Beiträge von astrometer im Thema „Zeiss Apo Refraktor mit bis zu 28° Sehfeld“

    Da du gleich zwei Bino baust, vermute ich dass du nur die Objektive wechseln wirst.

    Hallo Thomas,


    entweder so oder … ach, lass Dich einfach überraschen …

    Ich hoffe nur, dass ich dann nicht über einen Misserfolg berichten muss. Es heißt nicht umsonst: Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie. ;)


    In dem Sinne: CS, Jörg

    Hallo Jochen,


    natürlich wäre ich nie auf die Idee gekommen, so ein teures Zeissobjektiv nur als Edelgucki anzuschaffen. Stattdessen hab ich nach über 20 Jahren, die ich meine Brötchen als Fotojournalist verdient habe, fast meine ganze, sehr umfangreiche Nikon-Ausrüstung verkauft und mir die drei Otusse 28, 55 und 100mm geleistet. Als ebenso ultimatives wie finales Werkzeug. Damit hat’s Ruhe, und das ständige Schielen nach besseren Objektiven hört auf. Aber nun müssen die drei möglichst vielseitig eingesetzt werden. Deshalb die hier beschriebene visuelle Nutzung.


    Fast das gleiche Ergebnis kann man kostengünstiger mit M42-„Altglas“ erreichen. Und das sogar binokular. (Zwei gleiche Otusse wären weder finanzierbar noch würden sie nebeneinander passen – es sei denn, man hätte reichlich 100mm Pupillendistanz.)

    Ich hoffe, im Januar ein noch fehlendes Teil (Anfertigung) für das Bino zu bekommen. Dann werd ich es hier vorstellen.


    CS, Jörg

    … für geringe Brennweite funktionieren auch die Tessare, die zudem noch Platz für ein Umkehrprisma lassen und sie sind obendrein recht leicht. Bereists offen (f/4,5) empfinde ich die Bildqualität in Ordnung, sie lässt zum Rand nicht nach.


    Falls du jetzt systematische Tests machtst würde mich mal interessieren, ab wann einfache Objektive, also Doupletts oder Tripletts überlegen werden. Und dann bin ich natürlich auf dein Bino-Projekt gespannt...

    Hallo Thomas,


    die Tessare hatte ich zunächst auch im Blick, aber dann siegte die Faulheit – ich hatte keine Lust, Irgendwelche Teile zu drehen und dann bei meinem Hang zur Perfektion auch noch anodisieren zu lassen. Auch fand ich keine Angaben zur Auflösung der Tessare. Da sie für Großformat gerechnet sind und von der Konstruktion her schon etliche Jahrzehnte auf dem Buckel haben, war ich da eher skeptisch. Außerdem hatte ich noch einige M42-Objektive von Zeiss Jena herumliegen, für die mir beim Verkauf meiner analogen Fotoausrüstung so wenig geboten worden war, dass ich sie zum Verramschen zu schade fand.


    Für das Binoprojekt sind das Sonnar 3.5/135 bzw. das Pancolar 1.8/50 vorgesehen. Beide gehören zum Besten, was Zeiss Jena in der DDR-Zeit herausgebracht hat, und je ein zweites ließ sich problemlos über Ebay beschaffen. Das Pancolar funktioniert am besten bei Blende 2.8 bis 4, das Sonnar bereits bei Offenblende.


    Noch ein paar Bemerkungen zur Bildorientierung. Anfangs macht es einen natürlich konfus, so ein Konstrukt freihändig zu benutzen – vor allem, wenn man eingefleischter Fernglasbeobachter ist. Aber ich denke, mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Auch an das kopfstehende Bild. Was bei terrestrischen Zielen stört, ist bei der Himmelsbeobachtung eher zweitrangig. Wenn ich die Wahl habe, entweder meinen Hals zu verbiegen oder ein hoch stehendes Sternbild verkehrt herum zu sehen, entscheide ich mich für letzteres.


    Zum Gedanken, die Tessare mit Umkehrprismen auszustatten, hab ich eine ziemlich kritische Meinung. Abgesehen von der Notwendigkeit, das als Bino kollimierbar zu bauen, bringen solche Prismen doch erhebliche Qualitätseinbußen mit. Besonders hinter schnellen Objektiven (schon bei f/4.5) ist der Kontrast deutlich geringer. Ich habe schon etliche solche Prismen probiert und wieder verkauft.


    Zur letzten Frage: Nein, ich werde wohl keine weiteren Objektive ausprobieren. Die Wahl ist getroffen. Jetzt hoffe ich erstmal, dass im Januar alles klar geht, und die zwei Binos so funktionieren, wie ich mir das gedacht habe.


    CS, Jörg

    Eine Frage hätte ich noch zu einem Aspekt, den Du nicht erwähnt hast:

    Voraussetzung wäre ja, dass das Objektiv bildseitig einigermaßen telezentrisch ist, damit die Pupillenlage passt und das Okular nicht vignettiert oder schlecht abbildet. Hast Du Dir dazu Gedanken gemacht - ist das etwas, worauf man achten muss oder passt das für typische Objektive hinreichend gut?

    Hallo Holger,


    auch ich hatte da anfangs Bedenken, aber nach dem Motto Versuch macht kluch hab ich es einfach probiert. Die Objektive, Okulare und einen Teil der Adapter hatte ich ja da, und bevor ich die noch fehlenden Teile bestellte, hielt ich die Okulare einfach hinter die Objektive. Da war dann schon das Potenzial dieser Geschichte zu erkennen.


    Meine einzige quasitheoretische Überlegung war, dass schnelle, kleine Teleskope in erster Linie an den Bildkrümmungen von Objektiv und Okular kranken und dass sich dieser Nachteil überwinden lässt, in dem in beiden Fällen feldgeebnete Konstruktionen verwendet werden.


    Die vorgestellten Kombis sind nicht die einzigen, bei denen es funktioniert. Zwischen 300 und 28 mm Brennweite habe ich insgesamt acht Objektive (Nikon und M 42) getestet, und es war keins dabei, mit dem es nicht ging. Wegen der nur minimal von einander abweichenden Anlagemaße dürften so gut wie alle Objektive für Spiegelreflexkameras geeignet sein. Nur die für die neuen Spiegellosen werden wohl wegen zu wenig Platz zwischen Anschluss und Bildebene ausscheiden.


    Ich denke, das wirklich Schöne an dieser Sache ist, dass man die gute Bildqualität nicht nur mit den extrem teuren Zeiss-Linsen erreicht. Es geht auch mit sogenanntem Altglas, das günstig auf Ebay angeboten wird. Die qualitativen Abstriche, die man dabei machen muss, sind wirklich nur minimal und dürften den meisten kaum auffallen.


    CS, Jörg

    ein interessanter Ansatz, das ist ja eine im wahresten Sinne des Wortes gewichtige Kombination, vielleicht 15-20 Linsen zwischen dem Auge und dem Himmel.


    Andererseits, bei dem großem Bildwinkel würde ich mir aber die 'richtige' Orientierung wünschen, mit Orion seitenverkehrt täte ich mich schwer. Bei mir ruht die Optimierung meines Weitwinkelrefraktors erstmal, mir ist nochmal deutlicher geworden, dass ich viel lieber binokular beobachte.


    Ist dies das Projekt was du schon kurzlich angekündigt hattest? Ich hatte es so verstanden, dass es binokular wird.

    Hallo Thomas,


    ja, das ist ne Menge Glas. Das Apo Sonnar hat 14 Linsen in 11 Gruppen, das 31mm Panoptic 6 Linsen. Das ist der Preis für eine wahnsinnige Zentralschärfe und eine nur unmerklich schlechtere Randschärfe.


    Über eine seitenrichtige Bildorientierung hab ich auch schon nachgedacht. Dazu müsste man zwei wirklich große Oberflächenspiegel zu einer Pentaspiegelanordnung kombinieren. Das würde allerdings teuer, schwer und sperrig. Mit einem handelsüblichen Fernglas bliebe die vertraute Bildorientierung zwar erhalten, aber mit den hier vorgestellten Kleinrefraktoren bliebe es bei der astronomischen Orientierung (Süden oben, seitenrichtig).


    Deine Vorliebe fürs binokulare Beobachten teile ich uneingeschränkt. Auch an meinen größeren Instrumenten bin ich mit 1,25“-Okularen konsequent binokular unterwegs. Die hier gezeigten Monokulare sind daher nur ein Nebenprodukt der Überlegungen zu Bino, die hoffentlich schon im Januar so weit sind, dass ich was zeigen kann.


    CS, Jörg

    Hallo,


    Okulare, die mit einem Adapter an ein Teleobjektiv gesetzt werden können, gibt es schon lange. Allerdings ist die optische Leistung eher enttäuschend. Kleine scheinbare Sehfelder, Randunschärfe und ein unbequemer Einblick sorgen dafür, dass diese Teile meist ungenutzt herumliegen oder nach kurzer Zeit wieder verkauft werden.


    Wenn man doch nur seine modernen, weitwinkligen Hochleistungsokulare am Teleobjektiv nutzen könnte! Die jeweils geebneten Bildfelder müssten doch bestens zusammenpassen. Natürlich ist hinter einem für den Anschluss an eine Kamera konstruierten Tele kein Platz für ein bildaufrichtendes Element. Aber das brauchen wir erst einmal nicht. Die Bildorientierung wäre die selbe wie beim Refraktor.


    Das Thema ließ mir keine Ruhe. Befeuert wurde es, als Thomas (TGM) hier seinen Weitwinkel-Refraktor mit Objektivrevolver vorstellte (Weitwinkel-Refraktor mit Objektiv-Revolver)


    Es folgte eine Phase intensiven Pröbelns mit meinen Objektiven, den verschiedensten Adaptern, Okularklemmen und Okularen, und am Ende kam das heraus:



    Hinter meinem Zeiss Apo Sonnar 1.4/100 kommt der Nikon-Objektivanschluss der ASI 071 Pro und eine 2“-Clicklock-Klemme. Fokussiert wird über den Schneckengang des Objektivs. Allerdings erreichen nicht alle Okulare den Fokus. Gut klappt es mit dem 41mm und dem 27 mm Panoptic sowie dem 12,5 mm Noblex UWA. Die 31 mm und 20 mm Nagler haben einen zu langen Stutzen, so dass sie nicht tief genug in die Clicklock gesteckt werden können. Auch mit den meisten 1,25“-Okularen wird es nichts. Das kann allerdings an meinen 1,25“-Adaptern liegen, die mindestens 5 mm aufbauen. Einzig das 12,5 mm UWA passt, weil es eine integrierte 2“-Anschlussmöglichkeit hat. Bei ihm muss sogar ein 8 mm breiter Verlängerungsring zwischen Kameraanschluss und Clicklock geschraubt werden.


    Die Vergrößerung mit den drei oben genannten Okularen ist 2,4x, 3,7x und 8x. Die Sehfelder sind 28°, 18° und 10° – und die sind jeweils randscharf! Sogar bei Blende 1.4! Natürlich ist dann die Austrittspupille größer als die Eintrittspupille des Auges maximal werden kann, aber das Objektiv lässt sich ja abblenden.


    Um diese Kombi dauerhaft freihändig zu nutzen, ist sie etwas zu schwer. Allein das Objektiv wiegt 1,3 kg. Mit dem 41er Panoptic, Klemme und Adapter werden fast 2,5 kg daraus. Aber auch wegen der extremen Schärfe lohnt sich der Einsatz auf einem Stativ. Zur Schande der Firma Zeiss muss gesagt werden, dass sie ihrer weltbesten Linse weder einen eingebauten Stativanschluss noch eine optionale Stativklemme spendiert hat. Kein im Fotobereich üblicher Durchmesser passt. Zum Glück hatte ich noch eine überzählige Rohrschelle vom Vixen FL-S 80, die sich anpassen ließ.


    Sternfelder sind mit dieser Kombi ein Genuss. Und damit der Hals nicht steif wird, setze ich sie auf meinen Fernglas-Zenitspiegel (siehe hier: Endlich gebaut: Zenitspiegel für Ferngläser) Der ist zwar etwas zu klein für die große Öffnung des Objektivs, aber die Vignettierung hält sich in Grenzen.


    Natürlich ist mir klar, dass die vorgestellte Kombi purer Luxus ist. Aber prinzipiell lässt sich so etwas auch mit nahezu jeder anderen Telelinse bauen. Das hat außerdem den Vorteil, dass das Gewicht deutlich geringer ausfallen dürfte. Das Samyang 2/135, das manuelle Nikkor 2.4/105 bzw. das Micro-Nikkor 2.8/105 könnten gute Kandidaten sein. Prinzipiell geht das auch mit Objektiven aus der Canon-Welt.


    Besonders günstig wird es übrigens mit M42-Objektiven. Mit einem sogenannten Russenadapter (M 42x1/T2) lässt sich eine 1,25“-Clicklock-Klemme anschließen, und dann kommt man mit fast jedem 1,25“-Okular in den Fokus. Ich habe sowas mit einem Pentacon Auto 4/200 gebaut:



    Die Linse bekommt man mit etwas Glück für 20 € bei Ebay, und ihre Bilder sind ebenfalls sehr scharf. Leider hat das 4/200 einen maximalen Außendurchmesser von 68 mm, so dass man eine sehr große Pupillendistanz habe müsste, um zwei davon als Bino nebeneinander montieren zu können.


    Aber mit kleineren M42-Objektiven ist das prinzipiell möglich. Ein entsprechendes Projekt ist bereits im Entstehen. Demnächst dazu mehr.


    CS, Jörg