Hallo Jürgen, jeis111
Ich bin quasi nur per EAA unterwegs und will gerne mit meinem Wissen helfen. Leider kann ich Dir zu dem "Frauenhofer" nichts sagen, da ich ein Newton-ianer bin. Aber da Du Dich ja schon gut informiert hast, wirst Du alles nötige im Zusammenhang mit der Montierung, Hebel und Gewicht überprüft und eingeschätzt haben. Aber mit f/6 geht schon was, wenn auch am Ende vor allem die Spiegelgröße, ähemmm die Öffnung entscheidend ist. Ich selbst arbeite mit einem f/5 130 PDS Skywatcher und einem 130mm Spiegel. Aber für mehr Öffnung, welche allerdings immer empfehlenswert wäre, drehst Du alle Schrauben weiter, Montierung und Co. . Ich bin halt kein Freund der Linsen, aber ich will Dir deshalb das APO nicht ausreden.
Ich würde mir aber die Kamera ASI485MC (2,9µm - 3840x2196 Pixel - Fullwell 13000 E) noch mal überlegen. Ich hatte die ASI183MC (2,4µm - 5496x 3672 Pixel - Fullwell 15000E ), das ist eine ähnliche Kamera mit ähnlich aber noch kleineren Pixel, etwas größerer Datenmenge und einer ähnlichen Empfindlichkeit wie die ASI485MC. Ich bin dann auf eine ASI294MC (4,6 µm - 4144x2822 - Fullwell 63700 E ) ungekühlt gewechselt und der Unterschied wegen der mehr als vierfachen Empfindlichkeit (Fullwell) war dramatisch. Ich würde Dir dringend zu der empfindlicheren Kamera ASI294MC raten.
Was ich in jeden Fall holen würde, ist der ASI EAF damit ist für Dich das Thema scharfstellen einfach erledigt. Du fährst grob die Dir bekannte ungefähre Fokusposition an, ein MAL dann auf AF (AutoFokus) gedrückt und der EAF findet den perfekten Fokuspunkt. Einfach so. Ohne rumgewackle mit Bahtinov-Maske.
Du schreibst, dass Du eventuell auf ASIPRO gehen möchtest. Ich arbeite mit Sharpcap auf einem Windows Laptop und das funktioniert einfach nur genial gut. Es gibt einige EAA-ler die aber mit ASIPRO arbeiten und sehr zufrieden sind. Allgemein habe ich den Eindruck mit Sharpcap geht alles genauso wie mit ASIPRO aber auch noch viel mehr. Ist auch Ansichtssache. Der Einstieg ist mit ASIPRO vermutlich einfacher.
Eine azimutale Montierung ist perfekt für EAA. Ich selbst verwende eine Celestron Nexstar mit Starsense AutoAlignement, welches ich trotz Platesolving nicht missen möchte. Hier habe ich mein EAA Newton Setup vorgestellt. Und hier findest Du bei CloudyNights meine Bildergalerie mit Fotos die ich damit gemacht habe.
Das EAA Setup betreibe ich zusammen mit meiner Frau und für uns ist der Spaß und das Ziel die Live-Beobachtung und nicht das perfekte Bild. Auch wenn das viele oft nicht und falsch verstehen. So gesehen bist Du auf dem perfekten Weg. Das Bild am Ende ist quasi nur das Souvenir an eine schöne Beobachtungsnacht.
Es macht uns unbändig Spaß laufend während der Beobachtung an den Einstellungen zu feilen und diese zu optimieren. Wir nehmen uns fast immer nur ein oder wenige Objekte für eine Nacht vor und es macht viel Freude auch mal eine Stunde oder zwei dem immer besser werdenden Ergebnis zu zuschauen.
Ich kann keine perfekten Astrofoto bieten, aber vielleicht können ZweiflerInnen sich trotzdem an den folgenden Aufnahmen erfreuen und die Fotos Dir bestätigten, dass Du mit Deinem EAA Setup auf dem richtigen Weg zu einer neuen Art der Astronomie-Beobachtung bist.
Die folgenden Fotos sind jeweils das finale gestackte Fotos ohne eine weitere Bearbeitung welches zum Ende der Beobachtung 1:1 - "as seen" abgespeichert wurde. Also quasi die CN geeignete Varianten.
Wir konnten vor ein paar Tagen zum zweiten oder dritten Mal M1 beobachten. In dieser Nacht konnten wir den Krebsnebel in einer bisher nie erreichten Qualität aufnehmen. Unsere Lernkurve ist immer noch sehr steil und natürlich ist auch das Seeing nicht immer das gleiche. Aber so fein durchgezeichnet hatten wir den Krebsnebel noch nie selbst gesehen.
- Teleskop: Skywatcher 130 PDS, 650 mm, 5", f/5
- Mount: Celestron Nextstar
- Camera: ZWO ASI 294MC
- Total time: 4480 s | Frames: 560| 8s | Gain: 300
- Data: 4144 x 2822 pixel
- Darks: Sharpcap 4.0 PRO
- Flats: Sharpcap 4.0 PRO
- Optic: APM 1,5x Barlow, 975 mm, f/7.5
- Filter: none
- Date: 2022-02-27 | Time: 21:47 UTC | Outdoor: 4,5 °C
An diesem Foto siehst Du auch gut den Einfluss der Bildfeldrotation und dass ein größerer Sensor da natürlich auch hilfreich ist.
Und in dem Foto ist etwas besonderes, man kann sogar den Pulsar im M1 erkennen wenn man ganz genau hinschaut.
Und um vielleicht Dir und anderen noch mehr Lust auf diese unkomplizierte und wenig aufwändige Art der fotografisch unterstützend Beobachtung zu machen, mein aktuelles Bild vom Rosettennebel.
- Teleskop: Skywatcher 130 PDS, 650 mm, 5", f/5
- Mount: Celestron Nextstar
- Camera: ZWO ASI 294MC
- Total time: 5424 s | Frames: 678| 8s | Gain: 400
- Data: 4144 x 2822 pixel
- Darks: Sharpcap 4.0 PRO
- Flats: Sharpcap 4.0 PRO
- Optic: Baader MK-III Coma Corrector
- Filter: Altair Quad Band
- Date: 2022-03-01 | Time: 22:06 UTC | Outdoor: 3,3 °C
Da hat jetzt die Bildfeldrotation tatsächlich einiges vom Nebel weggefressen. Das kann man nur mit einer kürzeren Brennweite oder einen größeren Sensor auffangen. Oder auch mit eine EQ Montierung. Aber für eine EQ Montierung ist mir der Initial-Zeitaufwand für Einnordung und Polar-Alignement einfach zu hoch. Mein EAA-Setup ist in längstens vier Minuten, ab in den Garten stellen, betriebsbereit. Das bedeutet die Montierung ist danach vollautomatisch ein- und ausgerichtet und die Kamera ist im Fokus und ich kann per Stellarium, das erste Objekt des Abends anfahren.
Wenn Du noch Fragen hast, will ich gerne helfen. Viele Grüße - MünchenBeiNacht - Ewald