Beiträge von ReneM im Thema „Ferngläser - ein Erfahrungsbericht ... oder eine Ode an die Freude“

    Moin Alex,


    eine wunderschöne Zusammenfassung und ein Plädoyer für alle ultramobilen Fernglasfreunde, die nicht mal eben das schwere Stativ im eigenen Garten aufstellen oder ins Auto packen können. Von Sonnenliegen mal ganz abgesehen, das war wirklich unsensibel von mir.


    Dein Fazit zur Stirnstütze teile ich. Im schwarzen Forum habe ich unsere Tests (Robert und ich) mal so zusammengefasst:

    Brillenträger haben mehr von der Stirnstütze, da sie in der Regel keinen Kontakt zum FG haben (d.h. Brille berührt nicht die Okularmuscheln), mit Stirnstütze dann schon.

    So zumindest mein Kumpel. Er fand das Bild in bestimmten Situationen bei 12x mit Stirnstütze genauso ruhig wie bei 8x ohne.

    Ich als Nichtbrillenträger, der immer eine Braue oder die Nasenwurzel leicht als Kontakt am FG habe, schätze den Effekt nicht ganz so stark ein und tendiere eher zu 12x > 10x.

    Und es kommt immer darauf an, was man gerade beobachtet. Tagsüber am 200 m entfernten Waldrand fühlte sich der Effekt besser an als nachts am untergehenden Mond. ie Kondition spielt sicher auch eine entscheidende Rolle. Wenn ich keine Kraft mehr in den Armen habe, dann hilft die Stütze auch nicht mehr viel bei horizontaler Beobachtung. Bei Beobachtungen in Richtung Zenit ab 45° ist der Effekt mitunter größer. Alles in allem eine Verbesserung, aber anwender- und situationsbedingt mal stärker, mal schwächer.


    Die Sternhaufen im Fuhrmann, die Region um Cassiopeia mit h+chi, M52, M39, Caroline's Rose und dem Eulenhaufen waren nicht nur im 12x42 ein absoluter Genuss (Das Teil BADET die Augen in Sternenlicht, sowas hab ich noch nicht erlebt.) sondern auch in den kleinen Optiken ein toller Anblick.

    Schau mal, das war mein Einschätzung zum NL Pure bei unserem FG-Vergleich:

    Irgendwie hat zwar jedes Fernglas, das nach dem 12x42 NL Pure am Nachthimmel zum Einsatz kam, ziemlich abgek... .Das NL Pure zaubert ein Sternfeld, das unter Ferngläsern seinesgleichen sucht. Ich mag das Wort "nadelfein" eigentlich überhaupt nicht in Sternbeschreibungen, aber hier trifft das zu.


    Die Ferngläser verwöhnen natürlich mit guter Schärfe bis zum Rand, was mir tatsächlich mittlerweile wichtig ist. So kann man sich mehr auf das Gesehene konzentrieren und alles im Gesichtsfeld verwerten.

    Dito, früher war ich auch sehr unkritisch die Randschärfe betreffend. Wenn man aber einmal mit einem Fernglas beobachtet hat, das einigermaßen randscharf ist, dann freut man sich über jedes Objekt (meist Sternhaufen), die am Gesichtsfeldrand auftauchen, einen anschimmern und rufen: "Hier bin ich, komm und schau mich an". Das klappt mit Ferngläsern ohne Randschärfe einfach nicht mehr und führt er zu frustrierenden Situationen. Ein Paradebeispiel ist das 10x40 Habicht, ein Porro von Swarovski, das es zwar neu zu kaufen gibt, aber selbst jetzt noch gebaut auf Basis einer Jahrzehnte alten Konstruktion. Die Randunschärfe war so stark und begann so zeitig, dass ich nach wenigen Minuten entnervt das Fernglas wieder eingepackt und zurückgeschickt habe.


    Die kleinen von Leica Ultravid/Trinovid finde ich auch astrottauglich und bin damit auch schon oft an die Grenzen gegangen. Vom Einblick halt nur etwas gewöhnungsbedürftig. Wenn man den aber erstmal hat, dann macht das richtig Laune.


    Und was sehe ich da, Norman spendiert seine Swaro-Provisionen, damit er in Berichten anderer lobend erwähnt wird ;). Deine Aussage unterschreibe ich sehr gerne mit Alex.


    Beste Grüße


    Rene



    Hallo Ralph,


    vielen Dank für Deinen netten Kommentar und wunderbar, dass Du den Thread um weitere Aspekte bereicherst.


    Die Okularheizungsidee ist ja genial. Was habe ich mir schon manche Nacht eine solche Heizung gewünscht. Die tauen echt immer eher zu als die Objektive. Und im Ernstfall vor jeder Beobachtung jedesmal wild mit den Händen vor den Okularen zu fächeln, ist auch anstrengend.


    Ich habe mich diesen Sommer im Übrigen auch so ausgestattet, dass ich mich in Nächten, wo es nicht zu kalt wird, auch aufs Fahrrad schwingen kann. Auf das Stativ würde ich trotzdem nicht verzichten wollen und dieses an die Stange meines MTB kletten.

    Das im Konjunktiv, weil ich es mir bislang nur vorgenommen habe. Aber irgendwann wird es ernst, es gibt nämlich bei mir in der Lieberoser Heide einen Beobachtungspunkt, zu dem man nur mit dem Fahrrad gelangt. Norman hat ihn ja bewundern dürfen, die zweithöchste Erhebung 30 Höhenmeter über den normalen Niveau.


    Bei Deinem ersten Bild dachte ich erst, dass sich das FG mit Deiner Atmung auf und ab bewegt. Aber das kompensierst Du durch die zwei Beine, die sich hier nur sehr gut in Deiner Jacke(nfalte) versteckt haben?

    Das Caonon 15x50 macht bestimmt viel Freude, das wäre genau auch meine Kragenweite. Ich mache es inzwischen mit 15x56 ohne IS, dafür auch 1,2 Kg.


    Norman, wusste ich doch, dass Dir der Trommler gefällt. Das sind alles Brüder und Schwestern von Deinem Hüpfer seinerzeit smilie_hops_169.gif. Mir gefallen die foreneigenen Smileys nicht wirklich, deswegen halte ich immer nach Alternativen Ausschau.


    Beste Grüße


    Rene

    Hallo zusammen,


    Ben, ich freue mich auf Deine künftigen Fernglasbeobachtungsberichte smilie_happy_059.gif



    Alex, wenn ich Deinen Schleifklotz sehe, werde ich ganz schön neidisch. Ich habe - handwerklich unbeholfen wie ich bin - tief in die Taschen greifen müssen für den Binofix. Ich lege das (nicht mein) 8x20 Ultravid da auch rauf smilie_schild_014.gif


    Stephan, ein Schenkelklopfer smilie_pc_173.gif. Aber jetzt mal ehrlich. Erfroren kannst Du nicht sein, Du hattest doch ne Mütze auf smilie_op_018.gif


    Norman, langsam kommt es raus. Swarovskiverkäufer auf Provisionsbasis und Teleskopschmiedefarbakzentgebungsberater rumba_smilie_133.gif


    Holger (Dahlmann), für Dein 16-70 kannst Du Dir mal Roberts Lösung anschauen. Ein Videoneiger. Oder war das ein Getriebeneiger? Na, egal. Den bringt er sicher mit zum nächsten HTTsmilie_op_015.gif



    Holger (Cleo), ich hab gleich geschaut, der Preis der Baumschraube ist ja eher moderat zu werten bei Swarovski. Wenn ich bedenke, dass so eine kleine Fitzelstirnstütze über 100 Eier kostet, lohnt sich aber. Die Bezeichnung ist auf jeden Fall irreführend, weil ich denke, dass die Bohrung nicht an einem stehenden Baum möglich ist, sondern eher horizontal in einen ... Holztisch .. oder einen Schleifklotzsmilie_frech_019.gif


    Thomas, Wiederholungen sind ausdrücklich erlaubt, alles ist erlaubt. Auch diametral gegenüberstehende Ansichten. Am liebsten mit Bildern vom eigenen Equipment. Es ist in der Tat eine schöne Sammlung von Erfahrungen und Bildern geworden. Stathis sein Bild/Setup glänzt über allen anderensmilie_verl_068.gif


    Viele Grüße


    Rene

    Hallo Jörg,

    Und noch etwas zur Wahrnehmung schwacher Objekte. Ich habe letzte Nacht die Region um Cas und Cep intensiv abgegrast und dabei viele kleine Sternhaufen gefunden, die mir früher nur mit dem 100mm-Miyauchi aufgefallen sind. Faszinierend, diese kleinen Biester sind auch mit 42mm alle sichtbar, doch wenn man freihändig drüberschwenkt, fallen sie nicht auf.

    Eine schöne Offenbarung, finde ich auch. Schön sind vor allem die, die magisch aufleuchten, sobald sie am Gesichtsfeldrand erscheinen (ist nicht magisch, ich weiß, die Objekte am Rand werden automatisch indirekt betrachtet wahrgenommen).


    Beste Grüße


    Rene

    Mensch, Stathis!

    Kein Mensch lacht hier, Du hast uns gut zum Schmunzeln gebracht.

    Was für ein geniales Bild smileys-sommer-37.gifsmilie_hops_032.gif

    Wenn das Foto auf einem Fernglasbuch das Coverbild wäre, die Leute würden sich um das Buch reißen, egal, was drin steht.

    Das Bild spiegelt wirklich alles wider, was Fernglasenthusiasmus ausmacht.


    Kitzel doch Ralph mal ein bisschen, bin gespannt auf seine Lösung.


    Viele Grüße


    Rene

    Hallo Jörg,


    eine sehr schöne Zusammenfassung.

    Ein Pro für die Stativbeobachtung oder Stativ+Spiegelbeobachtung zeigt Deine klare, eindeutige Sichtung von M 32 und M 110 mit nur 42 mm Öffnung. Viele können M 32 mit Gläsern der 50iger Klasse handgehalten nicht erkennen, identifizieren. Witzig ist es schon, dass Du Deine Canon IS auf Stativ schnallst. Aber bei den von Dir beschriebenen optischen Eigenschaften würde ich das auch machen.


    Ich finde den Geschwindigkeitsverlust bei Deinem Setup nicht dramatisch. Letztlich lädt es dazu ein, in einer bestimmten Region ausdauernder zu verweilen und Objekte zu beobachten, die man sonst nicht mit dem Feldstecher probiert hätte.


    Noch ein Nachtrag von mir. Ich habe gestern gut 1 1/2 Stunden mit Ferngläsern vorrangig in Zenitnähe beobachtet. Der Nacken ist echt kein Problem, aber ein Aspekt ist mir bewusst geworden, bei dem ich eine Deiner gemachten Aussagen unterstreichen kann, Jörg. Ich hatte mich an einem engen Doppelstern festgebissen. Irgendwann bemerkte ich den Effekt, dass ich mehr damit zu tun hatte, einen konstanten Einblick durch das Fernglas zu halten, als den Doppelstern zu betrachten. Alles in allem funktioniert es aber, ich habe durch den steten Wechsel zwischen Sternatlas schauen, wo sich das nächste lohnenswerte Objekt befindet und dem Beobachten in Zenitnähe.


    Viele Grüße


    Rene

    Hallo Walter und Alex,

    hallo zusammen,


    danke Euch beiden. Inspirierend und anregend, ja - freut mich sehr ... Kompendium oder Standardwerk, eher nein.

    Aber wenn ich Alex seinen Bericht lese und noch einige Reaktionen hier und im schwarzen Forum sowie einige nette Mails zusammen fasse, dann ist hier und da ganz offensichtlich neue oder wieder aufflammende Freude und Neugier für die Fernglasbeobachtung zu erkennen. Genau das war meine Absicht :).


    Alex, ich bin sehr gespannt, wie Dein Test verläuft.

    Im Zweifelsfall, um etwas Abstand zum kalten Boden zu bekommen, gibt es ja noch diese wippbaren Sommerliegen.


    Viele Grüße


    Rene

    Hallo René,


    Mein Nacken weigert sich da auch... Schön, wenn das bei Dir geht. Die Begeisterung kommt jedenfalls gut rüber!

    (Äh, ich meinte jetzt nicht das Foto, sondern den ersten Text)

    Danke, danke Holger, genau das sollte es.

    Hallo Rene,


    ...Sag mal, wie lange hältst Du den im Bild gezeigten Blick steil nach oben aus? Ich frage, weil astronomische Wahrnehmung ja viel mit dem Sammeln von Bildinformationen zu tun hat. Unser Hirn funktioniert da fast nach dem lucky-imaging-Prinzip: Erst in der Verarbeitung vieler flüchtiger Eindrücke entsteht ein bleibender Gesamteindruck. Das mag bei der visuellen Planetenbeobachtung noch stärker ausgeprägt sein, funktioniert aber bei lichtschwachen Objekten ganz ähnlich. Im Alltag, bei genügend Licht und der 1x-Vergrößerung unserer Augen läuft die neuronale Bildverarbeitung schnell und unauffällig ab. Nachts, im Grenzbereich der Wahrnehmung, braucht unser „Zentralrechner“ aber mehr Zeit und Power für diese Aufgabe. Deshalb sollten wir – um im Computerbild zu bleiben – unnötige andere Programme schließen. Für mich heißt das, möglichst im Sitzen und in entspannter Haltung zu beobachten. So vermeide ich, dass der Gleichgewichtssinn arbeiten muss, um die Austrittspupille nicht zu verlieren. Und es gibt auch keine „Fehlermeldungen“ von der Nackenmuskulatur.

    Hallo Jörg,

    Ich habe zwar einen der genialen Astrostühle von Berlebach, den nutze ich aber nur noch für den 12,5"er. Mit dem Rest wird im Stehen beobachtet, auch mit dem Refraktor. Dank Kurbelsäule kein Problem und ich finde es komfortabler als im Sitzen.

    Im Sitzen ermüdet mein Rücken schneller (früher zumindest, jetzt wäre ich vielleicht auch da ausdauernder). Und dann geht es mir wie von Dir beschrieben, ein schmerzender Rücken und/oder Übermüdung ziehen nur unnötig Ressourcen. Fehlermeldungen zur Nackenmuskulatur habe ich irgendwie keine in meinem Speicher gefunden. Die Beobachtungshaltung in einer Nacht ist eher vielseitig (horizont- und zenitnahe Beobachtungen) ... und ich habe ja auch einen Notenständer mit Sternatlas neben mir, auf den ich ziemlich oft drauf schaue, da ich viel probiere und auf alles, was halbwegs machbar scheint, drauf halte mit meinen Ferngläsern.

    Beste Grüße

    Rene

    Nee Norman, maximal Rücken :D

    Das hab ich auch sofort gedacht, als ich das Bild sah, Norman.

    Auf jeden Fall bist Du zu beneiden, Rene, dass das bei Dir (noch) so gut geht. Ich bin kürzlich mal eine Stunde auf dem Mountainbike meines Sohnes gefahren: Der Hintern wegen der Beinlänge sehr weit oben, der Kopf gefühlt viel zu tief. Wenn ich was durch meine Brille sehen wollte (was bei -8 dpt. im Straßenverkehr überlebenswichtig ist), musste ich den Kopf fast zenitblickweit in den Nacken legen. – Hat drei Tage gedauert, bis der Schmerz weg war.

    Armer Jörg, das kenne ich. Ging mir auch so, als ich das erste Mal auf dem MTB saß, das ich mir im Sommer zugelegt habe. Aber mit ein wenig Übung geht alles. Jetzt knalle ich mit dem Rad über Stock und Stein und danach ... keine Schmerzen.

    Ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste und habe (leider) einen leichten Rundrücken. Die müssen beim Zahnarztstuhl immer extra die Kopfstütze wegen mir verstellen. Aber vermutlich habe ich Beobachtungen in der Stellung wie auf dem Bild schon so oft gemacht, dass Nackenschmerzen kein Thema mehr sind bei mir. Wahrnehmungsverlust erst recht nicht.

    Norman, M 76 mit dem 8x20 war voll Zenit, dann aber wirklich nicht mehr sehr angenehm.


    Jörg, vielleicht hilft ja regelmäßig MTB oder Rennrad fahren, die Nackenmuskulatur für die Fernglasbeobachtung zu stärken ;) 8).


    best entspannte Grüße


    Rene


    PS: Achso Stephan, ich habe ein Einbeinstativ von Walimex gefunden. Noch leichter, etwas kleineres Verpackungsmaß und auch bis auf 171 cm ausziehbar. Und für 19,95 EUR eine Probe wert. Wenn es Schrott ist, kommt Deine Empfehlung dran.

    Hallo Stephan,


    vielen Dank für den Tipp zum Einbeinstativ. Das ist ja echt preiswert. Das kann ich mir ans Fahrrad klemmen. Falls ich nicht noch etwas mit geringerer Transportlänge finde, kaufe ich mir das.

    Mit Schnellwechselplatten habe ich auch gute Erfahrungen gemacht und bin durch den Manfrotto Actiongrip an das Manfrotto-System gebunden. Mit drei unterschiedlichen Fernglasadaptern aber eine schöne Lösung zum Schnellwechseln des Fernglases.


    Im schwarzen Forum konnte sich ein Sternfreund nicht so richtig vorstellen, warum man bei zenitnahen Beobachtungen mit dem Actiongrip mit dem Körper nicht ans Stativ stößt. Ich stelle deshalb hier auch mal das Foto mit ein:

    Das Kinn ist weit weg von allem (keine Anfriergefahr am Stativ), der Körper passt schön zwischen zwei Stativbeine.


    Beste Grüße


    Rene

    Grüß Dich Norman,


    hoppla, die Nachricht kam rein, als ich gerade an der anderen Antwort geschrieben habe. Besten Dank!


    Und noch mehr Argumente pro Fernglas. Fantastisch!


    Mit dem Zwang zu Ferngläsern mit kleinerer AP bist Du sicher nicht unzufrieden ^^. Eine rhetorische Frage, ich weiß. Geht ja nicht anders.

    Und ich kann unterstreichen, dass manche Objekte ihre größte Schönheit erst im Fernglas entfalten und ich kann hier nur nochmal schwärmend NGC 457, den Eulenhaufen in Deinem 18x70 als Beispiel anführen, ein Traum.

    Ja, das war in der Nacht auch für mich ein Augenöffner.


    Beste Grüße


    Rene

    Hallo zusammen,


    vielen Dank für Eure netten Rückmeldungen.

    Ihr wisst ja, fragt zehn Sternfreunde um Rat, dann erhaltet ihr zehn unterschiedliche Ratschläge je nach Vorlieben der Einzelnen.

    Das Fernglasthema ist auch ein weeeeeiiiiiiiiiiiiites Feld, an dem sich viele Geister scheiden und mitunter Gemüter erhitzen können.


    Zumindest ticken wir beide Thomas sehr ähnlich, freut mich sehr. Deswegen haben wir beim HTT vermutlich auch auf Anhieb immer das gemeinsame Verständnis beim Beobachten. ... obwohl, bei Deinem 6"-Bino .. .wer da nicht Ahhh und Ohh ruft während des Durchschauens ;)


    ...man bräuchte nun noch so eine Art BafK für Ferngläser… :/ :whistling: :saint: 8o

    Alex, den BAfK für Ferngläser gibt es ja bald. Wenn mir die Autoren Lambert und Frank des Big Binoscout nicht böse sind mit dem Vergleich. Ich glaube, er wird gerade gedruckt und im November startet der Versand.


    Stephan und Jörg, super die Montierungsergänzungen.

    Ein Einbeinstativ habe ich noch nie probiert, wollte es aber immer schonmal mit dem Dreibein vergleichen.

    Der Zenitspiegel sieht ja hochprofessionell aus Jörg, ich habe heute gleich auch mal Deinen Selbstbau-Thread dazu gelesen. Ich wünschte, ich hätte nur 10% von Deiner Begabung. Den Hang zur Perfektion habe ich auch ... und genau aus dem Grund baue ich so gut wie nichts selbst :S ;)


    Eine Frage zu dem Spiegel habe ich. Wie weit runter zum Horizont kannst Du damit beobachten? Im Zenit wird das seitenverkehrte auf dem Kopf stehende Bild nicht weiter stören, aber Richtung Horizont geht dann vermutlich wieder das große Umdenken los, oder?


    Das Nikon EDG hatte ich auch mal im Visier, bin dann aber bei den Porros von Nikon hängen geblieben.


    Ach und Jörg, extrem krasse Vita, vor den ich nur ehrfurchtsvoll auf die Knie fallen kann. Deinen Vater hätte ich mir gewünscht, allerdings ein bisschen später, bin ja erst 1969 geboren. Geld hatten wir gefühlt wie Heu in der DDR, nur ausgeben konnte man es nicht. Erstaunlich, dass das Fernglas einen Tag im Laden im Schaufenster überstanden hat 8)


    Jochen, ein Lob aus berufenem Munde, besten Dank. Du hast ja auch schon eine Menge durch und könntest sicherlich einen ganzen Roman schreiben.

    Die Parallelogramm-Montierung, die ich hatte, war sehr stabil. Aber das Sperrige hat mich nach zwei oder drei Beobachtungsnächten auch zur Weißglut getrieben.

    Ansonsten konnte man mit dem Teil wunderschön beobachten, wenn alles in der Waage war.

    Zuletzt durfte ich bei einem Freund auch mal mit einem 16x70 auf Fluidhead beobachten. Das war sehr angenehm, butterweiche Nachführung. Der Manfrotto Actiongrip ist da etwas ruppiger, hat aber seine Vorteile in Zenitnähe durch den großen Abstand zum Stativ.


    Viele Grüße


    Rene

    Liebe Fernglas-Freunde,


    Helmut hat zuletzt hier eine schöne Zusammenfassung zu seinen Fernglas-/Binoerfahrungen gegeben.

    Das und die immer wieder zu lesende Aussage, dass Geradesicht-Ferngläser nur bedingt geeignet sind für die astronomische Beobachtung haben mich als Fernglas-Enthusiasten dazu bewegt, meine eigene Vita zu Ferngläsern Revue passieren zu lassen ... und ich möchte Euch daran teilhaben lassen.

    Das soll kein Ratgeber sein, aber ich will in den Zeiten immer mehr aufkommender 45°- und 90°-Einblick-Binos zumindest eine Lanze für Geradesicht-Ferngläser brechen.


    Zu meiner Vita

    Begonnen hat alles 2007 mit einem 10x50 Nikon Action Ex für gerade einmal 120 EUR. Eine sinnvolle, preiswerte Investition, mit der ich herausbekommen wollte, ob das Thema Astronomie mich langfristig fesselt. Hat es!

    Also folgten einige Teleskope und ein kurzer Ausflug in die Astrofotografie, bis ich mich 2013 zurück zu den Wurzeln und zur visuellen Astronomie besann.

    Das Fernglas als astronomisches Beobachtungsinstrument hatte zwischendurch völlig ausgedient, erlebte dann 2014 sein erstes Revival, als ich mehr als 5 Monate auf ein größeres Teleskop warten musste.

    Seitdem beobachte ich mit stetig steigender Begeisterung mit Ferngläsern mit Öffnungen zwischen 20 und 70 mm.

    Ich denke, die Begeisterung hält vor allem deshalb an, weil ich schon vieles in Teleskopen gesehen habe, das ich nun gern auch in Ferngläsern aufspüren möchte.

    Vor zwei Jahren stand ich dann am Scheideweg. Investiere ich in ein Bino mit Wechselokularen und 45/90°-Einblick oder vergrößere ich meine Palette geradsichtiger Ferngläser.

    Ich habe mich letzten Endes für die Erweiterung der Fernglasreihe entschlossen. Die Gründe gegen ein Bino waren vielfältig, angefangen bei den Investitionskosten (doppelte Okularserien), und endend bei der mitunter großen Streuung der optischen Qualität dieser Gläser (Stichwort Hochvergrößerung).

    Ich ergänze meine Ferngläser daher nach oben durch einen 3“ Refraktor und einen 12,5“ Spiegel.

    Inzwischen habe ich mit Ferngläsern verschiedenster Art rund 1.400 dokumentierte Beobachtungen gesammelt und habe trotzdem das Gefühl, noch ganz am Anfang zu stehen, soviel habe ich mit meinen Ferngläsern noch vor.



    Fernglasbeobachtungsnacht - ja, aber wie

    Im Laufe der Jahre habe ich mir viele Gedanken gemacht, wie man relativ bequem Nächte mit Ferngläsern verbringen kann.

    Für gelegentliche Beobachtungen neben dem Teleskop reicht es völlig, handgehalten oder aufgestützt mit dem FG draußen zu stehen.

    Für eine ganze Beobachtungsnacht allein mit dem Fernglas muss dieses auf ein Stativ, egal welche Vergrößerung es hat.

    Im Vergleich ist ein 8-fach vergrößerndes Fernglas auf Stativ gewinnbringender als ein 10-fach vergrößerndes Fernglas handgehalten. Belohnt wird man bei Stativnutzung mit einer deutlich höherer Detailerkennung und der Grenzgrößengewinn sichtbarer Sterne steigt um 1 bis 1.5 mag.

    Dieses Potential beim Fernglas liegen zu lassen, ist aus meiner Sicht so, wie einem guten Teleskop ein unterdimensioniertes Stativ zu verpassen.

    In den letzten Jahren habe ich so gut wie jede Stativlösung für Ferngläser ausprobiert.


    Die Bequemste - Parallelogrammmontierung


    + extrem flexibel und problemlose Zenitbeobachtung möglich

    -  aber auch die sperrigste und schwerste

    Wer viel Platz im Haus oder der Garage … und im Auto hat, greift zu dieser Lösung.



    Die meiner Ansicht nach Beste - Manfrotto Actiongrip auf Kurbelstativ


    + Beobachtung im Stehen möglich durch das Kurbelstativ

    + Beobachtung im Zenit möglich durch den Hebel des Actiongrip

    + echtes grab & go-Feeling

    -  bei größeren Ferngläsern ungünstiger Schwerpunkt bei Zenitbeobachtung



    Die Notlösungen


    - Zenitbeobachtung ist mit der eigentlich für 45°/90°-Einblick-Binos gedachten Einarmgabel nicht wirklich möglich, man schließt schnell Bekanntschaft mit dem Stativ darunter und riskiert im Winter, dass einem die Lippen daran anfrieren

    - die L-Halterung auf Bild 2 geht einigermaßen, aber man steht immer irgendwie neben dem Stativ und muss sich mit mindestens einem der Stativbeine den Platz teilen



    Unsinn


    - das sah nur gut aus, aber Geradsicht und 90° Einblick vertragen sich nicht auf der gleichen Montierung


    Auf fast allen Bildern habt ihr gesehen, dass ich einen Leuchtpunktsucher verwende.

    Der eine oder andere denkt sich jetzt sicher, dass das Fernglas ein Sucher schlechthin ist mit seinem riesigen Gesichtsfeld. Stimmt. Aber es gibt immer wieder Situationen in sternreichen Gegenden - und ganz besonders in zenitnahen Beobachtungspositionen, wo Du die betreffende Stelle nicht genau identifizieren kannst, an der Du Deine Beobachtung starten möchtest.

    Das Sternbild Drache ist ein gutes Beispiel. Der Leuchtpunktsucher hat mir bei solchen Situationen schon oft viel Frust erspart.



    Was also macht für mich Faszination der Fernglasbeobachtung aus

    + binokulares Sehen, logisch

    + reine Fernglasnächte sind sehr kurzweilig, schon allein die kurze Vorbereitung und Abbau erhöhen die Motivation, auch mal nur für eine Viertelstunde vor die Tür zu gehen

    + durch die feste Vergrößerung spart man sich viel Zeit mit dem Okularwechsel

    + dadurch ist die Zahl beobachteter Objekte in gleicher Zeit ist deutlich höher als in Teleskopen

    + man kann riesige Gesichtsfelder überschauen, ideal um den Himmel besser kennen zu lernen

    + FG liefern ein seitenrichtiges aufrechtes Bild, das einem nur ein Refraktor mit Amici-Prisma vergleichbar liefern kann

    + der gefühlte visuelle Kontakt zum Objekt ist der direkteste als bei jeder anderen Optik, weil man direkt auch in die Richtung schaut, in die man beobachtet


    Die Nachteile will ich nicht verschweigen

    - Objektzahl ist je nach Öffnungsklasse eingegrenzt

    - Beobachtungen im Zenit sind unbequem, in Zenitnähe aber nicht unmöglich

    - die Optiken können mitunter schneller beschlagen/zutauen als Teleskope (aber zur Not hat man ein Zweitfernglas im Köcher ;))



    Fernglasempfehlungen

    Ein spezielles, ganz schwieriges Thema. Ich gehöre eher zur Fraktion der Hemdsärmeligen eher praktisch veranlagten. Viele meiner Ferngläser habe ich zwar auch getestet, aber diese Tests nicht bis zum Exzess getrieben, sondern mir meine Einschätzungen zu einem Fernglas lieber nachts während des Beobachtens geholt.

    Deshalb werde ich nur einige allgemeine Empfehlungen geben. Ich denke, jedes Fernglas hat seine Berechtigung, sofern es keine totale Gurke ist.

    Beobachtern, die mit dem Fernglas den Himmel kennen lernen wollen, reicht im Grunde ein Fernglas in der Preisklasse ab 150 EUR (Porroprismen) bzw. 300 EUR (Dachkant).


    Wenn das Fernglas nur für die nächtliche Beobachtung genutzt werden soll, dann würde ich grundsätzlich ein Porroprismen-Fernglas empfehlen, weil diese bei gleicher Qualität analog zu einem Dachkant-Fernglas in der Regel deutlich preiswerter sind.

    Die kompakteren Dachant-Ferngläser machen grundsätzlich eher dann Sinn, wenn das FG auch am Tage genutzt werden soll.

    Brillenträger müssen zwingend auf den Augenabstand achten, der aus meiner Sicht ab 17-18 mm für ein entspanntes Beobachten sorgt. Nichts ist aus meiner Sicht unbefriedigender, wenn man nicht das ganze Gesichtsfeld eines Fernglases überblicken kann. Selbst ich als Nichtbrillenträger klappe bei meinen Ferngläsern die Okularmuscheln zurück oder drehe sie in Brillenträgerposition, weil ich damit dann sehr entspannt das ganze Feld überschauen kann.

    Wenn es in Richtung gehobenere Ansprüche geht, ich habe bei den Porros mit den Fujinon-Ferngläsern gute (aber nicht die besten) Erfahrungen gemacht. Auch die APM-Gläser sollen gut sein und einen größere Augenabstand haben, was insbesondere für Brillenträger von Relevanz ist. Ich selbst schwöre auf Nikon und die EII- und IF WP-Serie.


    Der Markt für Dachkant-Ferngläser ist deutlich größer und wächst ... und wächst ... und wächst. Hier gibt es inzwischen sogar Ferngläser, die qualitativ die besten Porroprismen-Ferngläser schlagen, dafür aber auch richtig viel Geld kosten.

    Wie so oft fällt die Entscheidung meist als Kompromiss zwischen Ansprüchen und Geldbeutel, persönliche Vorlieben und Abneigungen und für die Entscheidungsfindung zum richtigen Fernglas gibt es hier ja jede Menge anderer Threads.


    Wichtig auf jeden Fall, Durchschauen, Durchschauen, Durchschauen und sich nicht all zu sehr von den technischen Details kirre machen lassen. Der persönliche Durchblick am Ende ist entscheidend.



    Zusammenfassung meiner persönlichen Erfahrungen und Vorlieben

    Ein Fernglas gehört auf ein Stativ! Ich beobachte selbst mit meinen 8-fach vergrößernden Ferngläsern stativgestützt.


    Vergrößerung ist für mich mehr wert als Öffnung,

    Hand in Hand mit der eben gemachten Vergrößerungs-Aussage geht, dass weniger Austrittspupille (AP) für fast alle Situationen mehr wert ist als die sogenannten viel gepriesenen Astro-Ferngläser mit 7 mm AP.

    Der Augenöffner schlechthin hier war für mich vor Jahren der Vergleich von NGC 7000 und anderen großflächigen Nebeln mit einem 10x70 Fujinon und einem 16x70 Fujinon unter gutem Landhimmel. Die Nebel wirkten im 10x70 FG flau mit wenigen Strukturen und hoben sich kaum vom Hintergrund ab, während die Kontrastleistung des 16x70 die Nebelregionen viel deutlicher und strukturierter machte.

    Gleiche bzw. ähnliche Erfahrungen habe ich auch bei anderen Objektklassen gemacht.


    Ferngläser sind besonders geeignet für Offene Sternhaufen (eigentlich bin ich durch Ferngläser erst zum Sternhaufenliebhaber geworden), aber auch bei vielen Galaxien kann der Einsatz eines Fernglases lohnend sein.

    Interessierte für Doppelsterne kommen mit Ferngläsern auch voll auf Ihre Kosten. Mein Freund Robert hat eigens dafür eine eigene Rubrik in seinem VdS-Projekt Doppelsterne geschaffen.

    Viele der helleren Planetarischen Nebel sind auch lohnende Objekte, viele sind dann allerdings nur noch stellar. Manche Dunkelnebel erschließen sich auch nur oder besonders in Ferngläsern.

    Bei Galaktischen Emissionsnebeln scheiden sich die Geister. Ich kenne Sternfreunde wie Jiri und Christopher, die sich auf diese Objektklasse spezialisiert und einige beachtenswerte Beobachtungserfolge erzielt haben. Ohne diese Spezialisierung und den damit verbundenen enormen Aufwand bleiben aber nicht viele beobachtenswerte Nebel bzw. der Frustfaktor ist hier bei mir in Vergangenheit recht hoch gewesen, auch wenn die Filtervergleiche an den helleren Nebeln nicht uninteressant waren.


    Es gibt Strukturen am Nachthimmel, die lassen sich nur mit Ferngläsern erschließen. Mein 8x30-Fernglas hat zum Beispiel ein Gesichtsfeld von 8,8°, in das beispielsweise die drei Auriga-Sternhaufen M 36, M 37 und M 38 passen oder Melotte 20 im Sternbild Perseus in seiner ganzen Pracht incl. Umfeld beobachten.


    Beobachtungsprojekte können die Motivation für die Fernglasbeobachtung enorm steigern. Dabei habe ich vor allem auch Beobachtungen am Rande der Sichtbarkeit sehr schätzen gelernt.



    Fazit: Ferngläser machen viel, viel, viel Freude!


    Hier noch einige Links zu Fernglasbeobachtungsberichten von mir:

    Mit dem Fernglas im Grenzgebiet

    Spur der Sterne

    Auch 18x70 können begeistern

    Kleines Glas mit großer Wirkung

    Haufenweise ins Glück


    Links zu interessanten Fernglas-Projekten, an denen ich beteiligt bin:

    FdN - Messier im Fernglas

    VdS - Doppelsterne für Ferngläser

    VdS - Deep Sky mit dem Fernglas


    Viele Grüße und ran ans Fernglas

    Rene