Beiträge von Skyscanner im Thema „Skywatcher EQ6 - Sternalignment ohne Polarstern“

    Hallo Stefan


    Sorry für die späte Antwort!


    Ich kenne mich leider weder mit Newtons noch der Planetenfotografie praktisch aus und zu deinen beiden Kameras kann ich auch nichts sagen. Ich hoffe, dass sich da noch Leute mit Erfahrung in diesen Bereichen melden ;)


    Hattest du zwischenzeitlich noch mehr klare Nächte, die du nutzen und geniessen konntest? :)


    Gruss

    Filippo


    p.s.: Übrigens gibt es bei manchen Montierungen die Möglichkeit, den Montierungskopf (also die Steuereinheit) um 180 Grad anders auf das Stativ aufzusetzen. Soweit ich auf deinem ersten Foto sehe, könnte dir beim Einnorden bzw. Blick durch den Polsucher (falls du das noch so machst) das Stativbein in die Quere kommen. Ich hatte das Problem und bemerkte dann, dass ich auf der Stativplatte den „Verbindungszapfen“ zur Montierung herausnehmen und auf der gegenüberliegenden Seite der Stativplatte einsetzen kann, wo es dieselbe Öffnung in der Stativplatte hat. So kann ich zum Einnorden nun auf der Seite des Stativs hinknien, auf der sich die Stativbeine links und rechts von mir befinden :)

    Hallo Stefan!


    Vielen herzlichen Dank für dein Lob! Das ist natürlich sehr erfreulich, wenn du meine Anleitung verständlich und nützlich findest :)


    Als „fortgeschrittener Anfänger“ ging es mir ganz zu Beginn dieses Hobbys hin und wieder so, dass ich Anleitungen las und dachte „ja toll, ich soll dies oder jenes tun, aber wie das genau geht, steht mal wieder nicht… X/^^


    Bin gespannt, wie sehr sich meine Auflistung dann in der Praxis bewährt ;)


    Übrigens kommen mit den tieferen Temperaturen nun auch wieder vermehrt Situationen, in den Linsen gern beschlagen. Also ab in den Einsatz mit den Heizbändern, lieber einmal zuviel / zu früh einsetzen als zu wenig / zu spät! Nichts ärgerlicher, als wenn man erst nach einer Stunde oder nach noch längerer Zeit merkt, dass alles läuft — aber die Linse beschlagen ist! :cursing: ;)


    Deshalb komtrolliere ich alle 15, maximal alle 30 Minuten eine aktuelle Aufnahme auf ihre Qualität (Sterne rund? Linsen taufrei?). Auch ein „kaputtes“ Guiding wäre ärgerlich. Oder ein verpasster Meridian Flip (Meine Montierung bleibt dann einfach stehen).


    Gruss

    Filippo

    Hallo Stefan


    Ok. Ja, dann ist es durchaus möglich oder sogar wahrscheinlich, dass du die EQ6 - bzw. wohl jede andere Montierung auch - jeweils neu kalibrieren muss. Damit meine ich Einnorden und ein Sternealignement durchführen. Ich lasse mich aber gerne eines anderen belehren und bin gespannt, was du dann diesbezüglich zu berichten hast ;)


    Ich versuche dir relativ knapp möglichst zutreffend weiterzuhelfen. Meine Ausgangslage (damit du dir etwa vorstellen und mit deiner Situation vergleichen kannst):


    Montierung: iOptron CEM25P

    Bedienung Montierung: via Handcontroller (kein Laptop)

    Kamera / Teleskop / Brennweite Teleskop: Nikon D7500 (DSLR) / William Optics RedCat / 250 mm

    Autoguiding: Ja, mittels Lacerta MGEN3 (via separates Guiding-Leitrohr, 260mm Brennweite)


    Zu deiner Frage wegen dem Tracking: Deine Montierung dürfte sehr ähnlich funktionieren wie meine. Via Handsteuerbox - wenn alles vorbereitet ist (siehe nachfolgende Auflistung) - aus dem Verzeichnis auswählen, was man anfahren möchte (z.B. Sonnensystem / Planeten oder Ziele aus dem Messier-Katalog, Ziele aus dem NGC-Katalog, usw.). Das Ziel mit Enter bestätigen und die Montierung fährt zum Ziel. Je nach dem wie gut du zuvor die nachfolgenden Punkte der Auflistung abgearbeitet hast, und je nach eingesetzter Brennweite, trifft deine Montierung das Ziel dann mehr oder weniger (punkt)genau. Je grösser die Brennweite, die du einsetzt, desto genauer musst du die nachfolgenden Punkte abarbeiten bzw. desto weniger "Toleranz" kannst du dir leisten, damit deine Montierung das Ziel auch wirklich im ersten Anlauf trifft :)


    Anleitung Einnorden und Sterne-Alignement

    Wenn du dein Material bereit hast, stellst du mal deine Montierung auf. Damit meine ich: Platz aussuchen, Stativ korrekt aufstellen. Nur das Stativ - ohne Montierung, also ohne "Motor"! Dann Folgendes in der aufgeführten Reihenfolge (!):



    • Stativ ungefähr nach Norden ausrichten

    Ich lege dafür ganz simpel mein iPhone auf die flache Fläche / Verbindungsplatte meiner Montierung, worauf ich später den Motor, also die eigentliche Montierung, platziere. Mittels Kompass des iPhone richte ich die Montierung nach Norden aus. Dafür orientiere ich mich am "Verbindungszapfen", der aus der Verbindungsplatte nach oben heraussteht (dieser verbindet später die Montierung mit dem Stativ).

    • Stativ ins Lot bringen

    Noch immer mit dem iPhone auf der flachen Fläche / Verbindungsplatte meiner Montierung starte ich die iPhone-App "Wasserwaage". Damit bringe ich die Montierung ins Lot, stelle sie also waagerecht hin. Wenn ich das Stativ in der einen Ausrichtung des iPhone im Lot habe (z.B. Nord-Süd), drehe ich das iPhone 90 Grad nach rechts, so dass es quer statt längs auf der Fläche liegt. Dann bringe ich das Stativ erneut ins Lot. Das mache ich, bis das Stativ in beiden Achsen des iPhone (also längs und quer) im Lot ist.


    • Montierung auf Stativ aufsetzen

    Jetzt kommt der "Kopf", also die Montierung / der Motor auf das Stativ. Wenn man nicht gerade Matsch als Untergrund hat, sollte dies weder die grobe Einnordung verändern noch das Stativ aus dem Lot bringen. Sicherheitshalber bei der EQ6 einen Blick auf die eingebaute Wasserwaage richten (ich glaube, die hat sowas?).


    • Montierung ungefähr einnorden

    Wichtig: Bis jetzt ist noch keine Kamera und kein Teleskop auf dem Stativ montiert! (das macht es ggf. einfacher)

    Der Nordstern "Polaris" sollte jetzt bereits im Polsucher sichtbar sein.


    Wenn er dies nicht ist: Polhöhe kontrollieren (einzustellende Grad sind = Breitengrad des eigenen Standorts; ggf. ist die angezeichnete Skala an der Montierung nicht ganz korrekt - sich also wegen der Skala nicht verrückt machen lassen!)


    Wenn Polaris aufgrund seitlicher Abweichung nicht im Polsucher ist: Zuerst versuchen, mittels Stellschrauben an der Montierung die Montierung seitlich zu "verschieben" bzw. mechanisch mittels den Schrauben seitlich korrekt auszurichten, bis Polaris im Polsucher erscheint (dabei wird das Stativ nicht bewegt). Reicht die seitliche Toleranz der Stellschrauben nicht aus, um Polaris in den Polsucher zu bringen, muss die Montierung inkl. Stativ manuell verstellt werden. Dann ist aber zu prüfen, ob sich Stativ und Montierung noch immer im Lot befinden!


    • Kamera, Teleskop und sonstiges Equipment montieren

    Jetzt kommt das Teleskop, die Kamera und das restliche Equipment auf die Montierung. Alles anschliessen, inkl. Kabel.

    Kamera und Teleskop mit dem / den Gegengewicht(en) austarieren, so dass keine einseitige Kraft herrscht.


    • Montierung genau einnorden

    Jetzt wird Polaris innerhalb des Polsuchers an seine korrekte Position gebracht: Mittels Zuhilfenahme des Handbuchs oder - einfacher! - einer App fürs Smartphone findet man heraus, wie die Montierung in Höhe und seitlicher bzw. horizontaler Ausrichtung mittels vorgenannter Stellschrauben fein ausgerichtet werden muss, damit Polaris innerhalb des Polsuchers genau auf die aktuell nötige Position zu liegen kommt. Ich benutze dafür die iPhone App "PS Align Pro" in der "Pro Version", weil ich damit - abhängig von meinem exakten Standort und der Uhrzeit - ganz einfach und für genau meinen Polsucher korrekt angezeigt bekomme, wo im Polsucher Polaris genau stehen muss - also auf welchem Kreis (falls dein Polsucher mehrere Kreise eingezeichnet hat) und darauf auf welcher Uhrenposition (z.B. 5 Uhr oder 10 Uhr).

    Es ist wichtig, Polaris genau auf die aktuell gültige Position im Polsucher zu bekommen!


    • Sternealignement durchführen

    Ich führe dann ein 3-Sterne-Alignement durch. Wenn ich vorher alles korrekt gemacht habe, stellt dies kaum ein Problem dar: Meine Montierung schlägt mir - via Handsteuerbox - jeweils mehrere Sterne vor. Sie weiss aber nicht, wie mein Horizont aussieht, also ob z.B. hinter mir ein hohes Haus / Berg steht oder ob vielleicht links von mir der Himmel leider von Wolken verdeckt ist. Bevor ich also einen der vorgeschlagenen Sterne auswähle und die MOntierung diesen anfährt, überprüfe ich mit einer Handy-App (z.B. "SkyView Lite" oder "Stellarium"), ob der vorgeschlagene Stern auch effektiv für mich an meinem Standort sichtbar ist. Wenn ja, bestätige ich den Stern und die Montierung fährt den Stern an. Beim ersten Stern dürfte die Montierung trotzdem noch ein wenig danebenliegen. Das heisst, ich orientiere mich am Nachthimmel (ggf. wieder unter Zuhilfenahme der vorgenannten Apps) wo der zuvor ausgewählte Stern am Himmel ist und wohin meine Montierung (Teleskop) effektiv zeigt. Mittels Handsteuerbox -> Pfeiltasten korrigiere ich die Ausrichtung der Montierung, bis der Stern auf dem Bildschirm meiner Kamera exakt in der Mitte ist (bei der DSLR: LiveView einschalten und - wenn möglich - Gitternetzlinien der Kamera einblenden und den Stern damit exakt in der Mitte positionieren). Dann an der Handsteuerbox das Alignement der Montierung auf den 1. Stern mit OK bestätigen. Dann schlägt die Kamera eine Auswahl von Sternen für den 2. Alignement-Stern vor. Das Vorgehen wiederholen (zuerst schauen, ob der vorgeschlagene Stern am eigenen Standort sichtbar ist), dann mit OK bestätigen, usw.

    Die Abweichugn beim ersten Stern und ggf. auch beim zweiten Stern dürfte noch mehr oder weniger gross sein. Spätestens den dritten Stern sollte die Montierung aber auf Anhieb ziemlich gut treffen.


    • Ziel auswählen, Tracking starten

    Jetzt über die Handsteuerbox das Ziel auswählen, welches man beobachten bzw. fotografieren will. Dafür stehen in der Regel eben über die Handsteuerbox verschiedene Kataloge zur Auswahl (Sonnensystem, Messier-Katalog, NGC, usw.). Ziel auswählen und mit OK bestätigen. War die zuvor getätigte Arbeit gut bis sehr gut, müsste die Montierung nun das Ziel genau treffen. Sobald dies der Fall ist, starte ich das Tracking auf das Ziel mit erneuter Bestätigung an der Handsteuerbox (ich glaube, es heisst was mit Tracking).


    So.... ^^ Das hört sich jetzt nach viiiiieeeel Vorarbeit an. Aber es liest sich mit der Zeit langsamer, als man es ausführt :D



    Meine Fehlerquellen

    Wenn das Sterne-Alignement fehlschlägt, d.h., die Abweichung zum 1. Stern ist (normal) gross, beim zweiten Stern immer noch gross und wenn ich beim 2. Stern "meine" Korrektur der Montierung vorschlage, bricht das Sterne-Alignement mit "fehlgeschlagen" ab, dann waren dies jeweils die Ursachen:

    • Ungenaue Einnordung: Polaris muss sich im Polsucher an der korrekten Stelle befinden! Wenn du nicht gerade nur mit Weitwinkelobjektiv (20 - 30 Millimeter) fotografierst, reicht es nicht aus, wenn sich Polaris einfach irgendwo im Polsucher befindet.
    • falsche GPS-Daten: Die Montierung muss genau wissen, wo sie sich befindet. Ein eingebautes GPS-Modul kann sich täuschen. Es lohnt sich, die genauen GPS-Daten zu ermitteln und diese korrekt einzugeben (Format beachten, es gibt unterschiedliche Darstellungen / Format!). Hilfsmittel: Smartphone App (Genauigkeit der Ortung anzeigen lassen), zuhause ggf. mittels Kartenmaterial / Google Maps die Koordinaten notieren
    • Falsche Uhrzeit: Die Uhrzeit muss an der Handsteuerbox exakt eingegeben werden! Die Montierung nimmt sonst an, die Sterne würden sich an einer anderen Position befinden.
    • Falsche Zeitzone: Du musst korrekt eingeben, in welcher Zeitzone du dich aktuell befindest (UTC+X).
    • Sommerzeit / Winterzeit: Die Einstellung an der Handsteuerbox muss auch diesbezüglich stimmen. Sonst weicht deine Montierung bzw. ihre Ausrichtung um eine Stunde ab. Und in einer Stunde stehen die Sterne ganz woanders! In meiner Montierung heisst diese Einstellung übrigens "DST", was für mich zuerst unklar war. Kommt aber von "Daylight Saving Time" und kennt zwei Werte: Y (yes) oder N (no), also entweder es herrscht jetzt Sommerzeit oder Winterzeit.

    Ich hoffe, das hat geholfen. Wenn du bis hierher gelesen hast, hast du dir eine Mütze Schlaf verdient ^^


    Gruss

    Filippo


    p.s.: Ich hoffe, es hat sich in meiner Schilderung kein Fehler eingeschlichen. Zudem wäre es interessant, Feedback eines Nutzers einer EQ6 zu erhalten, ob das Beschriebene auch für EQ6-Nutzer funktioniert.

    Hallo Stefan


    Vielleicht komme ich später heute dazu, dir ausführlicher (am Pc statt am Handy) zu antworten. Wenn ich dich recht verstanden habe, willst du den Kopf der Montierung - wenn die Säule mal steht - jedesmal wieder abbauen und dann neu aufbauen. Ich nehme an, dass dadurch dann auch jedes Mal ein neues Sternealignement nötig sein wird - das könnte aber sowieso der Fall sein. Ich nehme an, die Montierung merkt sich das Ergebnis des Alignements nicht, wenn man sie ausschaltet und danach wieder einschaltet. Vielleicht können sich das gewisse Montierungen merken. Allerdings würde ich mich nicht darauf verlassen, selbst wenn dies der Fall wäre. Durch eine Demontage und neue Montage bzw. auch bei Wechsel des Equipments können leichte Abweichungen entstehen, welche die Ausrichtung leicht beeinflussen.


    Mit der Übung - vor allem aber bei genauer Einnordung - geht so ein Sternealignement relativ schnell.


    Gruss

    Filippo

    Hallo Stefan


    Nur kurz: Ohne Sternalignement kann deine Montierung das Ziel nicht treffen oder nur ungefähr. Je höher die Brennweite desto genauer muss deine Einnordung sein und desto schwieriger das Sternalignement.


    Für das Sternalignement benutze ich einen Rotpunktsucher, den ich bei Tag auf grosse Distanz parallel zum Teleskop bzw. Kamera ausrichte.


    Gruss

    Filippo

    Hallo Stefan!


    Ok, das ist doch klasse - Dann nehmen wir doch an, es waren effektiv die Plejaden :) Widersprochen hat ja auch niemand ^^


    Ja, das mit diesen Schnellschüssen… :saint: Ich kenne es auch, aber es ist noch nie gut rausgekommen. Bislang bewährt es sich für mich immer noch sehr, noch aufzubauen, wenn es hell ist. Oder maximal am Dämmern. Es braucht einfach Zeit und wenn man vermeintlich im Zeitdruck ist, passieren Fehler, die sonst sicher nicht passiert wären. Auch das Einnorden geht besser, wenn es erst gerade dämmert. Dann kann man schön auf Polaris warten, denn er wird in seiner Himmelsregion als einer der ersten Sterne sichtbar. Das macht es einfacher, als wenn schon dutzende andere Sterne „daneben“ sichtbar sind ;)


    Ich stand heute früh auf und als ich noch ein bisschen Zeit hatte, betrachtete ich draussen die Sterne: Dank klarer Nacht und fast Neumond konnte ich problemlos die Gürtelsterne des Orion sehen. In unmittelbarer Nähe davon war der Orionnebel zu erahnen. Dann weiter hoch am Himmel, Richtung Westen, Aldebaran, und in der Verlängerung davon: Die Plejaden :) Sie waren von blossem Auge als „Fleck“ bzw. Ansammlung von Licht gut zu erkennen :)


    Ich bin zwar erst ganz am Anfang, aber es macht Spass, sich mittel Sternkarte (Papier oder elektronisch) von Stern zu Stern zu Nebel zu hangeln :)


    Gruss

    Filippo

    Hallo Stefan


    Aufgrund der visuellen Grösse (Ausdehnung) am Himmel und der Anordnung der Sterne hätte ich spontan auf die Plejaden getippt. Bin aber ein wenig irritiert wegen der Himmelsrichtung bzw. nicht sicher, ob Nord-Nordost da wirklich dazu passen würde. Die Plejaden hätte ich mehr ostwärts vermutet. Bin gespannt auf andere Meinungen :)


    Gruss

    Filippo