Beiträge von PeterSurma im Thema „Was läuft falsch? Bilder immer rauschig, farblos, matt und irgendwie 'unscharf'“

    Hi,


    Eigentlich sehen Deine Bilder doch recht gut aus ! - Aber vielleicht ist hier - sorry, nicht persönlich ! - Dein Anspruch hier auch etwas hoch ? Auch in Relation zu Deinem Aufwand und zu Deinem Equipment... D.h. relativ zu Deinem Equipment sieht das doch sehr gut aus ! Dass man Mängel ausmerzen will, ist natürlich ok...


    Daher ein paar Bemerkungen:

    - Bilder rauschen (statistisch) immer, weil sie ja von Messinstrumenten (Cam) erzeugt werden, die Frage ist wie stark das (statistische) Rauschen ist

    - Bilder können auch systematisch 'rauschen' (=physikalisch falscher Ausdruck!), d.h. sie werden durch systematische Fehler (jenseits der Statistik) verfälscht

    - Wenn man hervorragende, rauscharme Bilder haben will, muss man also die systmatischen Fehler alle kontrollieren/runterdrücken (alle Effekte messen und richtig (!) aus-reduzieren) und die statistischen Fehler runterdrücken (viele Aufnahmen, lange Belichtungszeit, optimale Camera mit minimalem Rauschen). Danach kann man natürlich noch mit schlauen Tools filtern (Wavelet etc).

    - Wenn ein Dark-Bild abgezogen wird vom Rohbild, dann steigt natürlich das statistische Rauschen des Endresultats, weil beide Bilder ja Rauschen enthalten (quadratische Fehlerfortpflanzung).
    Objekt O = Rohbild R - Dark D --> Delta O = SQRT( DeltaR**2 + DeltaD**2)

    - Darkabzug und Flatfielddivisionen sind streng genommen keine KALIBRATION, sondern Teil der Standard-Bildreduktion. Kalibration ist eigentlich (physikalisch) der Anschluss von Messungen (mit Messinstrumenten wie z.B. eine CCD/DSLR-Cam) an Eichquellen, also das Aufnahmen von Eichsternen, damit aus den gemessenen Zählraten auf dem Chip auf die Anzahl der Photonen/sec (Fluss) geschlossen werden kann. Wenn man das in mehren Filtern macht, kann man auch die 'Farben' genau messen (Farbe = Verhältnis von Fluss in einem Filter gegenüber anderem Filter).


    - Fokussierung: auf Pixel-ebene die Sterne ansehen und Gauss-Funktionen einfitten (FWHM der Stern-Abbildungen messen), dann sieht man auch ob die Sterne alle gleich unscharf sind (Fehlfokussierung oder Seeing oder Oversampling) oder ob sie ungleichmassig unscharf sind (Koma im Feld ansteigend nach aussen, Bildfeldneigung,... ). Ein Justierlaser wäre vielleicht mal eine gute Investition, WENN das überhaupt das Problem ist. Ein Newton kann schon hin und wieder mal dejustieren (wenn schonend behandelt und stabil gebaut aber auch recht solide sein in der Justage). Oder eben am Stern justieren... (billiger, genausogut denke ich).

    - ein f/5 Newton braucht eigentlich schon einen Komakorrektor (f/4 wäre natürlich schlimmer, kommt natürlich auch auf die Chipgrösse an, Crop ist weniger empfindlich als Vollformat, klar). Aber es geht eben auch so (wenn man NICHT auf Perfektion aus ist, die dann eben auch TEUER ist). TEUER in Aufwand und Geldausgaben. Der bessere Weg ist also nicht von der Pefektion auszugehen, sondern zu sehen wie gut man mit seinem Equipment werden kann...

    - Wenn Deine Montierung nicht (relativ) genau im 'Gleichgewicht' ist (Drehmomente durch einseitige Gewichte), dann ist das sowieso schlecht. Bei ausgekuppelter Nachführung (frei beweglich mit der Hand) sollte das Teleskop mit allem Equipment dran in der Waage stehen bleiben. Wenn nicht: Zusatz-Gewichte zum Ausbalancieren ! Natürlich macht jedes zusätzliche Kabel und jedes etwas grössere Gewichtlein das ganze zunichte --> Verschiebbares Zusatzgewicht ! (auf Delta-Achse) Evtl auch axial entlang des Teleskops -> Balance in Delta.

    - Farben von Astroobjekte sind i.a. nicht so knallig. Man kann das natürlich hochjubeln (Farbsättigung stimmts ?) für 'pretty Pictures' (und manche Astrofoto-Experten tun das auch). Ist eine Geschmacksfrage, ein Stück weit. Wenn man streng physikalisch richtig sein will ist das aufwendig. --> Für genaue Farbbalance musst Du Eichquellen aufnehmen (ich schätze Eichsterne vom Typ A0 wie Wega, oder wie die Sonne G2V, o.ä. musste mal die Foto-Experten fragen, bzw. Eichquellen aufnehmen und dann die Farben entsprechend passend manipulieren).

    - Du hast eine Canon 2000D, also solltest Du nicht Bilder wie mit einer 15000 Euro CCD Vollformat Cam erwarten. Astrofoto ist ein extrem teures Hobby, es ist gut wenn man angesichts seiner Ergebnisse bescheiden bleibt, sonst fliegt da Geld raus noch und nöcher ... für ein paar schöne Fotos... Will man sich das leisten ? Für was ? Natürlich liefert die Industrie gerne jedem von uns beliebig teures Equipment... :)

    - Bei der Bilddarstellung (Photoshop finishing) kann man auch noch einiges richtig/falsch machen, also Schwarzpunkt richtig setzen, evtl Grauwert des Himmels richtig setzen, Gradationskurve manipulieren. Z.B. hier: https://www.astropix.com/


    - Insgesamt ist Astrofotografie insgesamt leider eben: stark störungsanfällig, mühselig und teuer (alles Gründe warum ich eher zur visuellen Beobachtung neige :-).


    Schöne Grüsse,

    Peter