Beiträge von astrometer im Thema „Was man beim Kauf von Großferngläsern (und Teleskopen) beachten sollte: Die EP!“

    Danke, Alex,

    dass Du den Thread von Stathis hier in Erinnerung gebracht hast. Das bestätigt meine Wahrnehmung, dass die biochemischen Prozesse in der Netzhaut viel länger dauern als das Aufblenden der Pupille. Und dass diese Netzhautsensibilisierung wahrscheinlich nie bis zum möglichen Maximum geht, wenn der Himmel diffus augehellt ist.

    Der Grund, warum viele mit 7 mm Austrittspupille nicht glücklich werden, liegt demnach weniger daran, dass ihre Pupillen nicht bis 7 mm aufgehen, sondern an der größeren Flächenhelligkeit des Hintergrunds, der dadurch geringeren erreichbaren Netzhautempfindlichkeit und daraus resultierend einer schlechteren Wahrnehmbarkeit lichtschwacher Details.

    Ich persönlich kenne meine maximale Pupillenöffnung gar nicht genau. Deep Sky beobachte ich am liebsten mit 5 bis 2,5 mm ap. Und als Qualitätskriterium für meine Augen genügt mir, dass ich unter SQM 21+ bei guter Transparenz M 33 erahnen kann - und das trotz einer ganz schwachen altersbedingten Linsentrübung.


    CS, Jörg

    Hallo Helmut,


    ich gebe Dir recht, ein vernünftiger und freundlicher Ton sollte gewahrt bleiben. Schließlich sind wir hier alle durch unser gemeinsames Interesse an der Astronomie verbunden und keine Feinde. Außerdem können uns andere Meinungen weiterbringen. Warum sonst äußert man sich in einem Forum? Nur zur eigenen Bestätigung?


    Zurück zur Sache: Bei „aufwändige Bastelei“ dachte ich vor allem daran, passende Bolzen an der Drehbank anzufertigen. Ich besitze selbst eine kleine Drehbank, und das Arbeiten damit habe ich mir selbst beigebracht. Allerdings dauert es immer sehr lange, bis die geplanten Teile fertig sind.


    Auf meinem Balkon messe ich SQM-Werte um 20, an meinem Beobachtungsplatz im Erzgebirge 21+. Dort ist es schon relativ dunkel, aber weit entfernt von dem, was ich beispielsweise in den Alpen und auf La Palma erlebt habe. Im Erzgebirge sehe ich zwar keine Lampen, aber immer noch so viel Streulicht, dass ich nach ein, zwei Stunden den Eindruck habe, der Himmelshintergrund sei hell. Warum? Weil es hier nicht nur um die maximale Pupillenöffnung geht, sondern auch um die Empfindlichkeit der Netzhaut. Es ist gut möglich, dass die Pupille schneller weit geöffnet ist, als die Netzhaut ihre maximale Empfindlichkeit erreicht.


    In einer Sache muss ich Dir allerdings widersprechen: Man verschenkt nicht zwangsläufig Licht, wenn die Austrittspupille des Instruments ungleich der Eintrittspupille des Auges ist. Diese Aussage stimmt nur, wenn die Austrittspupille größer ist als die maximale Pupillenöffnung. Im umgekehrten Fall geht alles Licht vom Instrument ins Auge. In der Praxis dürfte aber schon Ep = Ap mit einem gewissen Lichtverlust verbunden ist, weil niemand in der Lage ist, sein Auge permanent auf 1/10 mm genau hinter dem Okular ruhig zu halten, selbst in sitzender Position und angelehnt. An einem Bino, wo beide Augen derart präzise positioniert werden müssten, ist das noch viel schwieriger.


    CS, Jörg

    Hallo Helmut,


    interessanter Ansatz. Aber mal ehrlich, es ist doch eine ziemlich aufwändige Bastelei. Und dann kann ich mir schwer vorstellen, wie man die Messung wirklich exakt in der Dunkelheit hinbekommen soll. Zum einen, weil man die Bolzen nicht durcheinander bringen darf, zum anderen, weil es in der nächtlichen Praxis schwer sein dürfte, das Teil mit der nötigen Ruhe auf 1/10 mm genau zu halten.


    Und was habe ich real davon, wenn ich weiß, dass meine maximale Pupillenöffnung beispielsweise 6,7 mm ist? Verzichte ich dann generell auf Gläser mit 7 mm ap? Wohl kaum. In der mitteleuropäischen Realität ist es doch so, dass einem der Himmel recht deutlich zeigt, ob die 7 mm etwas bringen oder nicht. Und wenn ich tatsächlich mal unter einem Ausnahmehimmel bin, kann ich zumindest am Bino verschiedene Vergrößerungen probieren.


    Als Grundlage für eine Kaufentscheidung könnte ich mir diese Messung noch vorstellen. Aber als erstes und einziges Handfernglas würde ich eines mit 7 mm ap nie empfehlen. Praxisgerechter sind unter Realbedingungen Austrittspupillen zwischen 4 und 5 mm. Außerdem bekommt man bei bezahlbaren Gläsern mit 7 mm kaum eines mit mehr als 50° subjektivem Bildwinkel.


    CS, Jörg