Beiträge von JSchmoll im Thema „Frage zu "Nichtflankenspiel" an einer Ioptron CEM120“

    Hallo Reinhold,


    danke fuer Deinen netten Kommentar. Ohne Drehbank haette ich eine grosse Unterlegscheibe zurechtfeilen muessen, was nateuerlich weniger reproduzierbar gewesen waere.

    Ich vermute, das Spiel ist eine Designschwaeche im Gelenk, das den Schneckenblock in das Schneckenrad schwenkt. Das sind vermutlich die oben von Martin erwaehnten Gelenk-Kugeln. Ich sah keine Moeglichkeit, an diesen Mechanismus einfach heranzukommen. In Deklination (gleicher Mechanismus) ist die Sache spielfrei. Ob das Spiel nun einstellbar ist, weiss ich nicht. Auf jeden Fall ist die Einstellmoeglichkeit sehr versteckt und auch nicht in der (eigentlich sehr guten) Anleitung dokumentiert.


    Die Schneckenwelle hat uebrigens auf der den Klemmknopf gegenueberliegenden Seite einen Plastikpin im Gehaeuse. Wird der entfernt, laesst sich ein Inbusschluessel einfuegen. Dieser greift in eine Schraube auf der Schneckenwelle, und damit laesst sich die Schnecke bei abgeschaltetem Motor haendisch drehen. Im Prinzip liesse sich hierueber ein manueller Trieb bewerkstelligen. Ich habe die Technik benutzt, um waehrend der Flankenspieleinstellung die Leichtgaengigkeit der Schnecke zu ueberpruefen. Im Bild ist das der linke Inbusschluessel. Die anderen beiden dienen der Flankenspieleinstellung laut Anleitung, normalerweise durch die zwei Loecher im Gehaeuse.


    Heute habe ich mich der Montierung angenommen. Nach Entfernen des Rektaszensionsklemmknopfes (Achtung, federgelagerte Kugel! Ich habe sie aber wiedergefunden ...) mass ich aus, dass ein Ring mit 2.9mm Dicke und 25mm Innendurchmesser als Abstimmblech erspriesslich sein sollte.


    Also erstmal aus einem Messing-Rundling 25 mm ausgebohrt und die Vorderseite plan gedreht:



    Dann 3mm markiert und mit einem Dreiecksmeissel angefangen, abzudrehen. Das dreieckige Werkzeug erschien mir praeziser zu sein als ein Trennmeissel.



    Ab und zu nachmessend, habe ich die 3mm abgedreht. Es sollten ja spaeter 2.9mm werden, aber ich wollte nicht uebers Ziel hinaus schiessen. Der Bohrer dient zum "Abfangen" des Ringes, sodass dieser nicht ins Maschinenbett schiesst.



    Es wird spannend ...



    Und ab!



    Schnell entgratet und versucht, zwischen die Luecke zwischen Aussengehaeuse und Schneckenblock zu kommen. Erwartungsgemaess zu gross. Nun kam eine volle Stunde des Feintunings, um den Ring Hundertstel fuer Hundertstel gerade genau richtig hinzubekommen. Hierzu spannte ich ein kleines Drehfutter in das grosse Drehfutter, damit ich den kleinen Ring einspannen und bearbeiten konnte. Alle Dreharbeiten erfolgten uebrigens bei 330 Umdrehungen pro Minute.



    Nach einer gefuehlten Ewigkeit und Auspannen, Einschiebeversuch und Einspannen wurde klar, dass die Luecke nicht ganz parallel ist, sondern sich nach unten verjuengt. So war der Ring zum Schluss 2.72mm duenn, bevor er sich in Position bringen liess.



    Doch die Qual hat sich gelohnt: Das Spiel von 0.2mm ist komplett weg, und zusammen mit dem wegjustierten Flankenspiel ruckelt jetzt gar nichts mehr. Der Motor zieht das alles locker weg, und das auch bei starker Imbalanz wie z.B. im Test ohne Gegengewichtsachse, die die Unwucht der Montierung ausgleicht. Damit ist die Montierung nun spielfrei, und der Besitzer sollte seinen Spass damit haben.


    Hi Reinhold,

    ich wollte eigentlich "Shim" schreiben, aber ich kenne das deutsche Wort dafuer nicht. Gibt es das? Im Notfall werde ich diesen Weg gehen. Ich hoffe aber noch, dass es irgendwo eine Einstellung dafuer gibt.


    Hi Martin - da hast Du ja wirklich Pech gehabt mit der Montierung. Aber gut, dass Du Dir helfen konntest und nach den Tuningmassnahmen alles passt. Das mache ich auch sehr oft, nicht nur bei Fernostprodukten. So ist beispielsweise bald mein 14" Meade SCT an der Reihe, den Spiegel besser stabilisiert zu bekommen - der driftet naemlich noch trotz "mirror lock".

    Danke, Martin und Gert. Ich muss mal schauen, ob der Aufbau bei der 120er aehnlich ist wie bei der kleinen CEM25P.


    Gert, ich habe auch mal "Chinese Equatorial Mount" irgendwo gelesen. Wobei das asymmetrische Design, so das Gegengewicht nicht an der Deklinationsachse ist, nicht neu ist. Beispielsweise bauten Boller&Chivens oder Grubb-Parsons Forschungsteleskope mit solchen versetzten Gegengewichten. Warum das Achsenkreuz im Schwerpunkt Vorteile hat, ist mir nicht klar. Die Knicksaeule zum Beispiel als anderes Extrem hat den eklatanten Vorteil der Totpunktfreiheit, was ich hier nicht erkennen kann.

    Hallo allerseits,



    ich habe gerade eine Ioptron CEM120 zuhause, die ich fuer einen Kumpel warte. Nicht viel zu warten, nur das Flankenspiel in RA war offensichtlich. So justierte ich es raus. Allerdings ruckelt die geklemmte Achse immer noch, und ich fand heraus, dass das an einer Verschiebung des gesamten Schneckenblocks liegt. Ich habe das im Bild unten mal versucht, anzudeuten. Beim Bewegen der geklemmten Achse ruckelt das ganze silberne Gehaeuse (das sich ja mit einem Drehknopf mit der Schnecke aus dem Schneckenrad kippen laesst) um insgesamt 0.2mm.


    In Deklination existiert dieses Spiel nicht. Die Anleitung schweigt sich darueber aus, und auch sind keine Schrauben zu finden, die darauf hindeuten, dass dieses Spiel einzustellen ist. Ich koennte natuerlich eine Platte anfertigen, die ich in die Luecke zwischen den Schneckenblock und der Gehaeusewand klemme. Aber elegant ist was Anderes. Darum: Gibt es hier im Astrotreff Erfahrungen mit diesem Problem?


    Uebrigens das erste Mal, dass ich eine CEM auf dem OP-Tisch habe. Die Verarbeitung ist ueberzeugend, auch wenn ich die Bauform etwas eigenwillig finde (kaum Meridianueberlapp, Umschlagen zeitnah zur Kulmination notwendig).