Beiträge von astrometer im Thema „Second First Light nach langer Optimierungszeit“

    Hallo Micha,


    ich muss Deine Aussagen zur Seeingprognose von Meteoblue und zum Auflösungsvermögen mal ein bisschen relativieren. Zum einen, was diese Prognosen betrifft, zum anderen in Hinblick auf Deine Erwartungen an eine der Theorie nahekommende Abbildung mit 18“ Öffnung.


    Erstmal zur Seeingprognose. Ich nutze sie seit vielen Jahren, nehme sie in meine Beobachtungsprotokolle auf und vergleiche sie mit meinem durch 50 Jahre Erfahrung halbwegs gesicherten subjektiven Eindruck. Fazit: Nur etwa die Hälfte dieser Prognosen stimmt einigermaßen, oft liegen sie aber auch völlig daneben.

    Die angegebenen Bogensekundenwerte mit der visuell erreichbaren Auflösung gleichzusetzen, ist falsch und zu pessimistisch. Diese Werte können als Orientierung für langbelichtete Deep-Sky-Aufnahmen dienen. Im Gegensatz dazu taugen unsere Augen für lucky imaging. Das heißt, wie eine Videokamera nehmen die kurzen Momente wahr, in denen die Luftunruhe viel besser ist als der Mittelwert. Und wenn unser Hirn darauf trainiert ist, baut es daraus eine detaillierte Wahrnehmung. Diese Art von natürlicher Bildverarbeitung ist um so anspruchsvoller, je größer die Instrumentenöffnung ist. Denn mit 18“ hast Du vielleicht in zehn Jahren eine Nacht, in der Dein Instrument seinen optischen Grenzen nahekommt. Und das auch nur, wenn Dein Beobachtungsplatz richtig gut ist und Du wirklich häufig beobachtest.


    Von den praktischen Eindrücken einer Nacht auf die optische Qualität (nicht die Exaktheit der Justierung!) eines 18-Zöllers zu schließen, ist aus meiner Sicht nahezu unmöglich. Eigentlich hilft da nur eine genaue Vermessung des gesamten Systems. Dann hat man zumindest die Gewissheit, dass es nicht am Instrument liegt, wenn man keine ordentlichen Beugungsscheibchen und -ringe zu sehen bekommt.


    Bei 18“ schlägt übrigens auch die atmosphärische Dispersion viel härter zu als bei einem kleineren Rohr. Selbst wenn so ein großes Instrument auf der optischen Bank an die 100% Strehl hat, sind es dispersionsbedingt in 20° Höhe nur noch um die 50%.


    Visuell besteht der Sinn größer Spiegel vor allem in der Wahrnehmung lichtschwacher Objekte. Deutlich höher aufgelöste Bilder zu sehen, ist dagegen ein sehr seltener Glücksumstand.


    Wenn Du wissen willst, was Dein Instrument taugt, dann suche jemanden, der etwas ähnlich großes mit bekannter optischer Qualität hat. Ein Side-by-side-Vergleich bringt am Ende mehr Erkenntnisse als teure Labormessungen.


    CS, Jörg