Beiträge von Lucifugus im Thema „Skywatcher Dobson Teleskop N 254/1200 was kann ich von dem Teleskop erwarten“

    Meine Frage was kann ich denn von dem Dobson erwarten hauptsächlich Visuell, bei DS wird wohl nicht viel gehen so wie Foto Technisch da keine Nachführung.

    Servus Ceule,


    du darfst visuelles Beobachten nicht wirklich mit Fotos vergleichen – das ist wie Äpfel und Birnen. Auf Fotos sammelt man ja lange Zeit Licht, die Objekte werden dadurch farbig, sehr hell und sehr kontrastreich abgebildet. Vergleichet man unter diesem Aspekt Fotos eines Vierzöllers mit dem visuellen Einblick in einen 20-Zöller, wäre man möglicherweise selbst vom 20-Zöller enttäuscht.


    Der große Vorteil des visuellen Beobachtens ist aber, dass man direkt, sofort, live Objekte sieht. Dann kommt das Erlebnis dazu, wenn man sich genug Zeit lässt, plötzlich Strukturen zu erkennen, die beim ersten Hinsehen unsichtbar waren. Beispiel Sternhaufen – man hat vorher vielleicht noch kurz in die Karte gesehen, trotz Rotlicht ist man nicht mehr ganz so empfindlich, vielleicht stört generell irgendwelches Licht... dann schaut man ins Teleskop (z. B. mit einem dunklen Tuch, um jetzt durch nichts mehr geblendet zu werden) und man erlebt live mit, wie das Auge immer mehr Rhodopsin regenriert, man lichtempfindlicher wird und plötzlich immer mehr feinste Sternchen auftauchen. Dann indirektes Sehen vs. direktes Sehen – was da plötzlich zu sehen und/oder zu erahnen ist... Es hat seinen ganz eigenen Reiz, wenn man sich drauf einlässt.


    Viele hier machen offenbar nur das eine oder das andere. Dabei hat beides seinen Reiz. Und je mehr man beobachtet, umso mehr lernt man, auch sehr schwache, kontrastarme Strukturen zu sehen und zu erkennen. Ich bin immer wieder erstaunt, was ich aus meinem 8-Zöller visuell rausholen kann. Vielleicht kann man es auch so zusammenfassen: Hickson 44 (die bekannte Galaxien-Vierergruppe) kann quasi jeder fotografieren. Man braucht halt die Nachführung, macht viele Einzelfotos, lässt die vom PC stacken – eh violá, da sind die vier. Mitsamt Spiralarmen (die schwächste ist eine Balkenspirale mit zwei Armen). Schön ja. Für einen selber spannend: sicherlich auch ja. Schwierig? Ist relativ. Wie gesagt, viele Fotos, PC macht den Rest... Aber alle vier live "selber" zu sehen... Der lange kampf, mit einem mittleren Teleskop alle vier zu haben und nicht nur drei in einer Reihe... dann die Frage, ob die vierte, die man zu sehen meint, reproduzierbar ist... Und dann am Ende sicher zu sein... Das ist außergewöhnlich als Erlebnis (finde ich). Solltest du mal Hickson 44 mit deinem 10-Zöller probieren wollen, wünsche ich viel Erfolg. Mit 8 Zoll geht es, kann ich bestätigen, aber sehr schwierig. Und ist die Nacht nicht ideal, dann kann es auch mit einem 16-Zöller mal nicht klappen (habe ich selber auch schon erlebt, dass die vierte sich partout geweigert hat trotz der wirklich schönen Öffnung). Per Foto geht es aber auch mit einer sehr kleinen Öffnung. Und irgendwie immer, wenn man lang genug belichtet.


    Ich persönlich liebe es, Fotos zu machen, diese auszuwerten, hier in die Tiefe zu gehen. Ich liebe aber genauso die ruhigen Nächte, in denen ich visuell mit einem Objekt kämpfe oder ich visuell einfach nur die Schönheit eines funkelnden Kugelsternhaufens bewundere und ein Bissewrl Sight Seeing betreibe.


    Und von wegen bei DS wird nicht so viel gehen... Ich selber schaue mit nur sehr selten Planeten an. Ja, Jupiter oder Saturn sind nett, keine Frage. Ich finde Deep Sky-Objekte aber viel viel spannender. Ist Geschmackssache. Würde visuell bei DS nicht viel gehen, hätte ich da ein sehr schräges Hobby, DS-Objekte visuell anzusehen.


    Ich würde dir raten, einfach mal Beobachtungsberichte durchzulesen. Hier im Forum oder bei faint-fuzzies.de oder den Freunden der Nacht oder anderen Webseiten, auf denen du Beobachtungsberichte mit diversen Öffnungen nachlesen kannst. Dann kannst du abschätzen, was du möglicherweise (bei deinem Himmel) erwarten kannst. Vergleichst du aber Fotos mit dem Anblick live im Teleskop wirst du erstmal nur enttäuscht sein und wirst von dem "Funken der Erkenntnis", wie cool visuelles Beobachten sein kannst, verfehlt.


    Liebe Grüße und viel Spaß mit deinem 10-Zöller,

    Christoph


    P.S.: Die Fotoreihe in deiner Signatur ist natürlich deine Sache und geht mich eigentlich nichts an. Ich finde sowas aber auch unnötig und überladen. Meine Geräte schreibe ich auch in die Signatur, ja, zugegeben. Aber nicht, um damit anzugeben, sondern damit ich bei Beobachtungsberichten einfach auf "meinen 8-Zöller" verweisen kann und nicht immer genau schreiben muss, welches Equipment zu den Berichten und/oder Fotos gehört. Sprich aus Faulheit. Fotos vom Equipment wären mir da zu protzig (auch wenn andere über einen 8-Zöller vielleicht schmunzlen). ;)