Hallo Christina,
gleich vorneweg: mit Deinem Filter ist alles in Ordnung. Der tut genau was er soll: er filtert die beiden OIII-Linien des ionisierten Sauerstoffs raus und blockiert sämtliches anderes Licht. Da die OIII-Linien im grünen Bereich des Spektrums liegen, ist das resultierende Bild grün. Kein rot, kein blau. Deshalb ist dieser Filter für Fotografie mit einer Farbkamera völlig ungeeignet. denn er liefert nur grüne Bilder, wie Du ja schon bemerkt hast.
Also vergiss das Handy oder jede andere Farbkamera in Kombination mit diesem Filter. Dafür ist er einfach nicht gedacht. (Später kann man damit mal Schmalbandfotografie mit einer s/w-Kamera machen. Aber das ist ein ganz anderes Thema)
Der Filter ist für visuelle Beobachtung ausgelegt und der Anblick des Orionnebels im OIII ist einer der beeindruckensten am ganzen Nachthimmel. Aber das Bild ist halt grün. Daran gewöhnt man sich schnell. Bei lichtschwächeren Nebeln verschwindet der grüne Farbeindruck und man sieht nur noch eine graue Nebelschwade zwischen den Sternen hängen. Wie visuell auch, aber da durch den Filter der Himmel stark abgedunkelt wird ohne dass der Nebel selbst an Helligkeit verliert, erscheint er viel kontrastreicher, deutlicher, ausgedehnter und subjektiv heller. Objektiv natürlich nicht, der Filter ist ja kein Restlichtverstärker. Aber er erleichtert die Beobachtung enorm.
Der Rosettennebel im Einhorn wurde ja schon genannt. Es gibt aber auch Nebel, die leuchten nicht im OIII-Licht. H-Beta-Nebel, wie der Pferdekopfnebel IC434 beispielsweise. Der ist im OIII nicht zu sehen. Es gibt aber auch Nebel, bei denen funktuionieren beide Filter nicht, weil sie keine Emissionsnebel sind, sondern im Licht der umgebenden Sterne leuchten. Und der Flammennebel NGC2024 ist einer davon. Er wird vom hellen Stern Alnitak beleuchtet und reflekiert einfach nur das Sternenlicht zu uns. Deshalb wird er vom OIII-Filter wie die Serne selbst auch abgedunkelt. Kurz: mit OIII-Filter siehst Du vom Flammennebel weniger als ohne.
Ein weiteres Objekt bei dem das der Fall ist, ist M78 ganz in der Nähe, oberhalb des Gürtels des Orion. Auch ein Reflektionsnebel, bei dem der OIII die Sichtbarkeit verschlechtert.
Für welche Objekte der Filter gut geeignet ist, steht in guten Beobachtungshandbüchern wie dem Deepsky-Reiseatlas. Im Interstellarum Deepsky Atlas aus dem Oculum Verlag sind die Nebel bei denen Linienfilter nichts bringen sogar farblich anders gehalten, damit man nicht in diese Falle geht.
Also: Du hast einen sehr, sehr guten Filter, der Dir viele Jahre lang Freude bereiten und tolle Beobachtungen ermöglichen wird. Aber er erfordert etwas Gewöhnung und man muss ihn an den richtigen Objekten einsetzen.
Viel Erfolg:
Marcus
