Beiträge von MünchenBeiNacht im Thema „Welches Teleskop für Einsteiger“

    Hallo Forum!


    Ich bin der typische EAAler und einer der auch seinen 10" f/5 Dobson samt EQ Plattform genauso gerne benutzt und aufbaut. Der Dobson hat zusammen mit der EQ Plattform sein dauerhaftes Zuhause in meinem Firmenlieferwagen. Ich muss mich also nur ins Fahrzeug setzen um zu meinem Beobachtungsplatz im Süden von München zu fahren. Ich brauche gut 30 Minuten um zu einen für Münchner Stadt Verhältnisse perfekten Bortle 4 Platz zu kommen. Dort kann ich die Milchstraße über mir genießen und perfekte Astronächte verbringen. Meine Frau und ich lieben es. Mit dem Dobson genießen wir mit viel Hingabe stundenlang Mond, Planeten, Doppelsterne und Sternhaufen. Und auch mein Dobson hat eine Starsense Navigation per Smartphone.


    Mit meinem EAA Setup bin ich Zuhause in vier Minuten einsatzbereit, und kann bei Bortle 5 alle Arten von Deep Sky Objekten wie Nebel, Galaxien etc. in Farbe genießen. Aber auch Mond und Planeten wenn es sie mal wieder zu sehen gibt.


    Für mich und meine Frau ist es ein großer Spaß wie zum Beispiel gestern IC410 zu entdecken ...



    ... und im Laufe der fast sechzig Minuten Beobachtung herauszufinden warum der Nebel auch Kaulquappen Nebel heißt etwas ganz besonderes. Unser EAA Ziel ist es nicht möglichst viele Objekte an einem Abend zu sammeln, sondern jedes einzelne Objekt im Detail kennen zu lernen und in einer Art und Weise zu sehen wie es nie und nimmer mit visueller Astronomie möglich ist. Vor allem in Farbe! Mit welchen Newton könnte ich die Kaulquappe im Nebel ernsthaft finden?


    (Dass ich beim IC410 beim erstellen des Flats einen Fehler gemacht habe und deshalb auch für EAA Ansprüche ein nur dürftiges Souvenir dieses Abends abspeichern konnte, ist für uns nicht schlimm, sondern nur Ansporn es das nächste Mal besser zu machen.)


    Für uns ist EAA ein Ausgleich für unsere anstrengende Arbeit. Nur ist die Freizeit wie bei Vielen eng bemessen und in den wenigen Nächten an denen es klaren Himmel und keinen Vollmond hat, will ich keine Zeit für unnütze Dinge verschwenden. Als technik-affiner Mensch kann ich nicht verstehen, warum soll ich mich aus welchem Veständnis heraus auch immer ohne Goto stundenlang mühen ein Objekt erst schwierigst zu lokalisieren, dann nicht sicher sein, ob es wirklich das richtige ist und dann visuell ohne elektronische Unterstützung etwas in mausgrau mit wenig Kontrast ausschließlich nur erahnen zu können.


    Ich finde es schon wichtig, dass einem Anfänger bewusst ist, dass er mit welchem Teleskop er auch immer visuell ins Universum schaut, er ausschließlich das Weltall nur in S/W erkunden kann. Dass er ohne moderner Goto-Technik sich jedes Objekt erst mühsam erkämpfen muss, um dann oft nicht sicher zu sein ob er es überhaupt gefunden hat und häufig eine ganze Nacht auch gar kein einziges Erfolgserlebnis haben wird. Viele geschätzte KollegInnen hier aus dem Forum mit viel Astro- und Lebenserfahrung mögen darüber schmunzeln oder über Goto lästern. Für Euch ist es natürlich ein leichtes viele oder auch jedes Objekt mit minimalen Zeitaufwand umgehend finden zu können, Dafür habe ich großen Respekt. Aber warum sollte dies heute in 2022 jemand ernsthaft noch erlernen und tun wollen? Welchen Sinn hätte dies? Ich für mich lasse die Begründungen die Notwendigkeit zuerst vermeintlich nötige Grundkenntnis unbedingt mühsam und schmerzhaft erwerben zu müssen nicht gelten. Ich halte dies Angesicht der heutigen technischen Möglichkeiten für antiquiert und überholt. Ich denke viele Anfänger sind damit schlicht weg überfordert und geben deshalb nach kurzer Zeit frustriert und ernüchtert dieses interessante Hobby auf. Schade!


    Ich denke einem Anfänger muss es so leicht wie irgend wie gemacht werden. Dann hat er Freude daran, entwickelt weiteres Interesse und wenn es Spaß macht dann steigt er sicher tiefer ein. Es stehen ihm dann alle Möglichkeiten offen sein Wissen zu erweitern und selbst zu entscheiden wie er weiter macht.


    Die Empfehlung von Peter für einen Anfänger zumindest EAA zu überdenken, halte ich für einen richtigen und wertvollen Hinweis.

    ein 6 Zoll Newton f/5 (150/750) entspricht vom Lichtsammelvermögen einem 3- bis 4-mal größerem Teleskop - wenn man ihn für Electronically Assisted Astronomy (EAA) einsetzt. Diesen Aspekt des zusätzlichen Freiheitsgrades in Ergänzung zur rein visuellen Beobachtung solltest Du bereits jetzt berücksichtigen.

    Klar muss man für so eine Lösung etwas mehr Budget in die Hand nehmen, aber was nützt das kleine Budget einem, wenn man es nach fünf Nächten in den Keller stellt.


    Ich fände es gut wenn man Anfänger umfassend und ergebnisoffen über alle heutigen Möglichkeiten informiert und nicht nur über die seit vielen Jahrzehnten-bewährten Lösungen. Keiner hier hat einen Bildungsauftrag. Jeder darf und sollte seine eigene Meinung und Einstellung vertreten und jeder Rat hier ist sicher auch immer ehrlich gemeint.


    Was ich nicht verstehe, warum moderne, zeitgemäße Technik oft nur negativ, nicht hilfreich und schlimmer noch oft als nicht funktionell und nicht sinnvoll dargestellt wird. Das ist nach meinem Verständnis nicht im Sinne eines Forums Mitgliedern die Fragen haben und um Hilfe bitten wirklich zu helfen.


    Ich denke die Ratsuchenden hier haben es verdient einen umfassenden Überblick bekommen zu können.


    MünchenBeiNacht - Ewald