Beiträge von JSchmoll im Thema „Der 10"/f12 TS Cassegrain“

    Hi John,

    die Menge des gebeugten Lichtes bleibt gleich. Eine dickere Spinne nimmt natuerlich durch die geometrische Abschattung mehr Licht weg, aber nur die Beugung an den Kanten der Spinne landet in den Spikes. Das Licht, das auf die Spinne selbst faellt, wird ja absorbiert (und zu einem geringen Anteil gestreut). Mit der Dicke der Spinne aendert sich der Abstand der Kanten. Das wirkt analog zur Spaltbreite bei der Beugung am Spalt. Nur ist dies die "Beugung am Hindernis", die aber analog ablaeuft. Dass dicke Spinnen hellere Spikes erzeugen, liegt daran, dass im Vergleich zur duennen Spinne mehr Ordungen uebereinander liegen.

    Aber ich lasse es jetzt hierbei, denn es geht ja im Thread um den Cassegrain (an dieser Stelle an meine eigene Nase fassend, hatte ich das Spikethema ja angestossen). Bei Diskussionsbedarf mache ich hierfuer einen separaten Thread auf. Ich finde das Thema der Beugung an der Spinne recht interessant. Es gibt ja auch noch andere schoene Sachen, wie die gebogene Spinne.

    Zitat

    Das Strahlenkreuz hat bei mir immer die Breite der Planeten. Allerdings ist es manchmal störender und manchmal weniger störend.

    Hi Roland,


    das ist normal, dass die Spikes Objektbreite besitzen. Das Licht wird ja von jedem Feldpunkt gebeugt, so machen 2 Sterne 2 Spikesystem oder ein zusammenhaengendes Objekt ein Spikesystem, dessen Breite der Objektausdehnung entspricht. Die Dicke der Streben beeinflusst die Staerke der Beugung. Wie bei der Beugung am Spalt: Je enger der Spalt, desto weiter gehen die Interferenzmaxima auseinander. Da wir hier im Weisslicht beobachten, werden die Maxima verschiedener Wellenlaengen zu einem Spektrum verschmiert, das sich mit den Nachbarmaxima ueberlappt. Bei einer dicken Spinne sieht der Beobachter die einzelnen Spektren (das sehe ich auch sehr schon auf Fotos mit meinem alten 8" Skywatchernewton, der noch die 5mm breite Guss-Spinne hat), bei einer duenne Spinne ist womoeglich nur ein einziges Spektrum sichtbar, weil die anderen Ordnungen ausserhalb des Gesichtsfeldes abgebildet werden. Hierdurch nimmt auch die Intensitaet entlang des Spikes ab, und der Kontrast erhoeht sich entsprechend.

    Dicke Spinnen wie bei den GSO-Cassegrains/RCs sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Sie halten das System schon justierstabil, und die Spikebreite kann sogar zum Fokussieren minimiert werden (Prinzip der Bahtinovmaske). Ich finde die Spikes auch auf meinen Aufnahmen recht huebsch. Aber natuerlich nehmen sie beim Planeten etwas Kontrast weg.

    Editierter Einwand: Tun sie das? Die 1. Ordnung liegt doch normalerweise ausserhalb des Scheibchens. Aber der Planet ist natuerlich auch in Spikerichtung ausgedeht, und wenn das Licht der ersten Ordnung des linken Planetenrandes in den Bildort des rechten Randes faellt, geht hier der Kontrast durch die Aufhellung herunter. Hier ist die duenne Spinne klar im Vorteil, da die 1. Ordnung weiter von der 0. Ordnung entfernt zu liegen kommt.

    Schoene Anleitung, Gerd. So bin ich bei den groesseren RCs am Kielder Observatory (16", 14") ebenfalls vorgegangen. Erst Fangspiegel am Laser, dann Hauptspiegel am Stern. Nur den Okularauszug hatte ich damals nicht einjustiert. Die Geraete werden aber auch fast ausschliesslich visuell genutzt.

    Hi Gerd,

    danke dafuer. Ich hatte die 10"-Version, aber als RC. Und da waren die Blendrohre falsch dimensioniert. GSO muss es beim Cassegrain besser hinbekommen haben. Allerdings wurde der Effekt bei mir erst bei Deepskybelichtungen unter Mondlicht auffaellig. Er sollte aber auch bei Objekten in Mondnaehe visuell auffallen. Wenn Du da nichts siehst, sind das gute Neuigkeiten.

    Schoener Artikel, danke!

    Ich hatte das gleiche Teleskop im Volltubus als f/8-RC. Eigentlich fuer Astrofotografie angeschafft, machte es auch am Planeten trotz der Obstruktion eine ueberraschend gute Figur. Eigentlich wollte ich es nicht mehr hergeben, aber dann konnte ich es gegen ein 14" Meade SCT eintauschen und ich konnte dem Oeffnungsfieber nicht widerstehen.


    Deine Erfahrungen mit dem Okularauszug kann ich bestaetigen. Bei mir ist das Teil, auf dem die Klemmschraube sitzt, beim ersten Klemmversuch gleich zerbroeselt - Plastik ist keine gute Materialwahl fuer ein solch beanspruchtes Teil. TS schickte gleich Ersatz, aber ich habe das kaputte Teil mit Zweikomponentenkleber ausgegossen und seitdem haelts. Das Gelbe vom Ei ist der Auszug aber nicht.


    Hast Du das Blendensystem mal auf Tagblindheit getestet? Ich bekam andauernd solche Autoreifen im BIld, die sich durch Flatfielding nicht beseitigen liessen. Gerade bei hoher Himmelshelligkeit (Mondlicht) war das eine Pest. Ich habe dann eine alte Spiegelreflexkamera hinten drangemacht und den Verschluss bei geoffneter Rueckwand unter "B" betaetigt. Es zeigte sich beim Durchgucken durch die Kamera, dass ausserhalb der BIldmitte ein sichelfoermiges Stueck Himmel erkennbar war. Hier schien der Himmel direkt auf den Chip! Soviel zum "computeroptimierten Blendensystem". Ein duenner Plastikring mit scharfer Kante (gedreht aus dem Deckel einer Chipsrolle vom Lidl :) ) ist dort nun aufgesteckt, und die Aufnahmen sind nun zumindest bis zum APS-Format "flatfieldbar".

    Trotz dieser unnoetigen, aber behebbaren Maengel eines der besten Teleskope, die ich hatte.

    Nochmal zur weiter oben aufkommenden Frage, warum Cassegrain anstatt SCT: Die Staerke des Cassegrain liegt hier in einem Zweispiegelsystem mit relativ hoher Aequivalentbrennweite, sodass man ohne Fokus- oder Transmissionsverlust auch in anderen Wellenlaengen arbeiten kann. Ein weiterer Vorteil, der aber inzwischen kaum mehr genutzt wird, ist die Wandelbarkeit zu einem Newton oder Primaerfokussystem, da der Hauptspiegel parabolisch ist. Newton-Cassegrains waren frueher sehr beliebt.