Servus David,
das stimmt generell. Abhängig von der Brennweite kannst du auch mit einer azimutalen Montierung, die nachführt, Astrofotos über viele entsprechend kurz belichtete Aufnahmen machen. Ist die Belichtungszeit kurz genug, dann kann trotz Bildfelddrehung das Stackingprogramm die Bilder passend übereinanderlegen. Je kleiner die Brennweite, umso länger kann man belichten (und umso ungenauer kann die Nachführung sein).
Du findest hier auch viele Beispiele von Ultrakurzzeitbelichtern, die z.B. 60.000 × 0,25 Sekunden belichten und das mit einem Dobson hinbekommen. Durch die kurze Belichtungszeit reicht eine grobe Nachführung. Dafür braucht man dann halt entsprechende Rechen- und Speicherleistung beim PC, der die Datenmenge bewältigen muss. Die Fotos sind, was die Auflösung angeht, teils mehr als genial (Lucky Imaging ist das Stichwort, falls du suchen willst).
Mit einer azimutalen Montierung und Nachführung bist du halt auch limitiert, was die Belichtungsdauer angeht. Du musst halt viele, kurz belichtete Fotos stacken, dafür hast du in Sachen Montierung mehr Spielraum. Und ja, EAA nutzt auch genau das aus (hatte ich oben schonmal beschrieben, auch was die Bildfelddrehung angeht). Mira hat also nur zum Teil recht. Aber nicht jeder möchte mit sehr vielen Einzelbildern arbeiten müssen. Daher ist eine parallaktische Montierung für die meisten noch immer "state of the art" (ich habe auch eine).
Vorteil der parallaktischen Montierung: du bist völlig frei, ob du Kurzzeit- oder Langzeitbelichtungen machen willst.
Nachteile der parallaktischen Montierung: wenn sie was taugen soll, kostet sie ne ganze Stange Geld; sie muss auber eingenordet werden, da sie sonst nicht sauber nachführt, was man ja aber will, denn wofür kauft man sich das dann?
Vorteile der azimutalen Montierung: schnell und einfach aufzubauen; günstig in der Anschaffung; einmal richtig eingerichtet (siehe bei Nachteilen), sann sehr schnell als grab & go immer wieder benutzbar (wie ein Smart Telescope)
Nachteile der azimutalen Montierung: willst du automatisiert Fotos mit Nachführung aufnehmen, musst du Platesolving anwenden und kannst nur relativ kurz belichten, da trotz Nachführung die Bildfelddrehung deine maximale Belichtungszeit limitiert; Langwierige Startphase, bis alles passt, das Platesolving automatisiert abläuft (etc.), dann aber ein automatisiertes System (siehe bei Vorteile).
Ob du dann EAA machst und live zuschaust, wie das Bild gestackt wird oder ob du später vom PC daheim stacken lässt (Astrofotografie im engen Sinn) ist im Prinzip egal. EAA-Puristen wollen halt nichts nachbearbeiten, sondern "nur" live gucken, Astrofotografen, die sich von EAA abheben wollen, bearbeiten halt teils stundenlang nach. Das alles ändert aber nicht am Datensammeln per Teleskop und Kamera an sich.
Mir persönlich würde das Hobby aber viel weniger Freude bereiten, wenn ich nur Fotos machen würde (oder nur EAA und dann am, Bildschirm schaue), denn ich genieße auch den direkten, visuellen Blick ins Teleskop. Das ist ein ganz eigenes Erlebnis. Deshalb habe ich für mich entschieden, keine kleinbrennweitige Optik mit kleiner Öffnung zu nutzen, sondern mir einen 8-Zöller zu leisten. Und wegen der Fotos, diue ich dennoch machen will, keinen Dobson, sondern den 8-Zöller parallaktisch montiert. Das kostet aber eben deutlich mehr als dein Budget hergibt. Ich persönlich hätte mich mit einem kleineren Budget vermutlich für einen Dobson entscheiden und wäre dann nur visuell unterwegs. Das muss aber jeder für sich selber entscheiden. Für Viele ist das reine Fotografieren die Erfüllung...
Liebe Grüße,
Christoph
P.S.: bezieht sich alles auf Beitrag #17 und frühere. Die anderen wurden verfasst, während ich vor mich hin getippselt habe