Beiträge von mikel_at_night im Thema „Auf dem Weg durch die Realität“

    Hallo Norman,


    die Frage wäre hier sicher auch, was er vorher war und was ihn aus der Bahn geworfen hat. Davon sind ja auch Wissenschaftlende ;) nicht geschützt. Ich kenne schon einige Studierte und Promovierte mit exzellenten Abschlussnoten, die es trotzdem nicht geschafft haben in der Wissenschaft Fuß zu fassen. Ich muss da auch immer einen älteren Taxifahrer denken, den ich mal getroffen habe, und für den es nach der Promotion zu Ende war weil er einfach keine Entfristungschance an der Uni bekommen hat.


    Ich habe auch mit etwa Mitte vierzig nochmal in einem anderen Bundesland und wissenschaftlichen Einrichtung komplett von vorn anfangen müssen, weil meine Alma Mater mir beruflich zwar immer sehr viel versprochen aber am Ende nichts davon gehalten hat. Und die neue Chance bekam ich dann auch nicht mehr in der Wissenschaft, sondern in deren Management.


    VG, Micha

    Guten Morgen,


    ich will den Optimismus hier ja nicht bremsen, aber die Zeiten, in denen nicht-akademisch ausgebildete Leute an der Uni als Forscher aufgrund guter Ideen akzeptiert und durchstarten konnten sind wohl lange vorbei. Einstein wird hier immer als Beispiel genannt, aber heute könnte man sich nicht sicher sein, dass er an der Uni überhaupt angehört werden würde. Es gibt schlicht keine strukturierten Prozesse und Fördermöglichkeiten von Nichtakademikern im wissenschaftlichen Bereich.


    Ich behaupte mal, Menschen wie Einstein würden heutzutage eine Absage nach der anderen erhalten, weil sie aus rein formalen Gründen aus dem wissenschaftlichen Raster fallen. Das Problem ist auch der Leitung meiner Uni bekannt und wird auch immer wieder mal diskutiert und dabei überlegt, hierzu spezielle Förderinstrumente zu schaffen, die nicht auf wissenschaftliche Vorqualifikationen aufbauen sondern auf exzellente Ideen. Aber nur diskutiert... Bis jetzt jedenfalls. Den eigenes Geld will man dafür nur bedingt ausgeben und Drittmittel sind zu restriktiv in der Vergabe.


    Und es sind so wenig Fälle, dass schon deswegen die Beachtung von nicht wissenschaftlich ausgebildeten "Genies" einen Exotenstatus hat.


    Und das hat auch nur eine Chance, wenn sie einen oder mehrere wissenschaftliche/r Mentor/en haben: zum Beispiel einen ordentlichen Professor aus dem betreffenden Fachbereich, der sich für eine Person und seine Ideen einsetzt. Voraussetzung ist dabei immer die Bereitschaft des Geförderten, eine wissenschaftliche Qualifizierung nachzuholen, über ein paralleles Studium und auch die Promotion.


    Wissenschaft ist als Arbeitgeber ein restriktives Qualifizierungssystem. An den Unis ist Forschung formell eine Einheit mit der Ausbildung für Forschung über die Lehre.


    Und dann gibt es noch den Punkt der Interessen und Gefühle der gut ausgebildeten wiss. "Kollegenden" (um nicht gendern zu müssen) :)


    Der Weg in die Wissenschaft ist hart und restriktiv. Und die Hilfe derjenigen, die den gegangen sind, wird man auf jeden Fall brauchen. Und da würde ich bei Jens leider aktuell schwarz sehen, es sei denn er bringt seine Gedanken in den gängigen Theoriemodellen durch deren Reflektion, Zitaten usw. angemessen unter, so dass die Publikation seiner Ideen annähernd wissenschaftlichen Standards entsprechen.


    Das wissenschaftliche System besteht eben auch aus Menschen, die nicht unbedingt einsehen, dass unausgebildete Forschende genauso qualifiziert sind wie selbst und deren Job machen können.


    Kurz: Integriert in die Wissenshaft wird man nicht durch geniale Ideen sondern durch Prüfungen, und zwar wirklich richtig viele....


    Und ich persönlich finde das sehr gut, denn alles andere hätte für mich auch den Geschmack der Förderung von wissenschaftlichen Fehlverhalten an den Unis, die mit dem Skandal "Dr. Guttenberg" und anderen Möchtegern-Doktor/innen so heute auch nicht mehr möglich wären.


    Ein Freund von mir hat "nur" einen Qualifizierten Hauptschulabschluss, ist aber später in seiner Freizeit ein Forscher geworden und publiziert auch in peer reviewed Journals. Er hätte meines Erachtens einen Ehrendoktor verdient oder zumindest einen Preis der Akademie für Wissenschaften. Im Moment wird er etwas ausgebremst, da in seinem Forschungsbereich neue, teure Methoden hinzugekommen sind, die er selber als Amateur nicht nutzen kann. Er hat sich aber auch hier in die Theorie eingearbeitet und ist nur in Wartestellung.


    Wie gesagt: Nachhaltige Integration in das Wissenschaftssystem gibt es nur über formale Qualifikation, auch wenn mal einer "durchrutscht" in den wissenschaftlichen Journals, der diese nicht hat. Und bei den Journals gibt es noch riesige Unterschiede. Das wird so nicht in wiss. Zeitschriften funktionieren, die Teil der sogenannten ISI-Zertifizierung des Institute for Scientific Information (ISI) sind, die gerade in den Naturwissenschaften die Zeitschriften umfassen, die man wirklich "ernst" nehmen muss.


    Das mag jetzt alles Off Topic gewesen sein, aber ich komm halt aus dem Hochschul- und Wissenschaftsmanagement (wofür ich auch eine wissenschaftliche Ausbildung gebraucht habe) und sehe das Thema nicht ganz so verklärt.


    VG, Micha

    Moin "Antaris",


    zunächst mal großes Danke an Christoph, der sich die große Mühe gemacht die Methodik der Erkenntnisgewinnung in der Wissenschaft so klar zu beschreiben. Nur in der Mathematik geht es um Beweise. Jede andere Forschung ist erstmal hypothesentestend und die Hypothesen selbst leiten sich aus plausiblen Annahmen ab, die man aus Beobachtung, empirischen Fakten, Experimenten, Forschungsergebnissen anderer usw. entwickelt und die man dann mit ebensolchen wissenschaftlichen Methoden in ihrer Plausibilität überprüft.


    Du schreibst in der Einleitung auf deiner Website:


    Zitat

    Es ist meine Sicht auf die Realität, so wie ich sie sehe. Da ich aber genauso ein Mensch bin, wie alle anderen, ist davon auszugehen, dass wir natürlich alle in der selben Realität leben. Mir ist bewusst, dass dies keine wissenschaftliche Arbeit ist. Wenn, dann ist es allerhöchstens philosophischer Natur. Ich erfinde hier aber im Prinzip nichts neues. Selbst Einstein konnte nicht erklären, wie genau seine Raumzeitkrümmung funktioniert und trotzdem ist sie allgemein anerkannt. Denn bisher konnte das noch keine nachweisen.


    (...) Wir alle leben in einer Realität, welche im gesamten Universum als absolut gültig angesehen werden kann.


    Schon bevor du beginnst, siehst du bestimmte Dinge als gegeben an, insbesondere betonst du direkt: "wir leben alle in der selben Realität". Aber es ist doch genauso plausibel anzunehmen, dass wir nicht alle in der selben Realität leben. Was spricht dagegen? Nur deine individuelle Wahrnehmung.


    Das ist m. E. die größte Schwäche deiner Überlegungen, dass du deine Gedanken (und um mehr handelt es sich nicht) auf der Grundlage eines Axioms entwickelst und daraus eine Allgemeingültigkeit für alle ableitest.


    VG, Micha