Beiträge von astrometer im Thema „TEC 160 FL f/7; wie gut ist die Optik?“

    Hallo Donadani,


    was Du schreibst deckt sich alles mit meinen Erfahrungen. (siehe auch weiter oben)

    Einzig in einer Sache muss ich Dir in einem Detail widersprechen:

    Ein ADC macht aus meiner Sicht so ab 300fach richtig Sinn und diese Vergrößerungen machen am Planeten dann ab 6" aufwärts richtig Spaß weil ansonsten das Bild gerade an Saturn schon relativ dunkel ist - da sieht man die Dispersion dann ggf. gar nicht so stark. Bei hellem Bild bei 300fach aber deutlich und da ist ein guter ADC Pflicht sonst braucht man sich wegen 95 oder 99% Strehl eh keine Gedanken mehr machen.

    Es geht doch nicht darum, nur die Sichtbarkeit der AD an den Rändern der Planeten zu unterdrücken. Vielmehr sorgt ein Korrektor dafür, dass die gegen einander verschobenen Bilder der einzelnen Wellenlängen generell zur Deckung gebracht werden. Egal, ob die Dispersion am dunklen Saturn zu erkennen ist oder nicht, sie reduziert die Schärfe von Details wie der Cassinischen Teilung oder der Schatten. Selbst wenn man durch Cirren hindurch beobachtet und der Blauanteil des Bildes stark reduziert ist, bringt der Korrektor noch einen Gewinn. Ich wechsle meinen ADC über eine Ringschwalbe aus, je nachdem, ob ich den 180er TEC oder den 130er AP verwende. Ein Gewinn ist auch schon bei 125x zu erkennen, wenn das Seeing nicht absolut chaotisch ist.


    CS, Jörg

    Foto von nem TAK neben nem LZOS und nem AP? Vorausgesetzt alle Bildautoren wissen, was sie da tun, seh ich nix. Niemals.

    Hallo Drehn,


    wenn ein Refraktor quasi nur als Fotoobjektiv genutzt wird, muss er längst nicht so gut sein, als wenn man sich das fokale Bild mit einer starken Lupe anschaut, und nichts anderes ist ja ein Okular. Für die hochvergrößernde Nutzung eines Teleskops gehen die Anforderungen durchaus noch mal zwei Größenordnungen weiter. Beim Astrografen geht es darum, das Licht eines Sterns für alle (gewünschten) Wellenlängen über ein möglichst großes Feld idealerweise in einen Punkt zu bekommen. Beim visuellen Refraktor muss die Auflösung zumindest auf der optischen Achse so gut sein, dass man praktisch die Brennweite auf ein Vielfaches erhöhen kann, ohne dass die Abbildungsqualität einbricht. Letztes geschieht durch Barlow und Co. in der Planetenvideografie bzw. durch Okulare bei der visuellen Beobachtung.

    Über DS-Fotos auf die Qualiät eines Teleskops zu schließen ist also ziemlich witzlos. – Die stark gewachsene Verbreitung der Astrofotografie ist übrigens der Grund, warum es heute so ein breit gefächertes Angebot an kleinen und mittleren Apos gibt. Für das, was die Mehrheit der Kunden erwartet, sind sie bestens geeignet. Sie enttäuschen meist auch nicht völlig, wenn hinten ein Okular reingesteckt wird. Aber beim Vergleich mit echten Premiumgeräten verlieren sie deutlich.


    CS, Jörg

    der ist extrem gut, so gut, dass bei Jupiter kein ADC benötigt wird und es bei > 300x noch knackscharf ist...

    Sorry, aber das ist schlicht und ergreifend falsch. Selbst 100% Strehl setzen die Physik der atmosphärischen Dispersion nicht außer Kraft. Mit einem guten ADC wäre das beschriebene Instrument noch mal viel besser.

    Hallo Marwin,


    nee, Du, von oben herab wollte ich auf keinen Fall rüberkommen. Sorry, wenn das so gewirkt haben sollte.


    Aber jenseits aller Polemik über Firmen, hat das verbreitete Öffnungsfieber eine nicht wegzudiskutierende Kehrseite. Nämlich die, dass große Optiken viel, viel mehr leisten als die Erdatmosphäre erlaubt. Das bedeutet, dass man zwar mit einem 40-, 50- oder eben 105-cm-Teleskop Licht ohne Ende hat, aber leider so gut wie nie so ruhige Luft, dass das Bild wirklich scharf ist. Auf diese Tatsache bezog sich das Wort unvernünftig. Nicht auf die Firma ASA oder Spiegelteleskope ganz allgemein. Ich denke ohnehin, dass beim alten Streit der Spiegel- und Refraktoranhänger immer viel zu wenig beachtet wird, dass Instrumente unterschiedlicher Öffnung verglichen werden. Die kleine Öffnung liefert so gut wie immer das schärfere Bild. Obstruktion ist vor allem im Zusammenhang mit dem Seeing von Nachteil, erst in zweiter Linie wegen des Kontrasts. Doch wenn alle diese Teleskope außerhalb der Atmosphäre genutzt werden könnten, wäre der Unterschied viel weniger auffällig.


    Wie ich in der #10 dieses Threads weiter oben geschrieben habe, halte ich Fluorit-Apos für die universellsten Instrumente, kann mir aber je nach Beobachtungsziel auch andere Lösungen vorstellen, mit denen man nebenbei auch noch finanziell günstiger wegkommt. Das schließt auch günstige Instrumente aus China ein, wo man es inzwischen schon recht gut versteht, stabil eine ordentliche Qualität hinzubekommen. Also bitte, ich vertrete hier kein allein selig machendes Instrumenten-Dogma, sondern teile nur Erfahrungen, die man sich durch den Kopf gehen lassen kann. Entweder, um sie zu berücksichtigen oder um sie zu verwerfen.


    Die Amateurastronomie ist ein so weites Feld, und die Leute, die hier agieren, sind so unterschiedlich in ihren Ansichten, Wertungen und Ansprüchen, dass es keine für alle gültigen Empfehlungen geben kann. Deshalb ist es auch unsinnig, darüber zu streiten. Manche bauen oder kaufen große Teleskope, nutzen sie dann aber nur selten und haben für die Güte ihrer Ausrüstung keine adequaten Beobachtungsergebnisse. Andere begnügen sich mit am Küchentisch zusammengeschusterter Billigtechnik, sind aber jede Nacht draußen, sind leidenschaftliche Beobachter und können viel erzählen. Dazwischen gibt es noch zahllose andere Varianten. Und das alles ist legitim, keine Frage.


    CS, Jörg

    Übrigens, wer nicht bereit ist, zusätzlich in einen guten ADC zu investieren, sollte sich um 90 oder 99% Strehl keine Gedanken machen. Unkorrigierte atmosphärische Dispersion macht auch aus dem besten Teleskop eine Gurke. Aber das ist ein anderes Thema, das ich hier nur anreiße, weil es bei solchen Anschaffungen mit bedacht werden sollte,


    CS, Jörg

    ich kenne Leute, die würden keinen LZOS kleiner 0.97 Strehl kaufen, und die Exemplare mit 0.99 werden einem beim Privatverkauf aus der Hand gerissen oder vom Händler teurer Verkauft :) (eigene Erfahrung), obwohl man die Unterschiede am Himmel visuell nicht bemerkt

    Ja, so issses. Was mehr über die Leute und Händler sagt als über die Teleskope…

    Hallo Peter,


    da ist natürlich was dran. Eine subjektive Komponente gibt es immer. Aber die TEC-Kunden sind doch überdurchschnittlich anspruchsvoll. Und wehe, auch nur zwei davon bekommen unterschwellig irgendwelche Zweifel. Wenn die sich mal treffen und einer von beiden fängt damit an, dann kann das sehr schnell unkontrollierbar werden für so eine kleine Firma. TEC ist ja eine Art Edelmanufaktur. Die leben von ihrem guten Ruf und können sich nichts weniger leisten als qualitative Ausrutscher.


    CS, Jörg

    In meiner unmittelbaren Nachbarschaft gibt es eine "kleine Privatsternwarte" die als Hauptinstrument ein ASA Teleskop mit 1.o5 m Spiegeldurchmesser hat und ich habe zugeschaut, wie ein Kran einen 130er Doppelrefraktor von TEC in die geöffnete Warte zur Montage gehievt hat.

    Hallo Marwin,


    das wundert mich nicht. Wer so unvernünftig ist, in Mitteleuropa ein 105-cm-Teleskop zu betreiben, der braucht zwingend ein großes Bino, um nicht seeingbedingt depressiv zu werden und an der Astronomie zu verzweifeln. Ich will nicht ignorant sein, sicher gibt es Aufgaben für eine so große Lichttonne, aber die liegen doch eher im Profibereich und haben nichts mit ästhetischer Erbauung am Okular zu tun.


    Und dass jemand mit einem so großen ASA keinen Askar oder anderen Chinesen kauft, muss nicht zwangsläufig mit Kenntnissen zusammenhängen. Manche machen das auch, weil sie sich‘s leisten können. Oder, weil sie an einen fähigen Verkäufer geraten sind.


    Mit einem unobstruierten Fluorit-Apo bekommt man einfach den besten Kompromiss zwischen Instrumenteneigenschaften und Beobachtungsbedingungen. Das erlebe ich immer wieder. Klar, wenn es um Videografie geht, kann mein 7-Zöller bei aller Ästhetik der Ergebnisse mit einem C11 oder C14 oder einem 16“-Newton nicht mithalten. Aber beim Durchschauen möchte ich nicht tauschen.


    Es ist einfach so, dass man sich gut überlegen muss, was man machen will und was man ohne Schaden zu nehmen bezahlen kann. Ist mir das Visuelle schnuppe, und ich will hauptsächlich gute Planetenbilder aufnehmen, dann ist ein größeres SC oder ein Newton das Gerät der Wahl. Will ich dagegen Deepsky von einem möglichst dunklen Standort aufnehmen, brauche ich vor allem eine zuverlässig arbeitende, transportable Montierung und ein kleineres, hochgeöffetes Fototeleskop. Wer davon gar nix wissen will und ausschließlich visuell beobachtet, ist mit einem Großbino gut beraten. Aber die universellsten Instrumente sind nach wie vor die hochklassigen Fluorit-Apos.


    CS, Jörg

    Hallo Peter,


    stimmt: Dass TEC keine Testreports herausgibt, ist im ersten Moment befremdlich. Aber Petrunin, der Chef des Unternehmens, ist damit in guter Gesellschaft. Auch Astrophysics handhabt das so, und beide Firmen haben ja einen excellenten Ruf. Zeiss hat das übrigens sehr lange auch so gemacht. Sie haben das erst geändert, als sie nach 1990 mit den APQs verstärkt auf den internationalen Markt gingen.


    Ich habe noch von keiner einzigen „Gurke“ aus dem Hause TEC gehört. Auch bei AP ist mir nichts dergleichen bekannt, wenngleich es doch gewisse Unterschiede zwischen beiden gibt. Mein EDF-S 130 ist zum Beispiel im Kontrast viel weicher als die echten Fluorit-Apos. Er ist ein Spitzengerät, keine Frage, und wenn man sich die Mühe machen würde, die Stehlwerte zu bestimmen, wären sie sehr wahrscheinlich gleichauf. Womit wir zum Sinn von Testprotokollen kommen. Ich behaupte mal, dass die auch missbraucht werden, um bauartbedingte Nachteile zu kaschieren. Eine Apo-Optik kann im Grünen, wo meist gemessen wird, sehr gute Ergebnisse liefern, weil sie sehr genau geschliffen wurde. Aber im gesamten Spektrum und im Zusammenspiel aller Eigenschaften ist sie nur Durchschnitt.


    CS, Jörg

    Hallo Chris,


    Sorgen, dass ein TEC 160 FL nicht Spitze ist, musst Du Dir wirklich nicht machen. Ich habe seit 2008 einen TEC 180 FL und seit 2011 einen TEC 110 FL und habe es trotz des seeehr vielen Geldes keine Sekunde bereut. Es ist einfach so, dass man dann für den Rest seines Lebens Ruhe hat und nicht mehr nach besseren Instrumenten schielen muss. Als einer, der im Osten aufwuchs und dort das Privileg hatte, keine beschaffungsmäßige Alternative zu Zeiss Jena zu haben, kann ich Qualität wirklich einschätzen und behaupte, dass TEC optisch auf dem Niveau von Zeiss ist und mechanisch zeitgemäßer und praxisorientierter.


    Wichtig ist einzig, dass man das Instrument im Winter nicht zu schnell auskühlen lässt. Als ich das noch nicht wusste, hat mein 180er mal in der Ölfügung vorübergehende haarfeine Kanälchen gezeigt. Kleine, helle Linien, vom Fassungsrand ausgehend, die am nächsten Tag wieder weg waren. Also nicht bei unter 0 °C aus dem Warmen nach draußen bringen und sofort mit dem Objektiv auf den Himmel richten. Besser zwei Stunden vorher erst mal im geöffneten Koffer temperieren lassen. Aber keine Angst, es geht dabei nichts kaputt. Und optisch ist selbst der große nach spätestens 30 Minuten auf Hochleistungsniveau, und das auch im Winter.


    Wer viel und ernsthaft beobachtet, Qualität wirklich sieht und die große Ausgabe ohne Kolateralschäden (Beziehungskrise, Verschuldung, Pfändung …) verschmerzen kann, der macht mit einem TEC mit Sicherheit keinen Fehler.


    CS, Jörg