (Enges Treppenhaus, fiese Brandschutztüren im Keller, kleines Auto ...)


    Und nicht zuletzt:

    - Wieviel Geld möchte ich ausgeben?


    Darf auch gerne ergänzt werden.


    Viele Grüße und CS,

    Klaus

    Hallo Christina,


    es ist eigentlich immer eine gute Idee, bei einer Astronomievereinigung/Freunden/Kollegen etc. vorbeizuschauen und sich vor Ort zu den vielen unterschiedlichen Teleskopen beraten zu lassen.


    Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es kein großes Teleskop braucht, um schöne Momente am Nachthimmel zu erleben. Für Einsteiger ist es m.E. viel wichtiger, sich zunächst einmal am Nachthimmel zurechtzufinden, sich zu orientieren und sich darüber bewußt zu werden, was es alles zu sehen und zu entdecken gibt. Und - oft unterschätzt - sich an das Sehen im Dunklen zu gewöhnen, denn lichtschwächere Himmelsobjekte als Mond und Planeten mögen weder Streulicht, noch direktes Licht aus Smartphones, Nachbarwohnungen oder Straßenlampen.


    Das alles geht schon wunderbar mit dem blossen Auge und einem Fernglas; dieses am besten mit einem stabilen Fotostativ und Stativadapter. Mit einem Fernglas sind auch schon Mondspaziergänge möglich, die vier größten Jupitermonde sind sichtbar und bei Saturn siehst du immerhin schon, dass er nicht wirklich rund aussieht. Hellere Deep Sky Objekte wie der Orionnebel oder die Plejaden sind bereits in einem kleinen Fernglas ein toller Anblick und das Instrument kann auch wunderbar über Tag im Urlaub zum Einsatz kommen.


    Die oft empfohlenen Dobson-Teleskope sind für viele Einsteiger sicher eine gute Wahl.

    Nicht zu empfehlen sind sie m.E., wenn jemand mit der niedrigen Einblickhöhe nicht zurechtkommt, die Rockerboxen nicht rumtragen möchte (die Holzkastenmontierung, auf der sie aufgestellt werden, diese wiegt alleine ca. 10 kg und auch ein Newton Teleskop mit 8" bzw. 20 cm Öffnung wiegt etwa 10 kg - also nur die Optik), oder wenn das Teleskop aus der Stadt auf einem engen Balkon mit Geländer eingesetzt werden sollen (weil sie durch die niedrige Position nicht über das Geländer kommen). In letzterem Fall sollte in jedem Fall ein Stativ unter dem Telekop sein.


    Wenn es ein gebrauchtes Teleskop auf Stativ und mit einer astronomischen Montierung (nennt sich parallaktisch oder äquatorial) sein soll, dann würde ich nach gebrauchten Teleskopen der japanischen Marke Vixen schauen. Ab etwa Mitte der 80er bis in die späten 90er wurden von dieser Firma Teleskopsets auf Montierungen herausgebracht, die so solide sind, dass viele davon quasi mit ihren Besitzern alt geworden sind und heute deshalb vermehrt auf dem Gebrauchtmarkt auftauchen. In gutem Zustand würde ich ein solches gebrauchtes Teleskop jedem neuen Billigteleskop vorziehen. Entweder die Spiegelteleskope von 114 bis 150 mm oder Linsenteleskope mit 80 oder 90 mm (letztere vor allem für Mond und Planeten).


    Hier ist mal ein Link dazu

    Vixen New Polaris Parallaktische Montierung Astronomie Teleskop


    Viele Grüße,

    Klaus