Beiträge von 03sec im Thema „Zeigt her Eure... M42-Bilder (oder: "Wie wird mein Orion gut?") :-)“

    Ich habe schon seit längerem den Verdacht, dass bei der Nacharbeit meiner Bilder noch viel mehr gehen könnte, aber ich weiß nicht so recht, wie ich den nächsten Schritt machen kann.

    Hallo Marco,

    eine allgemeingültige Formel oder gar ein Geheimrezept habe ich leider nicht, wäre dann ja auch zu einfach.

    Grundsätzlich wird die Bearbeitung um so einfacher je besser die Daten sind. An deinem Workflow habe ich nichts auszusetzen. (außer vielleicht Hintergrund ebnen. Wenn man das zu früh macht, dann gehen Details womöglich verloren)

    Ich selber arbeite viel mit Photoshop und lerne immer noch etwas Neues dazu. Wobei "lernen" ist das eigentlich nicht, eher eine Idee haben, ein Versuch machen und dann schauen, ob das etwas bringt. Das visuelle ist mir wichtig. Viele arbeiten auch mit Pixinside, hier fehlt aber die visuelle Entsprechung und ich behaupte mal, dass das schwieriger ist zu verstehen als Photoshop (vielleicht auch nur für mich). Die Ebenenfunktionen in Photoshop (das ist wie Folien, die du übereinander legst) kannst du nutzen um selektiv zu bearbeiten. Also z.B. sagst du: "markiere alles was dunkel oder schwarz ist" und machst daraus eine eigene "Folie" also Ebene. Dann kannst du nur mit dem Hintergrund weiterarbeiten, z.B. ´Farbsättigung verringern´. Außer stacken mache ich eigentlich alles in PS und selbst stacken kann das Programm sogar.

    In deinem Fall habe ich das so gemacht: wähle alle aus was dunkel ist - wähle genau das Gegenteil aus - nimm das nicht so genau (weiche Auswahlkante) - mache eine neue Ebene daraus - schärfe diese Ebene . Dann nochmal zurück zur unteren Ebene. Wähle alles aus was weiß ist und sehr hell (Sterne) - mache die Auswahl etwas größer, damit der Rand der Sterne mit dabei ist- mache aus den Sternen auch eine neue Ebene. Schiebe diese Ebene über die Ebene mit dem geschärften O-Nebel, damit die häßlich gewordenen Sterne durch die alten wieder abgedeckt werden.

    ... und so kann es weiter gehen. Seit 20 Jahren mache ich das und es geht immer noch weiter.

    Viele Grüße,

    ralf

    Hallo Marco,

    nein, ich meine nicht dich und deine Bilder, ich hatte überhaupt niemanden im Blick.

    Ich bin durch unsere Stammtische gewissermaßen in dem Thema drin. Da gibt es z.T. die Meinung, dass es ein ´Richtig´ und ein ´Falsch´ gibt. Da stehe ich also auf der anderen Seite.

    Wir alle haben eine Vorstellung davon was Rot ist. Rosa ist für uns wie eine andere Farbe und ich mag sie nicht so gerne in meinen Bildern. Fotografisch aber unterscheidet sich Rot und Rosa überhaupt nicht, die Unterscheidung liegt in der dazugehörigen Luminanz. Bewegen sich die Grauwerte im hellen Bereich, dann werde H-alpha-Gebiete schweinchenrosa. Ist so eine Wolke ganz schwach, dann sieht sie weinrot aus.

    Wir bewegen uns hier schon fast auf philosophischem Grund. Meine Augen sehen bei schwachem Licht keine Farben. Nachts sind alle Katzen Grau. Eine Galaxie oder Nebel sieht im Teleskop auch farblos aus. (außer bei ganz Großen Teleskopen) Will ich jetzt das, was ich sehe als Wirklichkeit definieren? Nach dem Motto "Ich habe doch mit eigenen Augen gesehen, dass das Ding farblos ist :-)"

    Auf der anderen Seite weiß ich, dass das Ding in verschiedenen Wellenlängen strahlt, und dass unsere Augen lediglich zu "schwach" sind. Fotografisch kann ich die Wellenlänge in eine Farbe umsetzten, ist das jetzt "echter". Ist ein cooles Thema zumal Farbe und Wellenlänge nicht so einfach gleich zu setzen sind.

    Was ich sagen will ist, ja, es gibt unweigerlich Interpretationsspielraum und man darf sich eine Position aussuchen.

    Konkret zu deinem Bild: ich sehe eine (leichte) Verkippung oder Dejustage, sichtbar an den Sternen, vor allem rechts.

    Die Farbe entspricht der einer unmod. Kamera, also eher kühl, ist in sich aber stimmig. Die Sternfarben sind da (ich freue mich immer über diese echt roten (Kohlenstoff)-Sterne.)

    Das Zentrum ist knapp ausgebrannt, grundsätzlich könntest du von der Schärfe her leicht das Trapez auflösen. Das würde ich mir noch wünschen. Nicht, weil das so sein muss, sondern weil es bei dir gehen würde.

    Der Hintergrund ist ruhig und glatt (nur rechts eine Kante durchs Überlagern). Die Lichter könnten aber noch selektiv bearbeitet werden. Der Hintergrund: Wenn wir ein Bild strecken, dann machen wir das nicht linear (gerade Linie im Histo) sondern als Bogen, damit uns die Lichter nicht ausbrennen. In der Folge ist der Kontrast in den hellen Bereichen geringer und das Rauschen gar nicht da. Das geringe Rauschen kann man nun zur Schärfung nutzen, und zwar so weit, bis es so ähnlich stark ist wie im Hintergrund.

    das halte ich für opportun, denn unsere Augen/ Gehirn arbeiten ähnlich. Also kann man (!) nur die Lichter nachschärfen und noch Details sichtbar machen.

    Ich habe das mit deinem JPG mal gemacht.


    allerdings bin ich ein Mensch, der es gerne scharf mag . Es gibt andere Charaktere, die sich vielleicht mehr an schwachen Ausläufern erfreuen können. Also, alles doch wieder sehr relativ.

    Viele Grüße,

    ralf

    Hallo Leute,

    es wurde schon viel gesagt, da will ich mich jetzt nicht doppeln.

    Ein Aspekt fehlt mir aber noch. Geschmacksache ist gut und schön. Bei "finde ich aber schön so" , da kann man nichts mehr dazu sagen. Aber, bis zu einem gewissen Grad wollen wir uns ja an der "Wirklichkeit" orientieren. Wirklichkeit in Anführungsstrichen, weil ... was ist das schon.?

    Aber, ich denke, wir können und dem annähern. Wenn ich einen roten Stern und einen blauen Stern fotografiere, dann sollte das auch so sein, dass der rote auch wirklich rot dargestellt wird und der blaue eben auch blau. Darin enthalten sind ja die Informationen wie heiß die Sterne sind. Haben meine Sterne gar keine Farben, dann kann man schauen, woran das liegt und das Bild "verbessern". Habe ich Staub im Bild, dann sollte der i.d.R. orange-braun sein. Nicht, weil´s schön ist, sondern weil im Staub das rote Licht mehr gestreut wird. Galaxien haben fast immer einen rötlichen Kern, nicht weil das einfach so ist, sondern weil dort die älteren Sterne vorhanden sind, und so geht es immer weiter. Dieser Prozess dauert immer an und es gibt nie ein Ende.

    Der Kontrastumfang in M42 ist wirklich sehr, sehr hoch und verlangt nach einer "Spezialbehandlung" des Zentrums. Dieses sollte aber aus meiner Sicht immer noch sehr hell wirken, weil es eben auch wirklich unglaublich hell ist. Die Farben werden dabei aber zwangsläufig pastellig. Hier muss man dann abwägen, was einem gefällt und ist dann natürlich subjektiv.

    Es gibt keine grünen Sterne, das ist richtig, aber deshalb alles Grün aus dem Bild zu verbannen ist nicht richtig, denn es gibt Nebel mit Grünanteil. Habe ich eine unmodifizierte Kamera, dann wird das ganze Bild eher kühl. Das ist in sich aber wieder logisch und ich würde den Rotanteil nicht auf Teufel komm raus erhöhen. Dagegen steht dann ein Bild mit Astrokamera gemacht, mit feinen Rot und Brauntönen. Ein Widerspruch? Nein, aus meiner Sicht nicht, wenn man eben auch die Infos dazu hat. Erst recht kompliziert wird es, wenn man Schmalbandbilder dazu kombinieren will.

    Was die Bildbearbeitung als solche angeht so verstehe ich das ähnlich. Ich muss wissen, was ich tue, dann ist das auch i.O. Was ich nicht mag ist auf den Filter xyz zu klicken und dann bekomme ich etwas vorgekaut. Finde ich das gut, dann bleibt es, ohne Grund warum.

    Der Aufwand in der Bildbearbeitung verhält sich m.M.n. nach der 80/20 Regel. Mit 20% Aufwand erreicht man 80% des maximalen Ergebnisses. Für die restlichen 20% benötigt man 80% Aufwand. Aber nur im besten Fall, wenn man nichts falsch macht, und nicht nach einer Nacht drüber schlafen sagt: oh Gott , wie konnte ich mich denn so verrennen.

    Das alles gehört für mich zur Astrofotografie dazu und in meinem Papierkorb liegen deutlich mehr Stunden Arbeitszeit als ich belichtet habe.

    Soweit meine 2 Cent.

    Und ja, bei Regenwetter macht die Bildbearbeitung mehr Spaß,

    Viele Grüße,

    ralf